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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott
Autoren: Hans Wolf Sommer
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hinter einem fluoreszierenden Felsbrocken hervorgeschossen und drangen gleichzeitig auf ihn ein. Steil stachen ihre nackten Schwänze in die Luft, und rot glühten ihre kleinen, tückischen Augen. Diese Dämonenratten sahen noch scheußlicher aus als ihre Verwandten im Diesseits.
    Vor irgendwelche Probleme stellten sie den Professor nicht. Er benötigte nicht einmal sein Amulett, um mit ihnen fertig zu werden. Sein Astralkörper, in dem die magische Kraft des Jenseitigen steckte, konnte es spielend leicht mit ihnen aufnehmen. Ein wuchtiger Tritt schleuderte die erste zehn Meter zurück, ließ sie gegen einen Felsen knallen, wo sie reglos liegen blieb. Die zweite erlitt das gleiche Schicksal. Die dritte, die an ihm hochgesprungen war und gerade ihre Zähne in seinen Oberschenkel bohren wollte, fing er ab und schleuderte sie weit von sich. Sie verschwand in einer Erdspalte und kam nicht wieder zum Vorschein.
    Erste Prüfung bestanden, gratulierte Zamorra sich selbst.
    Dann machte er, dem Ritual entsprechend, eine kreisende Armbewegung. Er war bereit zum zweiten Gang.
    Sie kamen.
    Die tote Erde vor ihm klaffte auf, und sie quollen hervor. Würmer, Maden, Raupen… Ein glitschiger, sich windender, schleimiger Haufen.
    Zamorra merkte, wie ihn der Ekel ansprang. Sofort suchte er Zuflucht bei einer der Meditationspraktiken, die ihn der Guru Padma gelehrt hatte. Unter gar keinen Umständen durfte er sich vom Ekel übermannen lassen, ebenso wenig wie von Angst, Grauen oder Verzweiflung. Alle diese Empfindungen wirkten gleichzeitig auch auf sein schutzlos schlafendes Bewusstsein im Diesseits ein. Der sabbernde Mönch, der sich selbst blutig gekratzt hatte, war nur wahnsinnig geworden, weil er im zwölften Kampf seine Selbstbeherrschung verloren hatte.
    Der Anflug von Ekel schwand dahin. Was da Schleimspuren hinter sich herziehend, auf ihn zukroch, war dämonisches Ungeziefer, sonst nichts. Und Ungeziefer zertrat man.
    Entschlossen ging er dem Gewürm entgegen, hob den rechten Fuß und setzte ihn ohne mit der Wimper zu zucken mitten hinein in die quirlende Masse dämonischen Ungeziefers. Er zerstampfte es zu einem giftigen Brei.
    Die zweite Prüfung war bestanden.
    Die dritte folgte sogleich.
    Schlangen diesmal, wieder drei gleichzeitig. Sie waren von verschiedener Größe - eine winzige, nicht dicker als ein Finger, aber vermutlich voller Gift, dann eine mittelgroße, kobraähnliche und schließlich eine oberschenkeldicke Riesenschlange.
    Die kleinste erschien dem Professor am gefährlichsten. Und sie war es auch, die als erste auf ihn zuschnellte. Im letzten Sekundenbruchteil gelang es ihm den Fuß wegzuziehen, nach dem das winzige Scheusal schnappte. Die beißgierigen Kiefer des Schlangenkopfes klappten zusammen.
    Diesen Umstand nutzte der Professor. Blitzschnell griff er zu und packte die Dämonennatter hinter dem Kopf. Im gleichen Augenblick war die Kobra heran. Zamorra sah ihren weit aufgerissenen Rachen unmittelbar vor sich. Er handelte nahezu instinktiv, ließ seine rechte Hand vorprellen und stieß der Kobra die Giftnatter zwischen die Zähne. Die größere Schlange biss zu und trennte der Natter den Kopf ab. Dann war auch ihr eigenes Schicksal besiegelt. Zamorra packte sie am Schwanzende und zerschmetterte sie an einem Felsen.
    Blieb noch die Riesenschlange. Auch sie war jetzt bei ihm, hatte bereits begonnen, ihn zu umschlingen. Sie hatte unerhörte Kräfte und versuchte, ihm die Luft aus dem Leib zu pressen. Mit Starren, unendlich bösen Augen sah sie ihn dabei an.
    Zamorra erwiderte ihren Blick, fixierte sie mit stählerner Härte. Zuerst schien sie unbeeindruckt. Sie verstärkte die Umklammerung seines Körpers. Der Professor spürte, wie eine seiner Rippen brach.
    Dann aber zeigte sich, dass die hypnotische Kraft Zamorras stärker war. Die Augen der Dämonenschlange trübten sich. Gleichzeitig lockerte sich ihr Würgegriff. Und Sekunden später ließ sie ganz von ihm ab und kroch besiegt davon.
    Trotzdem war Zamorra nicht ganz zufrieden. Die gebrochene Rippe gefiel ihm gar nicht. Er hatte die dritte Prüfung erfolgreich bestanden und hätte jetzt als Träger des dritten Tschöd-Grads ins Diesseits zurückkehren können. Aber das lag ihm natürlich fern. Neun weitere Prüfungen warteten auf ihn, und er war entschlossen, keine von ihnen zu meiden. Hoffentlich würde ihn die gebrochene Rippe dabei nicht allzu sehr belasten.
    Weiter im Kampf…
    Die niedrigsten Elemente der Dämonenhierarchie hatte er besiegt. Jetzt
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