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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott
Autoren: Hans Wolf Sommer
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kam.
    Er musste kommen, wenn Zamorra ihn rief. Der Professor hatte ihn besiegt, und Yama war von nun an sein Diener.
    Diese Rolle gefiel ihm gar nicht. Seine Augen - das mittlere hatte sich wieder regeneriert - erstrahlten in einem wutflammenden Rot, aber trotz all seiner Macht, konnte auch er sich nicht über die Gesetze der Magie hinwegsetzen. Er musste gehorchen, ob er wollte oder nicht.
    »Bring mich ins Große Kloster der Bon-po«, befahl Zamorra. »Bring mich zu der weißen Frau, die die unseligen Priester gefangen halten!«
    Yama kam dem Befehl nach. Er nahm den Professor in einen seiner Knochenarme, sanft wie eine Feder.
    Ein Blitz zuckte auf, begleitet von einem hallenden Donnerschlag, dessen Echo von den Bergen vielfach zurückgeworfen wurde.
    Das Kloster der Schlangenlamas verschwand. Für einige Sekunden wurde die öde Landschaft der jenseitigen Dimension sichtbar. Zwischenstation… Dann ging die Reise weiter.
    Und endete sofort wieder.
    Zamorra und der Totengott materialisierten in einem von Felsen umgebenen Raum. Yama setzte den Professor ab.
    »Bleib hier!«, befahl Zamorra dem Dämon.
    Dann machte er sich mit der Situation vertraut.
    Er sah Edgar Birch, der in Lotusstellung in einer Ecke kauerte, sah mehrere schwarzgekleidete Männer, die starr vor Schreck mit entsetzten Gesichtern auf ihn und den Dämon blickten, und er sah Nicole.
    Ihr Anblick zerriss ihm fast das Herz, Sie hing an einer Felsenwand, von eisernen Ketten gehalten. Totenblass, mit geschlossenen Augen. Über ihrem von Eisenstäben zur Unbeweglichkeit verurteilten Kopf befand sich ein Behälter, aus dem in regelmäßigen Abständen Wassertropfen fielen.
    Die chinesische Wasserfolter!, schoss es Zamorra durch den Kopf.
    Er kannte diese Folter, die zum grausamsten gehörte, was sich pervertierte Menschenhime ausgedacht hatten. Die stetig fallenden Wassertropfen, die immer dieselbe Stelle des Kopfes trafen, trieben jeden Menschen in einer gewissen Zeit dem unvermeidlichen Wahnsinn in die Arme.
    Eine furchtbare Wut überkam den Professor. Wie ein Berserker stürzte er sich auf die Bon-po-Mönche und hieb mit beiden Fäusten auf sie ein. Die Gegenwart Yamas hatte sie regelrecht gelähmt. Sie leisteten keinerlei Widerstand.
    Zamorra hielt sich nur für wenige Sekunden mit den Dämonenpriestern auf. Er eilte zu Nicole, befreite sie von ihren Ketten und nahm sie in seine Arme.
    »Nicole!«
    Die Sorge tobte in Zamorra. Sie lebte, schien körperlich auch unversehrt zu sein. Wie aber war es mit ihrem Geist? War auch dieser noch unversehrt oder hatte die chinesische Wasserfolter ihn bereits unrettbar verwirrt?
    »Nicole, so hör mich doch!« Der Professor sagte es fast flehend.
    Und dann schlug seine Freundin die Augen auf. Augen, die so klar waren wie ein Bergsee.
    »Chef!«, flüsterte sie. Ein stilles Lächeln glitt über ihr bleiches Gesicht.
    Unendliche Erleichterung erfüllte den Professor. Nicoles Geist hatte sich nicht getrübt. Er war noch rechtzeitig gekommen.
    Er küsste sie, lange und ausgiebig, vergaß ganz, wo er sich befand. Nicole ging es ebenso.
    Aber sie kehrte zuerst in die Wirklichkeit zurück. Zamorra sah, dass ihre Augen sich schreckhaft weiteten. Er folgte ihrem Blick, bemerkte, dass er auf Yama gerichtet war, den sie wohl erst jetzt gesehen hatte.
    »Chef, dieses Ungeheuer…«
    Zamorra lächelte. »Dieses Ungeheuer ist mein ergebener Diener Yama. Was meinst du, sollen wir Ihn mit ins Château Montagne nehmen?«
    »Ich fürchte, Raffael wird dagegen sein«, erwiderte sie.
    Und dann lächelte auch sie wieder.
    ENDE
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