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0090 - Satans Doppelgänger

0090 - Satans Doppelgänger

Titel: 0090 - Satans Doppelgänger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Bill.
    Er ging auf sein Zimmer, das wie die anderen drei Gästeräume des Motels nach hinten raus lag. Es war klein und einfach ausgestattet, aber sauber.
    Bill legte sich nieder. Immer wieder zogen die Ereignisse des Tages vor seinem geistigen Auge Revue.
    Dieser Spiegel…
    Grübelnd lag er auf dem Rücken und starrte an die Decke. Sehen konnte er diese allerdings kaum. Durch das einzige Fenster des Zimmers drang nur ganz schwaches Mondlicht herein. Dunkelheit und Stille hüllten ihn ein wie ein Mantel.
    Dann hörte er, wie die Zimmertür, die er vorsorglich nicht verriegelt hatte, leise aufglitt. Huschende, leichtfüßige Schritte näherten sich seinem Bett. Sekunden später spürte er die Berührung samtener Haut, die seinen ganzen Körper förmlich elektrisierte.
    »Bill«, flüsterte eine rauchige Altstimme. Dann fühlte er warme Lippen, die sich verlangend gegen die seinen preßten.
    Sie war wild wie ein heißer Sandsturm in der Wüste und gleichzeitig so zart wie eine soeben erblühte Rose. Bill versank in einem Taumel der Leidenschaft, trat ein in eine Welt, die wie ein Traum war.
    Plötzlich jedoch wurde er jäh in die rauhe Wirklichkeit zurückgerissen.
    Ein furchtbarer Schrei gellte auf, ein Schrei der höchsten Todesnot.
    Sofort löste sich Bill aus den weichen Armen des Mädchens und setzte sich auf.
    »Was war…«
    Auch Ava war hochgefahren. »Mein Vater!« stieß sie hervor. »Das war mein Vater!«
    Ein Satz brachte Bill aus dem Bett. In Sekundenschnelle hatte er sich seinen bereitliegenden Morgenmantel übergeworfen. Er stürzte zur Tür, riß sie auf.
    Ein zweiter Schrei durchbrach die Stille des nächtlichen Motels.
    »Wo ist das Zimmer deines Vaters, Ava?« fragte der Kulturhistoriker gehetzt.
    »Dritte Tür rechts!«
    Bill war bereits im Gang, jagte über den Holzfußboden, der unter seinen nackten Füßen knarrte wie eine brennende Zigarrenkiste. Schon hatte er die Zimmertür des Moteliers erreicht, drückte die Klinke nach unten.
    Verschlossen!
    Bill trat zwei Schritte zurück, nahm Anlauf und warf sich mit vorgeschobener Schulter gegen die Türfüllung. Er war ein kräftiger, atlethischer Mann. Die nicht allzu solide Tür hatte seiner Wucht nichts entgegenzusetzen. Splitternd flog sie nach innen. Bill ebenfalls.
    Er sah eine schattenhafte Gestalt. Sie stand am Fenster, machte gerade Anstalten nach draußen zu klettern.
    Bill spannte die Muskeln, warf sich im Hechtsprung nach vorne. Eine seiner ausgestreckten Hände packte ein Bein des Unbekannten, das dieser gerade hochziehen wollte.
    Der Mann geriet ins Straucheln, wußte sich aber zu helfen. Sein freier Fuß prellte vor. Bill, noch in der Bodenlage, bekam einen mörderischen Tritt ins Gesicht. Hören und Sehen verging ihm, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber noch hielt er eisern das Bein des anderen umklammert. Dann jedoch mußte er notgedrungen loslassen. Der Unbekannte setzte ihm die Sohle seines Schuhs auf den Unterarm, ließ sein ganzes Gewicht darauf ruhen. Dieses war beträchtlich, denn der Mann war von der Natur her genauso kräftig wie Bill, hatte praktisch dieselbe Figur. Wenn Bill nicht Gefahr laufen wollte, sich den Arm zu brechen, hatte er gar keine andere Wahl.
    Kaum frei, jumpte der Fremde hoch und sprang geschmeidig aus dem Fenster.
    In diesem Augenblick flackerte an der Zimmerdecke eine Lampe auf. Ava, die Bill nachgelaufen war, hatte den Lichtschalter angeknipst. Es wurde hell im Zimmer.
    Ein entsetzlicher Aufschrei brach aus der Kehle des jungen Mädchens.
    »Neeeiiinnn!«
    Bill rappelte sich vom Boden auf, und fuhr herum.
    Da stand Ava, nackt wie die großzügige Natur sie geschaffen hatte. Aber Bill hatte jetzt für ihren prächtig gewachsenen, mattbraun schimmernden Körper keinen Blick. Er folgte ihren Augen, die starr auf das Bett an der Wand gerichtet waren.
    Auf diesem Bett lag Moyo, der Vater des Mädchens. Er war unzweifelhaft tot, schwamm förmlich in einem Meer von Blut.
    Bill biß sich auf die Unterlippe. Sein Blick fiel auf den indianischen Teppich vor dem Bett. Dort lag ein großkalibriger Revolver. Mit dieser Waffe hatte Moyo möglicherweise versucht, sich gegen seinen Mörder zur Wehr zu setzen.
    Der Kulturhistoriker machte drei Schritte nach vorne, bückte sich nach dem Revolver, nahm ihn an sich.
    Es war ein altes Coltmodell, wie es jedoch hier im Westen noch häufig im Gebrauch war. Die Waffe war geladen und auch bereits entsichert.
    Mit der Waffe in der Hand rannte Bill zurück zum Fenster, sprang
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