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0090 - Satans Doppelgänger

0090 - Satans Doppelgänger

Titel: 0090 - Satans Doppelgänger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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anscheinend sehr beeindruckt hatte.
    Er nahm den Brief entgegen, las und wunderte sich. »Wie denn — das ist ja schon in einer Woche! Wie denken diese Leutchen sich das denn? Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als Doktorhüte entgegenzunehmen !«
    »Du tust den Leutchen unrecht«, klärte Nicole ihn auf. »Tatsächlich ist die Einladung schon vor längerer Zeit abgeschickt worden. Die Post ist für die verspätete Zustellung verantwortlich.«
    Der Professor warf einen Blick auf das Datum und pfiff durch die Zähne. »Vor sechs Monaten! Immerhin — wenn man bedenkt, wie lange der Dreißigjährige Krieg gedauert hat…«
    »Wir fliegen also rüber?« erkundigte sich Nicole, die anscheinend mal wieder von der Reisewut gepackt war.
    »Müssen wir ja wohl, nicht?« Zamorra seufzte. »Na ja, auf diese Weise sehen wir Bill wenigstens. Und das ist ja auch einiges wert.«
    Er freute sich immer sehr, wenn er Gelegenheit bekam, Bill Fleming zu treffen. Und er wußte auch, daß diese Freude auf Gegenseitigkeit beruhte. Ihn und den Kulturhistoriker verband eine echte Männerfreundschaft, die ihresgleichen suchte.
    »Ja«, sagte Nicole, »ich schicke Bill gleich ein Telegramm, daß wir kommen.«
    »Tu das«, nickte Zamorra.
    Dann vertiefte er sich wieder in das Buch.
    Einen Quatsch schrieben sich manche Leute da so zurecht…
    ***
    Bill unternahm mehrere Versuche, mit dem Motelier über den Spiegel zu sprechen. Es war keine Frage für ihn, daß der Mann einiges darüber wußte. Er stammte aus demselben Pueblo, aus dem auch der Spiegel her war. Das hatte Bill von seiner Tochter in Erfahrung gebracht. Aber Moyo — so hieß der Mann — war nicht bereit, eine befriedigende Antwort zu geben. Er ging Fleming und Stigwood aus dem Weg. Und als ihn Bill dann doch einmal gestellt hatte, war kaum etwas aus ihm herauszuquetschen gewesen.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Mister«, hatte er brüsk gesagt. Und dann hatte er noch etwas vom ›Zorn der Schrecklichen‹ gemurmelt, dem er sich nicht aussetzen wolle.
    Chris Stigwood hatte seinen ersten Schock schnell überwunden. Bills Vorschlag, den Spukspiegel zu nehmen und in die nächste tiefe Felsenspalte zu feuern, lehnte er ab.
    »Okay, Bill«, hatte er sich geäußert, »es ist also einiges nicht geheuer an dem Ding. Na und? So lange das Glas nur eiskalt wird und Licht und Nebel von sich gibt, liegt doch kein Grund vor, sich davon zu trennen, oder? Was meinen Sie, was mir einige Leute für den Spiegel zahlen? Stellen Sie ihn sich doch mal als Partyattraktion vor! Ganz New York wird sich danach drängen, das Ding einmal in Aktion zu sehen.«
    Immerhin hatte er sich von Bill überzeugen lassen, daß es wohl besser war, den Spiegel wieder schön in die Decke einzuwickeln und im Wagen zu lassen.
    Ein Dieb war wohl nicht zu befürchten. Von dem Fremden, den sie gesehen zu haben glaubten, hatte sich trotz eifriger Suche keine Spur gefunden. Selbst Bill hielt es schließlich für möglich, daß sie, geblendet durch den Glanz des Spiegels, einer optischen Täuschung zum Opfer gefallen waren.
    Die Dunkelheit kam. Stigwood, nicht mehr der aller jüngste, zog sich bald nach dem wirklich sehr schmackhaften Abendessen auf sein Zimmer zurück.
    Bill blieb mit dem Mädchen allein im Gastraum zurück.
    Er studierte die Getränkekarte und bestellte eine Flasche mexikanischen Landwein. Den konnte man wenigstens auch trinken, ohne von der Kühlung abhängig zu sein.
    »Trinken Sie ein Gläschen mit mir, Ava?«
    Die Tochter des Hauses lächelte neckisch. »Eigentlich darf ich das ja nicht. Was sollen denn die anderen Gäste sagen?«
    Bill blickte sich in dem gähnend leeren Raum um und versprach ihr, jedem Gast gehörig seine Meinung zu geigen, der sich beschweren würde.
    Das beruhigte sie. Sie nahm seine Einladung an.
    Es wurde ein netter Abend. Der Rotwein war sehr süffig, und so blieb es nicht bei der einen Flasche. Bill gelang es, die Gedanken an den Spukspiegel in den Hintergrund seines Bewußtseins abzudrängen. Nur zweimal wurde er wieder daran erinnert, als Moyo hinter dem Tresen auftauchte und mit äußerst mißtrauischen Blicken die Tischrunde zu zweit störte.
    »Schläft Ihr Vater nie?« erkundigte sich Bill leise.
    »Bald!« antwortete das bildhübsche Girl. Es klang wie eine Verheißung.
    Schließlich wurde es Zeit, die Weintafel aufzuheben.
    »Die Nacht ist nicht allein zum Trinken da«, sagte Bill vieldeutig.
    »Na, dann schlafen Sie gut«, lächelte das Mädchen.
    »Oooch«, machte
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