Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0090 - Satans Doppelgänger

0090 - Satans Doppelgänger

Titel: 0090 - Satans Doppelgänger
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
Felsenhaus zu betreten.
    Im Gegensatz zu dem alten Mann, der in der traditionellen Tracht seines Volkes gekleidet war, hatte der Neuankömmling Jeans und T-Shirt an. Seine Füße steckten in abgetragenen Turnschuhen. Er war noch jung, knapp über Zwanzig etwa. Und als er jetzt näherkam, stieg Bill ein leichter Alkohol du nst in die Nase.
    Stigwood schaltete sofort. »Sie sind verfügungsberechtigt über diese Sachen, junger Freund?« erkundigte er sich mit dem wachen Instinkt des erfolgreichen Geschäftsmanns.
    »Klar«, sagte der junge Indianer, »ich bin sein Neffe.« Mit dem Kinn deutete er auf den Alten. »Für tausend Eier können Sie den Spiegel haben, Mister.«
    »Tausend?« echote Stigwood und zog dabei die Augenbrauen hoch. »Hören Sie mal, junger Freund…«
    Der >junge Freund< hörte jetzt nicht. Jedenfalls nicht auf Stigwood. Er hörte auf seinen Onkel, der jetzt heftig und gestenreich auf ihn einredete.
    Bill wurde sich des Unterschieds zwischen den beiden Indianern bewußt.
    Onkel und Neffen trennten mehr als zwei Generationen. Welten lagen zwischen ihnen. Der Alte war noch ganz der Tradition verhaftet, lebte noch mehr oder weniger genauso, wie sein Volk seit Jahrhunderten lebte. Der Junge hingegen hatte sich der modernen Zeit angepaßt. Wahrscheinlich wohnte er auch gar nicht mehr fest hier im Pueblo.
    Die beiden unterhielten sich in ihrer Muttersprache. Stigwood verstand verständlicherweise kein Wort. Bill hingegen besaß gewisse Kenntnisse des Pueblo. Er bekam einiges von dem mit, was der alte Mann sagte.
    »… großes Unglück… Bannspruch… furchtbare Gefahr… unsere Verpflichtung… Väter… unter gar keinen Umständen… unsere Schuld…«
    Der Zusammenhang blieb Bill verborgen. Aber eins begriff er ganz zweifelsfrei: der alte Mann wollte den Spiegel nicht weggeben, weil er befürchtete, daß dann etwas Schreckliches geschehen würde.
    Aberglaube?
    Vor Jahren noch hätte Bill ohne auch nur im geringsten zu zögern >ja< gerufen. Seitdem er jedoch der beste Freund des weltbekannten Parapsychologen Professor Zamorra war, wußte er, daß der sogenannte Aberglaube sehr oft kein leerer Wahn, sondern bedrohliche Realität war.
    Auch im Falle dieses seltsamen Spiegels? Er besaß nicht genug Informationen, um dies beurteilen zu können.
    Der junge Indianer schien jedenfalls der Ansicht zu sein, daß der Alte Hirngespinsten nachjagte. Seine Antworten ließen kaum eine anderen Schluß zu. Er ließ seinen Onkel wissen, daß er ihn für einen alten Schwätzer halte, der von Tuten und Blasen keine Ahnung habe, und sich am besten einmachen solle.
    Bill wußte nicht, wer von den beiden nun recht hatte. Aber er fand, daß es wirklich keine Art war, wie der Junge mit dem Alten umsprang. Der Bengel war ihm höchst unsympathisch.
    Das Streitgespräch ging schließlich zu Ende, ohne daß die Indianer zu einem Übereinkommen gekommen waren. Den Jungen kümmerte das jedoch nicht. Er ging einfach auf den strittigen Spiegel zu und machte Anstalten, ihn von der Wand zu nehmen.
    Sein Onkel wollte ihn daran hindern, ging mit ausgestreckten Armen und laut lamentierend auf ihn los. Er hatte natürlich keine Chance. Der junge Bursche war körperlich weit überlegen und schubste den Alten einfach weg. Resigniert ließ dieser von seinem aussichtslosen Tun ab, gab seinen Widerstand auf.
    Er blickte Bill und insbesondere Stigwood mit wissenden Augen an.
    »Ich habe Sie gewarnt!« sagte er düster.
    Dann drehte er sich um, verzog sich in den Hintergrund, schob einen gewebten Vorhang zur Seite und verließ den Raum.
    Der junge Indianer lachte dazu nur.
    Bill war richtig zornig auf ihn. Am liebsten hätte er ihm eine runtergehauen. Er beherrschte sich jedoch. Kurz spielte er mit dem Gedanken, dem Alten nachzugehen und ihm einige Fragen zu stellen. Dann sah er aber doch davon ab. Der Indianer würde ihm doch nur mit vagen Andeutungen kommen, ohne etwas Konkretes zu sagen.
    Der Neffe hatte den Spiegel inzwischen von der Wand genommen und sich vor Stigwood aufgebaut.
    »Tausend, Mister?«
    Stigwood hatte den Streit zwischen den beiden Eingeborenen nicht unzufrieden verfolgt. Klar, daß er dem Jungen die Daumen gehalten hatte. Aber das hieß nun nicht, daß er jetzt bereit war, auf alles einzugehen.
    »Tausend?« wiederholte er. »Junger Freund, Sie sind ein bißchen verrückt. Dreihundert habe ich Ihrem Onkel geboten!«
    »Ihm, aber nicht mir! Also?«
    Stigwood überlegte kurz. »Nun gut, weil Sie sich für mich verwendet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher