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0090 - Satans Doppelgänger

0090 - Satans Doppelgänger

Titel: 0090 - Satans Doppelgänger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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haben… vierhundert.«
    »Neunhundert!«
    »Fünfhundert!«
    Sie einigten sich auf siebenhundert.
    »Dafür müssen Sie für den Krug aber extra noch mal hundert zahlen«, peilte der Junge den nächsten Profit an.
    Ja, er hat sich den modernen Zeiten angepaßt, dachte Bill Fleming. Und er wußte gar nicht mal, ob das so gut war. Die traditionelle indianische Lebensweise hatte zweifellos Werte, die erhaltenswert waren.
    Für siebenhundertfünfzig Dollar wechselten Spiegel und Krug den Besitzer. Gegen Barzahlung. Darauf hatte der junge Bursche bestanden.
    Stigwood ließ den Spiegel in eine bunte Decke, für die er nochmals zehn Dollar zahlen mußte, einwickeln, um ihn gegen Bruchgefahr zu schützen.
    »Na, habe ich ein Geschäft gemacht?« raunte er Bill zu, als sie das Felsenhaus verließen und die Außenleiter hinunterstiegen.
    »Ich weiß nicht«, antwortete der Kulturhistoriker ahnungsvoll…
    ***
    Nicht viel später verließen Bill Fleming und Chris Stigwood das Indianerdorf in dem geländegängigen Lieferwagen, den der Händler in Albuquerque gemietet hatte. Die stufenförmigen, mehrstöckigen Felsenhäuser und das bunte Treiben auf dem Dorfplatz blieben schnell zurück.
    Der Ladeteil des Wagens war gut gefüllt. Stigwood hatte in diesem Pueblo — und in einem zweiten — unter der fachmännischen Anleitung Bills gut eingekauft. Kunstvolle Töpferwaren, prächtige Wandteppiche, farbenreiche Gewänder, dazu diverse original Kultgegenstände würden ihm in New York hohe Gewinne einbringen. Der Jet-set, neuerdings ›Beautiful People‹ genannt, und diejenigen, die gerne dazu gehört hätten, waren bereit, für handgefertigtes, authentisches Kulturgut jede Menge Dollars auf den Tisch zu legen.
    Prunkstück war natürlich der geheimnisvolle Spiegel. Siebenhundert Dollar waren an sich eine verrückt hohe Summe für einen kunstgewerblichen indianischen Artikel, aber in diesem Fall schien der Preis doch gerechtfertigt. Und wenn dem Spiegel zusätzlich auch noch der Ruch des Unheimlichen anhing… Einige weltberühmte Edelsteine, die aus Asien stammten, kosteten nur deshalb Millionen, weil angeblich ein tödlicher Fluch auf ihnen ruhte.
    Stigwood war heiterster Laune.
    »Spüren Sie schon was, Bill?« fragte er, während er den Wagen über die unebene, holprige Fahrstraße steuerte, die von den indianischen Siedlungen zum Highway nach Albuquerque führte.
    »Was soll ich spüren, Chris?«
    »Na ja«, grinste der Kunstgewerbehändler, »ich meine natürlich den Fluch des Spiegels. Mir ist schon ganz übel. Ich glaube der Keim des Todes reift bereits in meinem Blinddarm.«
    Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse des Schmerzes und preßte stöhnend eine Hand gegen die Rippen.
    »Der Blinddarm liegt mehr links«, belehrte ihn Bill trocken.
    Aber wenn er ehrlich gegenüber sich selbst war, dann fand er die Scherze seines Begleiters gar nicht so lustig. Er hatte ein verdammt dummes Gefühl. Und dieses Gefühl verstärkte sich, je mehr sie sich von dem Pueblo entfernten.
    Sie fuhren weiter durch die felsige Landschaft New Mexikos. Die Sonne brannte heiß vom Himmel und verwandelte das Innere des Wagens langsam aber sicher in eine Gluthölle. Die ganz heruntergekurbelten Fenster sorgten nicht für Abkühlung. Die trockene, heiße Luft, die hereinkam, heizte die Temperaturen eher noch an.
    »Ob sie es glauben oder nicht, Bill«, sagte Stigwood nach einer Weile, »aber jetzt ist mir wirklich etwas übel.«
    Er meinte es wirklich ernst. Die Art und Weise, in der er sich über die schweißnasse Stirn strich, beweis es.
    »Sehen Sie«, sagte Bill mit leichter Schadenfreude, »das kommt, wenn man mit dem Entsetzen Spott treibt.«
    Stigwood sah ihn von der Seite an und verzog den Mund.
    »Quatsch«, meinte er, »das ist einzig und allein diese verdammte Hitze.«
    Dieser Ansicht war Bill allerdings auch.
    Das Dorf der Pueblos lag schließlich knapp dreißig Meilen hinter ihnen. Am Rande der desolaten Straße, die nur eine ziemlich niedrige Geschwindigkeit zuließ, tauchte ein Wegweiser auf, nein, ein Hinweisschild.
    »Motel Rio Grande — Five Miles«.
    Die beiden Männer lasen es mit Befriedigung. Dieses Motel erschien ihnen wie eine Oase in der Wüste. Und so durstig und ermattet wie Wüstenwanderer fühlten sie sich auch.
    Rund zwanzig Minuten später erreichten sie das Motel.
    Ein Motel im eigentlichen Sinne war es nicht. Es erschien mehr wie eine überdimensionale Bretterbude, die man ziemlich roh und lieblos zusammengefügt
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