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0090 - Satans Doppelgänger

0090 - Satans Doppelgänger

Titel: 0090 - Satans Doppelgänger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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mit ansehen, wie der Dodge erst ein paar Yards rückwärts fuhr, dann eine Schleife drehte und schließlich davonpreschte. Die in der Nacht verglühenden Rücklichter des Wagens erschienen ihm wie Symbole einer Niederlage.
    Die Eingangstür des Motels öffnete sich jetzt. Ein Mann mit hängender Hose und nicht zugeknöpftem Hemd trat zögernd nach draußen.
    Bill stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als er ihn erkannte.
    Es war Chris Stigwood.
    »Was… was ist passiert, Bill?« fragte er gepreßt und mit einem Ausdruck des absoluten Unverständnisses im Gesicht. »Ich hatte eine Schlaftablette genommen und plötzlich…«
    »Wissen Sie, daß ich Sie noch vor einer Minute für einen verdammten Killer gehalten habe, Chris?« unterbrach ihn Bill.
    Stigwoods Gesicht wurde noch mehr zum gestaltgewordenen Fragezeichen.
    ***
    »Wir sollten hier anhalten«, sagte der breitschultrige Mann zu seinem Begleiter.
    »Hier schon?« wunderte sich der Schmalgesichtige am Steuer des Dodge. »Bis zum Dorf ist doch mindestens noch eine halbe Meile zurückzulegen.«
    »Trotzdem! Diese röten Halunken haben verflucht gute Ohren. Sic könnten die Motorgeräusche hören.«
    »Wenn Sie meinen, Freund…«
    Der Schmalgesichtige setzte den Fuß auf die Bremse und lenkte das Fahrzeug an den Rand der holprigen Fahrstraße. Die beiden Männer stiegen aus. Dann näherten sie sich zu Fuß der Indianersiedlung, zuerst noch mit zügigen schnellen Schritten, dann vorsichtig und auf leisen Sohlen.
    Still und friedlich lag das Pueblo da. Das schwache Mondlicht tauchte die Felsenhäuser in einen matten, silbrigen Schein. Früher, als der Westen noch wild war, hätten die Bewohner mit Sicherheit Wachen aufgestellt. Aber diese Zeiten waren vorbei. Heute drohte von anderen Stämmen, von schießwütigen Revolvermännern oder von unmenschlichen Befehlen folgenden Soldaten keine Gefahr mehr. Und auf Banditen der Gegenwart übte ein Indianerdorf keinen Reiz aus, denn hier gab es nichts zu holen. Die Einheimischen lagen ohne Ausnahme in ihren Felsenräumen und schliefen den Schlaf der Ahnungslosen.
    Unbemerkt und unbehelligt erreichten die beiden Männer den Rand des Dorfes.
    Der Schmalgesichtige fragte: »Wissen Sie genau, welches Haus das richtige ist?«
    »Sicher«, antwortete der andere, »das dritte oder vierte auf der rechten Seite. Ich werde es an der Maserung des Felsgesteins erkennen.«
    »Dann los!«
    Wie Schatten huschten die Männer durch das schlafende Pueblo, dem Haus entgegen, auf das sie es abgesehen hatten.
    »Hier«, flüsterte der Breitschultrige, »diese Rotfärbung des Steins ist unverwechselbar. Dieses Haus ist es.«
    Früher waren die stufenförmig erbauten Häuser nur schwer einnehmbare Festungen gewesen. Die Bewohner zogen einfach die Außenleitern ein und konnten so in ihren erhöht liegenden Wohnungen nicht angegriffen werden. Wer ihnen dennoch auf den Leib rücken wollte, wurde von oben mit Steinen, Pfeilen und Feuer bombadiert. Heute aber bereitete die Eroberung keine Schwierigkeiten. Die Bewohner waren arglos genug, die Außenleitern bei Tag und Nacht einladend stehenzulassen.
    Diesen Umstand machten sich die beiden Männer zunutze. Der Breitschultrige erklomm die Leiter als erster, sein Begleiter folgte dicht hinter ihm.
    Die Wohnung, die sie erreichen wollten, lag im dritten Stockwerk. Auf ihrem Weg zum Ziel mußten die Männer die Eingänge der ersten und zweiten Etage passieren. Sie taten es leise und vorsichtig. Niemand wurde aufmerksam. Hinter den Vorhängen der Eingänge blieb alles ruhig.
    Dann waren sie auf der Höhe des dritten Stockwerks. Auch hier schlug ihnen nur tiefes Schweigen entgegen. Der Breitschultrige betrat die Felsplatte vor dem Eingang und schob den Vorhang zur Seite. Immer noch rührte sich nichts. Der Vorraum der Felsenwohnung lag in völliger Dunkelheit vor ihm.
    Der Mann griff in die Tasche, holte ein Feuerzeug hervor. Es klickte leise, als er es anknipste. Im Schein der hochzüngelnden kleinen Flamme sah er die Vorhänge, die die anderen Räume der Wohnung abtrennten. Er kannte die Räumlichkeiten, wußte genau, wo er den Schlafraum zu suchen hatte. Er überzeugte sich davon, daß seine Füße auf clem Weg dorthin gegen kein Hindernis stoßen würden, und ließ die Flamme wieder erlöschen.
    »Kommen Sie«, flüsterte er seinem Begleiter zu, der inzwischen hinter ihn getreten war.
    Leise wie Raubtiere, die eine nichts Böses ahnende Herde beschlichen, bewegten sie sich durch den Vorraum,
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