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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien
Autoren: B.R. Bruss
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Telefonate, das dritte mit einer weit entfernten großen Industriestadt, von wo aus er eine Stunde später zurückgerufen wurde. Er lauschte gespannt auf das, was man ihm mitteilte, wurde blass, dankte seinem Gesprächspartner und hing ein.
    »Ja, das habe ich befürchtet«, sagte er halblaut.
    Als er abends nach Hause kam, spielte seine Frau gerade mit dem Kleinen. Robert reichte ihr die Zeitung.
    »Da! Lies das bitte mal! Ich möchte wissen, was du davon hältst.«
    Sie las den Artikel. Als sie fertig war, sah sie ihn fragend an und meinte: »Eine merkwürdige Sache. Aber warum …«
    »Denk doch mal nach! Es ist eine Metallkonstruktion, und die Brücke wurde erst kürzlich errichtet.«
    »Mein Gott! Glaubst du etwa, dass – das es damit etwas zu tun hat?«
    »Ich bin sogar überzeugt davon.«
    Einen Moment sahen sie sich schweigend an.
    »Du musst hinfahren«, sagte sie schließlich. »Man muss verhindern, dass es weitere Unfälle gibt. Wer hätte ahnen können, dass sich daraus solche Konsequenzen ergeben würden!«
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
     

     

»Also schön, lassen Sie ihn herein«, sagte der Landrat ärgerlich zu seiner Sekretärin. »Obwohl ich heute gar keine Zeit habe.«
    Der Besucher trat ein. Es war ein großer schlanker Mann in den Dreißigern, mit dunklen Augen und einem intelligentem, offenem Blick. Sein Anzug verriet einen erstklassigen Schneider, und sein Auftreten war selbstbewusst, ohne arrogant zu sein. Er nahm in dem angebotenen Sessel Platz.
    Der Landrat warf einen Blick auf die Visitenkarte, die ihm seine Sekretärin überbracht hatte.
    »Herr Sirven, nicht wahr? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich kurz fassen würden. Leider bin ich heute sehr beschäftigt.«
    »Ich bin aus Nancy zu Ihnen gekommen, um mit Ihnen über eine sehr ernste Angelegenheit zu sprechen.«
    »Über eine sehr ernste Angelegenheit? Und die wäre?«
    »Es geht um die Brücke von Barsec«, erklärte Robert. »Ich möchte Ihnen sagen, wie Sie den dortigen Unglücksfällen ein Ende bereiten können.«
    »So? Wie denn?« entgegnete der Landrat mit einem Anflug von Spott.
    »Was ich Ihnen jetzt sage, wird Ihnen ein bisschen verrückt Vorkommen. Sie müssen die Brücke nicht nur zerstören, sondern die Eisenstücke auch noch in einem tiefen Loch vergraben.«
    Der Landrat machte ein verdutztes Gesicht. Die vorgeschlagene Lösung setzte ihn allerdings weniger in Erstaunen als die Tatsache, dass sein Besucher einen so weiten Weg – mindestens acht Stunden mit dem Wagen – zurückgelegt hatte, um sie ihm vorzuschlagen. »Aber hören Sie …« begann er.
    Robert fiel ihm ins Wort. »Ich weiß, dass Sie meine Worte überraschen, aber glauben Sie mir, ich bin nicht verrückt. Sehen Sie, ich bin keinesfalls jemand, der zu Phantastereien neigt. Von Beruf bin ich Ingenieur. Ich habe die technische Hochschule besucht und leite seit zwei Jahren ein Stahlwerk, das meinem Vater gehört. Sie können mir glauben, dass ich weder abergläubisch noch ein Spinner bin, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass die Einwohner der Gegend um Barsec recht haben. Auf der Brücke lastet tatsächlich ein Fluch. Diese Behauptung kann ich gern näher erläutern.«
    »Und wie?«
    »Dazu müsste ich ein wenig weiter ausholen. Was ich Ihnen berichten werde, wird Ihnen unglaublich erscheinen, aber ich versichere Ihnen, es ist die Wahrheit – nichts als die Wahrheit.«
     

     
    Alles hatte vor zwei Jahren angefangen, genauer gesagt am 6. Oktober.
    Georges Sirven, Roberts Vater, hatte Gäste auf sein Landschloss zur Jagd eingeladen. Die Reiter hatten sich im Wald zerstreut. Die Jagd war nicht erfolgreich verlaufen, denn die Hunde befanden sich an diesem Nachmittag in einem ungewöhnlichen und unerklärlichen Zustand. Anstatt die Spur des Wildes aufzunehmen, rannten sie bellend und winselnd im Kreis herum und sprangen manchmal sogar kläffend in die Luft, als verfolgten sie dort ein unsichtbares Tier.
    Sirven und sein Sohn, die den Hunden auf zwei edlen Füchsen folgten, warteten auf einer Lichtung, bis Oberst Cour sie eingeholt hatte.
    »Was haben denn die Viecher?« fragte der Oberst mit einem Blick auf die Hunde. »So etwas habe ich ja noch nie erlebt. Ich fürchte, das wir den Eber heute nicht mehr aufspüren werden.«
    »Keine Sorge!« erwiderte Roberts Vater. »Ich habe Ihnen versprochen, dass Sie einen Eber erlegen können, und ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    Oberst Cour hatte nämlich den Wunsch geäußert, das Tier
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