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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien
Autoren: B.R. Bruss
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Vorgehen. Mehr können die Leute nicht verlangen. Was wollen sie denn nun noch?«
    Der Landrat lächelte. »Weiter nichts, als dass man die Brücke abreißt und eine neue baut.«
    Birrura warf die Arme empor. »Die sind ja wahnsinnig! Die Brücke hat fast eine Viertelmillion gekostet.«
    »Das habe ich dem Bürgermeister auch gesagt. Sie haben erwidert, dass sie den Leuten dieselbe Antwort gegeben hätten, aber die wollten trotzdem eine neue Brücke. Erst zwei Tage zuvor hatte sich wieder ein grauenvoller Unfall ereignet. Ein vollbesetzter Personenwagen hatte mitten auf der Brücke Feuer gefangen. Die Insassen, vier Touristen aus Paris, waren alle schwer verletzt, und einer war sogar bei lebendigem Leibe verbrannt.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Birrura. »Eine schreckliche Geschichte. Aber es ist wirklich töricht, der Brücke die Schuld an den Vorfällen zuzuschieben.«
    »Natürlich, aber das tun die Leute nun mal. Man kann es ihnen nicht ausreden. Und eine derartige Häufung von Katastrophen erscheint ja auch sehr sonderbar.«
     

     
    Es gab zwei Menschen, die für die rätselhaften Ereignisse eine Erklärung hätten abgeben können. Allerdings wäre diese Erklärung ganz ungewöhnlich und wahrscheinlich für die meisten Menschen unglaubwürdig gewesen.
    Bei den beiden handelte es sich um Robert Sirven, einen jungen begabten Diplomingenieur, und seine Frau. Sirven leitete ein bedeutendes Stahlwerk, das seinem Vater gehörte und in der Nähe von Nancy lag. Weder er noch seine Frau waren je in Barsec oder auch nur in der Nähe dieses Ortes gewesen. Sie ahnten nicht einmal, dass es ein Dorf dieses Namens gab, und von der Existenz der neuen Brücke wussten sie erst recht nichts. Der junge Ingenieur fand selten Zeit zum eingehenden Studium der Tageszeitung und für Vermischtes interessierte er sich nicht. Das gleiche galt für seine Frau. Sie waren seit zwei Jahren verheiratet und führten eine sehr harmonische und glückliche Ehe. Ihre Freizeit verbrachten sie fast ausschließlich mit ihrem Kind, einem dicken kleinen Jungen von einem Jahr.
    Es war Anfang Oktober, als Robert Sirven in einem Restaurant auf zwei Geschäftsfreunde wartete, mit denen er zum Mittagessen verabredet war. Da sich diese verspäteten, las Robert eine Zeitung, und als die Wartezeit sich ausdehnte, schließlich auch die Spalte Vermischtes, im Gegensatz zu seinen sonstigen Angewohnheiten.
     
    EIN NEUER TÖDLICHER UNFALL BEI BARSEC, lautete die Überschrift.
    Schon wieder hat sich an der Brücke von Barsec ein schweres Unglück ereignet. Wie schon in früheren Ausgaben unseres Blattes berichtet wurde, steht diese Brücke seit ihrer Errichtung im Blickpunkt des lokalen Interesses. Richard Birrura, Beauftragter des Staatlichen Straßenbauamtes und Diplomingenieur, fand am gestrigen Nachmittag den Tod, als er die Brücke besichtigen wollte. Aus ungeklärter Ursache kam sein Wagen kurz vor der Brücke von der Straße ab und stürzte in den Fluss. Richard Birrura konnte nur noch tot geborgen werden.
    Dies ist der siebzehnte tödliche Unfall, der sich an der erst kürzlich errichteten Brücke, einer Metallkonstruktion, ereignete. Die Bewohner der Umgebung weigern sich, die Brücke noch weiterhin zu benutzen. Sie behaupten, dass ein Fluch auf ihr läge, und nennen sie die verhexte Brücke.
     
    Als Robert den Artikel zu Ende gelesen hatte, war ihm sehr unbehaglich zumute. Gerade in diesem Moment trafen aber seine Gäste ein, und er wurde abgelenkt.
    Erst als er am Nachmittag wieder in seinem Büro saß, fiel ihm die Zeitungsnotiz erneut ein. Aufmerksam las er sie noch ein zweites und sogar ein drittes Mal.
    »Ausgeschlossen ist es nicht«, sagte er dann nachdenklich vor sich hin. »Es könnte tatsächlich ein Zusammenhang bestehen.«
    Sein Gesicht war sehr ernst. Eine Weile dachte er schweigend nach, dann griff er plötzlich zum Telefon, verlangte den Leiter der Gießerei, und als dieser sich meldete, sagte er: »Ich brauche eine Information für eine Statistik, die ich gerade anfertige. Wer hat den Stahl aus dem Guss vom 17. Oktober des vorletzten Jahres bekommen?«
    »Vom 17. Oktober des vorletzten Jahres?« wiederholte der Angestellte erstaunt.
    »Ja. Der Guss stammte aus dem Hochofen B. Rufen Sie doch bitte gleich zurück, wenn Sie die Angaben haben.«
    »Selbstverständlich, Herr Direktor. Ich kümmere mich sofort darum.«
    Robert Sirven erhielt die gewünschte Auskunft schon nach kurzer Zeit und führte gleich darauf noch drei weitere
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