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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien
Autoren: B.R. Bruss
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vorstellen, was geschehen würde, wenn ich – der Landrat – verlange, dass man eine nagelneue Brücke, die eine Viertelmillion gekostet hat, in die Luft sprengt? Stellen Sie sich nur vor, was meine Vorgesetzte Behörde sagen würde, wenn sie die Begründung liest, die ich meinem Ersuchen beifügen müsste. Man würde mich sofort meines Amtes entheben, und ich könnte froh sein, wenn man mich nicht auch noch in eine Nervenheilanstalt sperren würde.«
    Robert nickte. »Ja, das stimmt. Ich habe mir schon gedacht, dass es Schwierigkeiten geben würde, selbst wenn es mir gelingen sollte, Sie zu überzeugen.«
    »Vielleicht können Sie die zuständigen Herren nacheinander überzeugen, einen nach dem anderen. Aber das ist ein langwieriges Verfahren und würde viel zu lange dauern.«
     

     
    Elina traf am folgenden Nachmittag ein. Abends aßen sie mit dem Landrat zusammen, und gegen Mitternacht fuhren sie zu dritt mit dem Wagen zur Brücke.
    Die Metallbrücke mit ihren schlanken Pfeilern lag im hellen Mondschein vor ihnen. Sie sah völlig harmlos aus. Niemand konnte ahnen, welches Elend sie schon heraufbeschworen hatte.
    »Ich weiß nicht, ob der Spruch, den mich mein Großvater gelehrt hat, überhaupt etwas nutzen wird«, sagte Elina zögernd. »Vielleicht geschieht gar nichts, wenn ich ihn ausspreche, vielleicht aber ereignet sich Fürchterliches. Aber versuchen müssen wir es. Robert, geh mit dem Herrn Landrat ein Stück zurück! Ich möchte allein sein, bei dem, was ich zu tun habe.«
    Robert und der Landrat entfernten sich etwa zehn Meter. Elina blieb regungslos stehen, den Blick auf die Brücke geheftet. Dann hob sie langsam die Hände gen Himmel. Der uralte Zauberspruch kam über ihre Lippen, und im selben Moment geschah etwas Unglaubliches.
    Die eiserne Brücke, die eben noch so alltäglich ausgesehen hatte, wurde plötzlich durchsichtig. Grüne Flammen irrten an ihrem Geländer entlang, dann schoss eine Feuergarbe in die Höhe, ein grelles, schauerliches Lachen hallte durch die Nacht, und im nächsten Moment stürzte die Brücke in tausend Trümmern in den Fluss hinab. Schon nach wenigen Minuten hatten sie die Wellen hinweggespült und es war so, als hätte die Brücke nie existiert.
    Der Spuk war verflogen, die bösen Geister waren gebannt.
    Robert eilte zu seiner Frau und schloss sie schweigend in die Arme. Sie zitterte, aber als sie ihm in die Augen sah, lächelte sie glücklich.
     

     
    Am nächsten Tag war in der örtlichen Zeitung zu lesen:
     
    ABERGLAUBE FÜHRT ZU UNVERANTWORTLICHEM SABOTAGEAKT!
     
    Die Einwohner von Barsec – oder einem der umliegenden Dörfer – haben die kürzlich erbaute Brücke, die sie für verhext hielten, heute Nacht in die Luft gesprengt. Es scheint fraglich, dass die Schuldigen gefunden und zur Verantwortung gezogen werden können.
     
     
    ENDE
     
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