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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien
Autoren: B.R. Bruss
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Müller. Er fand ihn tot am Flussufer liegen. Man nahm an, dass seine Pferde aus irgendeinem Grund gescheut hatten und durchgegangen waren. Dabei war das Fuhrwerk vermutlich gegen das Brückengeländer geschleudert worden und der Kutscher in die Tiefe gestürzt. Zwanzig Meter tiefer hatte er sich beim Aufschlagen das Genick gebrochen.
    Am 12. Juli gab es mitten auf der Brücke einen Frontalzusammenstoß von zwei Personenwagen. Das Ergebnis waren ein Toter und drei Schwerverletzte.
    Am 17. Juli fand man an derselben Stelle, an der der Bürgermeister von Barsec zusammengebrochen war, den leblosen Körper eines Bauern aus der Umgebung. Er war ein junger kräftiger Mann gewesen. Der Arzt konnte sich seinen Tod nicht anders erklären, als dass die starke Hitze ein Herzversagen herbeigeführt hatte.
    Und so ging es weiter. Am 25. Juli gab es wieder einen Autozusammenstoß. Zwei Tote und ein Schwerverletzter waren die traurige Bilanz. Am 27. wurde ein Wagen aus der Kurve getragen und stürzte die Böschung hinunter. Am 30. kam ein Motorradfahrer auf der Brücke ums Leben, und am 2. August ertranken zwei junge Mädchen direkt unter der Brücke im Fluss.
    Die Kette von Unglücksfällen löste in Barsec und der ganzen Umgebung Entsetzen aus. Bei vielen Leuten erwachte der Aberglaube. Alte Frauen bekreuzigten sich, ehe sie die Brücke überschritten, Radfahrer stiegen ab und schoben ihr Fahrzeug hinüber, und es gab genug Autofahrer, die es vorzogen, einen Umweg zu machen, um die Brücke nicht benutzen zu müssen. Viele Fußgänger gingen wieder über die wacklige alte Holzbrücke neben der neuen, die eigentlich nach Fertigstellung der Metallbrücke hatte abgerissen werden sollen. In den ersten zwei Wochen des August ereigneten sich drei weitere Unfälle, und am 10. September fand dann die schlimmste aller bisherigen Katastrophen statt. Ein Ausflugsomnibus fuhr durch das Brückengeländer und stürzte auf die Uferböschung. Es gab zwölf Tote und zahlreiche Verletzte. Später wurde festgestellt, dass das Unglück auf die schadhafte Lenkung des Fahrzeuges zurückzuführen war, dennoch wurden die Bewohner der Umgebung nun von Angst erfasst. Für sie stand die neue Brücke unter einem Fluch. Bald waren die phantastischsten Gerüchte im Umlauf. Ein alter Schäfer, der in der Nähe der Brücke seine Schafe weidete, wollte nachts ein unheimliches Lachen gehört haben, und ein Bauernmädchen, das an einem Sonnabend spät vom Tanzen heimkam, wollte einen riesigen Hund – oder sogar einen Wolf – gesehen haben, der auf der Brücke hin und her rannte und Augen wie glühende Kohlen hatte. In einer anderen Nacht sah eine alte Frau, die eilig die Holzbrücke überquerte, auf dem Geländer der neuen Brücke kleine grüne Flammen tanzen.
    Langsam sprach man in der ganzen Gegend von nichts anderen mehr. Nur noch Durchreisende, die nicht Bescheid wussten, fuhren über die Brücke. Und der Tierarzt, der im Nachbarort wohnte, benutzte sie unerschrocken, um sich Umwege zu ersparen, wenn er seine vierbeinigen Patienten aufsuchte. Doch auch seinen Wagen fand man dann eines Morgens zertrümmert am Flussufer. Er war von der Brücke gestürzt. Der Tierarzt hatte den Unfall nicht überlebt.
    Ende September ging der Landrat noch immer an Krücken, aber seine Genesung machte gute Fortschritte. Seit vierzehn Tagen ging er bereits wieder ins Büro.
    Als er eines Morgens gerade an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, meldete seine Sekretärin ihm den Besuch von Herrn Birrura vom Staatlichen Straßenbauamt. Der Landrat hatte um den Besuch dieses Beamten gebeten.
    Nachdem man sich begrüßt hatte, kam der Besucher, ein kleiner temperamentvoller Ingenieur, gleich zur Sache.
    »Ich wette, Herr Landrat, Sie haben mich wegen dieser verflixten Brücke bei Barsec herbestellt, stimmt’s?«
    »Sehr richtig. Diese Angelegenheit bereitet mir wirklich viel Kopfzerbrechen. Gestern war der neue Bürgermeister von Barsec bei mir. Er hatte noch zwei Kollegen aus umliegenden Ortschaften mitgebracht.«
    »Was verlangen sie denn nun noch? Das Bauwerk enthält keinerlei Konstruktionsfehler. Seit drei Monaten fahre ich immer wieder hin und überzeuge mich von ihrem tadellosen Zustand. Wir haben alle verfügbaren Warn- und Hinweisschilder auf der Straße aufgestellt, die Kurve begradigt, obwohl sie nach Aussagen aller Experten wirklich völlig harmlos war, und jetzt sogar auch noch Lampen angebracht, die die Brücke nachts erleuchten. Ein wirklich ganz ungewöhnliches
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