Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
mächtiger Faustschlag Ben Bensons in den Nacken.
    Jean Delay ging in die Knie, sackte zur Seite.
    Die Hand, die den Seesack gepackt hielt, zuckte und ließ los. Polternd fiel der Seesack auf das Floß.
    »So geht es jedem, der sich am Eigentum anderer vergreift«, sagte Ben Benson. Das Schweigen, das er folgen ließ, war bedrohlicher als alle Worte.
    Delay blieb am Boden hocken. Barber stellte sich breitbeinig vor ihm auf und wartete. Aber der Mechaniker reagierte nicht mehr.
    Bensons markiger Faustschlag hatte ihm die Lust am Widerstand genommen.
    Die anderen hatten den kurzen und ungleichen Kampf mit Spannung verfolgt. Keiner sagte ein Wort. Jeder wartete, was Barber und Benson anordnen oder unternehmen würden.
    Das Ungeheuer aus der Tiefe schob das Floß weiter vor sich her. Es schien keine Gegenwehr zu geben.
    Henk Barber trat noch dichter an Jean Delay heran.
    »Steh auf!«, herrschte er ihn an.
    Mühsam erhob sich der Mann aus Martinique.
    »Du sagst, dass du dieses Riesenvieh kennst«, fing er an.
    Jean Delay nickte nur.
    »Erzähl mir, wie wir es loswerden können«, forderte er ihn auf.
    »Überhaupt nicht«, war die knappe Antwort.
    »Was ist es für ein Vieh?«, fragte Barber, und seine Augen begannen zu glosen.
    »Es ist ein Wassertier, und zwar von einer so ungeheuren Größe, dass ich es nie ganz zu Gesicht bekommen möchte.«
    »Woher kennst du es?«, fragte Barber weiter.
    »Auf vielen Inseln kennt man es. Man weiß, dass Ukupa Lupa sich schon viele Seeleute in die Tiefe geholt hat.«
    »Es ist riesengroß, aber plump. Wir könnten ihm entwischen.«
    Jean Delay grinste.
    »Jeder Versuch wäre umsonst, Henk. Du kannst ihm mit einem Schiff entkommen. Da kann er dir nicht folgen. Aber wir sind in seiner Hand. Er gibt nicht wieder her, was er in seinen Klauen hat.«
    »In seinen Klauen, sagst du? Ich kann nur eine sehen. Und die werde ich ihm gleich kaputt treten.«
    »Dann mach vorher dein Testament, Henk. Gegen Ukupa ist bisher noch niemand angetreten.«
    »Du wirst es gleich sehen, Jean!«, brüllte der Amerikaner los. »Mir hat noch keiner Angst eingejagt.«
    »Du wirst dich wundem, was Ukupa uns noch für Angst einjagen wird«, war die Antwort Delays.
    »Bist du sicher?«, fragte Barber höhnisch.
    Schon war er an den Rand des Floßes getreten. Hinter dem behelfsmäßigen kleinen Fahrzeug wogte die See. Mit schweren und plumpen Bewegungen brach sich der Riesenkörper des Ungeheuers seinen Weg durch das Wasser. Manchmal glaubten die Männer, seinen Rücken auftauchen zu sehen. Aber so weit kam es nicht. Das Ungeheuer hielt sich sozusagen verborgen.
    Nur an den mächtigen Bewegungen unter der Oberfläche waren die Gestalt und Größe Ukupas zu ahnen.
    Die Männer sahen, wie Barber das linke Bein ein wenig anhob. Sie erkannten seine Absicht.
    »Du bist wahnsinnig!«, mischte, sich Benson ein. »Sieh dir doch nur die Größe dieses Biestes an! Du wirst nichts gegen ihn ausrichten!«
    »Nicht?«, höhnte Barber.
    »Du hast uns auf dem Gewissen, wenn du Ukupa angreifst«, sagte Delay.
    »Feigling!«, knurrte Henk Barber.
    Dann ging die Wut mit ihm durch. Mit einem schnellen, kräftigen Tritt ließ er den Absatz seines schweren Seemannsstiefels auf die Krallen des Ungeheuers niedersausen.
    Der Tritt zeigte nicht die geringste Wirkung.
    Unverändert wurde das Floß gegen die Windrichtung geschoben.
    Barber brüllte los.
    Wie ein Wahnsinniger trat er immer wieder auf die scheußliche Pranke ein. Zehnmal, zwanzigmal fuhr sein Stiefelabsatz mit einem kratzenden Geräusch über die scharfen Krallen des Ungeheuers.
    »Gleich wirst du drei oder vier Füße brauchen, Henk«, knirschte Jean Delay durch die Zähne.
    »Was soll das?«, fragte der Amerikaner.
    »Warte ab. Du wirst es gleich sehen.«
    Delay wusste, was er sagte. Und das Ungeheuer ließ nicht lange auf die nächste Überraschung warten.
    Ganz plötzlich zogen sich die Krallen zurück, und die riesenhafte Pranke verschwand im Wasser.
    »Ha!«, schrie Henk Barber heiser auf. »Siehst du, Jean? Er gibt auf! Er hat die Pranke zurückgezogen!«
    »Warte ab, Henk. Das Biest wird gleich wieder da sein.«
    »Der kommt nicht mehr!«, rief Barber, fast außer sich vor Sinnen. Ein ungeheures Triumphgefühl stieg in ihm auf. Er glaubte, Ukupa vertrieben zu haben.
    Wie gebannt sah er auf die Stelle, wo bisher die mächtige Pranke des Seeungeheuers das Floß umklammert hatte.
    »Nichts mehr!«, rief er immer wieder. »Nichts mehr! Aus! Vorbei! Das Riesenvieh hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher