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0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten
Autoren: Dieter Saupe
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empfanden.
    ***
    Sie strengten ihre Augen an, um den Küstenstreifen vor sich nicht aus den Blicken zu verlieren. Ihre ganze Hoffnung lag dort vorn. Die Entfernung war in der nächtlichen Dunkelheit schwer zu schätzen.
    Deshalb konnten sie auch nicht sagen, wie weit sie vorangekommen waren.
    Dann aber, gegen vier Uhr morgens, als es hell wurde, machte sich zunächst ein leichter Wind auf.
    »Wir kommen voran!«, sagte Jean Delay und sah ins Halbdunkel der Morgendämmerung.
    Ben Benson nickte wie gewöhnlich und sagte nichts darauf.
    Dann wurde der Wind stärker, und das kleine Behelfssegel blähte sich kräftig auf. Es war deutlich zu spüren, wie das kleine Floß schneller vorangetrieben wurde.
    Aber das dauerte nur ein paar Minuten.
    Sie waren der Insel Anegada merklich näher gekommen.
    Da plötzlich stockte die Fahrt. Unbeweglich stand das Floß in der See und rührte sich nicht mehr.
    »Was ist das?«, fragte Jean Delay leise.
    Ben Benson zuckte die Schultern. Aber der Mechaniker aus Martinique sah, wie der andere sich verfärbte. Gebannt sah Benson auf den Rand des Floßes, der den Bug darstellte. Unverwandt blieb sein Blick auf eine Stelle geheftet.
    »Was ist?«, fragte Jean Delay. »Verdammt, was ist denn, Benson? Rede doch ein Wort! Du machst mich verrückt mit deinem Schweigen.«
    Aber er brauchte die Antwort nicht abzuwarten. Er sah genau, warum das Floß nicht mehr vorankam.
    Er folgte dem Blick Bensons. Und da sah er es.
    Das Wasser vor dem Floß geriet immer mehr in Bewegung. Es war eine Fläche von ungefähr zehn mal zwanzig Metern.
    Sie wussten sofort, dass es kein Fisch war.
    Aber dort bewegte sich etwas. Heftig und ungelenk. Es warf meterhohe Wellen auf und musste ein Koloss von einem Lebewesen sein. Im Nu wussten sie, dass es dieser Koloss war, der die Fahrt des Floßes bremste.
    Und dann kam etwas aus dem Wasser heraus, stark wie ein Baumstamm, grässlich wie das Fantasieprodukt eines Horror-Films.
    Es war ein Arm, mit durchsichtigen Sehnen durchzogen, dick wie Überlandkabel. Und am vorderen Ende dieses Baumstammes, der nichts als ein Arm war, befand sich eine riesige Hand, ein Mittelding zwischen Hand und Flosse, das den Männern Furcht einjagte.
    Benson und Delay standen unbeweglich da. So, als wären ihre Füße mit dem nassen, glitschigen Holz des Floßes verwachsen.
    Beide konnten kein Wort hervorbringen.
    Sie sahen, wie die Hand des Ungeheuers auf das Floß zukam. Schon war es bis auf einen Meter heran, und noch immer war es unsichtbar, bis auf diese mörderische Hand, deren Krallen sich jetzt um die Bohlen des Floßes legten.
    Krallen, die gut einen halben Meter lang waren!
    Und die Männer standen weiterhin wie gelähmt!
    Mit Entsetzen sahen sie, wie die Krallen den Bug des Floßes umspannten. Dann ging ein Ruck durch das Floß.
    Benson und Delay sahen nach vom. Die Küste der Insel war deutlich zu sehen.
    Der Wind kam aus nördlicher Richtung, trieb das Floß also südwärts.
    Und jetzt, da die grauenerregende Hand des Ungeheuers sich gegen das Floß stemmte, änderte dieses seine Richtung!
    Es gab keinen Zweifel, dass dieses unbekannte Wesen vor ihnen das Floß in die Gegenrichtung schob! Mit ungeahnten Kräften brachte es das Floß in nördliche Richtung, stemmte sich mit Leichtigkeit gegen die Urkräfte der See und riss das Floß mit sich.
    Manchmal kam es wie ein Berg aus dem Wasser. Ein ungeheurer Buckel zuckte aus dem Meer, rollte hin und her, kam wie ein Brecher auf das Floß zu und warf es weiter zurück.
    Da erst schrie Jean Delay auf. Er sah, dass die Entfernung zur Insel immer größer wurde.
    Er schrie, bis die anderen wach waren.
    Dann zeigte er auf die Krallen vor dem Floß, und seine Augen weiteten sich in Todesangst.
    »Ukupa«, stammelte er. »Das ist Ukupa Lupa, Henk. Ob du es mir glauben willst oder nicht. Wirf deinen Seesack ins Meer, Barber!«
    ***
    Schon am Vormittag spürte Nicole Duval die Verwandlung, die in Zamorra vorging. Der Professor hatte seit einer halben Stunde kein Wort mehr an sie gerichtet.
    Sie hatten es sich wieder in den Liegestühlen neben dem großen Swimmingpool bequem gemacht.
    Nicole beobachtete Zamorra mit Spannung.
    Sie wusste, dass sich ein neuer Fall vor ihnen auftat. Die Art, wie Zamorra die Augen geschlossen hielt, verriet höchste Konzentration. Es war mehr als das Schließen der Augen. Die Lider waren fest aufeinandergepresst. So, als wollte Zamorra jeden Einfluss von außen her vermeiden.
    Nicole wusste, dass Zamorras
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