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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg
Autoren: Gimone Hall
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Ruhe ermahnt …«
    Hände, die sie zurückhielten, dann schwarzes Nichts. Ob Ohnmacht oder Beruhigungsspritzen, das wusste sie nicht mehr.
    Die Szene war vorbei. Schwach und zitternd zog Beth eine Decke über sich und hüllte sich darin ein. Mit Entschlossenheit versuchte sie, sich an die erfreulichen Dinge des vergangenen Tages zu erinnern. An Dinge, die Wirklichkeit waren. Das Hündchen, das seiner Herrin eine falsche Wimper weggeleckt hatte. Marq Gipsons schöne Kleider.
    Die Gedanken an das Leben, das für sie wieder begonnen hatte, waren mit dem Bild der niedlichen kleinen Starla verknüpft, die Beth im Alter von drei Jahren zuletzt gesehen hatte. Starla hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt, ja mehr noch, sie übertraf diese sogar. Die Elfenbeinhaut des Kindes war noch blasser, die schwarzen Augen tief und unauslotbar.
    Topfpflanzen und Obstkuchen – das erträumte Beth für sich und ihre Tochter. Marq hätte in eine solche häusliche Zukunft nicht gepasst. Und höchstwahrscheinlich auch kein anderer Mann.
    Ihre Ehe mit Peter war nicht ideal gewesen – und doch hatte er ihr bis zum Ende etwas bedeutet.
    Und sie hatte ihn ermordet.
     
     
    3
     
     
    Dr. Bollard hatte behauptet, es hätte alles damals in Stonehenge, dem alten Sonnenheiligtum, begonnen Beth und Peter verbrachten ihre Flitterwochen in England, in der Nähe der unheimlichen steinernen Kreise. Es war Frühjahr, und für Beth war es der erste Aufenthalt in England. Sie war entzückt von der Landschaft, den sanften Hügeln und grünen Tälern, den malerischen alten Dörfern und Weilern.
    Das einsam gelegene kleine Haus, das Peter gemietet hatte, war wie aus einem Bilderbuch. Die Wände unter dem Schilfdach waren efeubewachsen, die Fenster winzig. Im Innern verbreiteten dicke Deckenbalken und ein riesiger Kamin Behaglichkeit.
    Sie hatten es damals für eine glänzende Idee gehalten, als originellen Hintergrund für Sommer- und Ferienkleider einen bronzezeitlichen Tempel zu wählen. Die Fotos würden sicher großes Aufsehen erregen.
    Gleich am ersten Tag war Peter mit seiner Ausrüstung losgezogen. Er wollte das gute Wetter nützen. Beth machte sich zunächst im Haus zu schaffen und wurde dann von der Sonne auch ins Freie gelockt. Sie überlegte nicht lange, sperrte das Haus zu und machte sich auf den Weg nach Stonehenge zum Sonnentempel.
    Die Frühlingssonne ließ keinen Gedanken an drohendes Unheil aufkommen. Der Weg zu der Kultstätte, an einem Bächlein entlang, bedeutete ein schieres Vergnügen. Sicher würde Peter sich freuen, dass sie den langen Weg nicht gescheut hatte, um ihm bei der Arbeit zusehen zu können.
    Die kreisförmig angeordneten riesigen glatten Steine wirkten verlassen. Einige waren zu einer Dreiheit zusammengefügt – zwei senkrechte Steine, die einen horizontalen Deckstein trugen.
    Beth hatte die Anlage schon vom Wagen aus gesehen. Aus der Nähe wirkten sie noch größer, und sie zögerte, als sie in den Kreis trat. Innerhalb zweier konzentrischer Kreise standen zwei Reihen kleinerer Steine, die riesigen Grabsteinen glichen. Genau in der Mitte der Anlage war ein Steinblock, der Altarstein genannt wurde.
    »Peter!« Wie hohl das klang. Sie hatte das sichere Gefühl, dass er nicht da war. Auf dem Weg, der hier endete, hatte sie keinen Wagen gesehen. Die unheimliche Einsamkeit des Ortes packte sie ganz plötzlich. Dazu kam das Gefühl des Verlassenseins. Wo steckte Peter bloß? Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun.
    »Peter!« Diesmal bekam sie Antwort. War es ein Lachen? Der Schrei eines Tieres, den die Steine als Echo zurückwarfen?
    Das Geräusch jagte ihr noch mehr Angst ein. Beth fing zu laufen an.
    Da flitzte etwas über den Weg, ein Tier, das sie mit kleinen roten Augen anstarrte, ein struppiges kleines Wesen; Beth schrie laut auf. Da hörte sie wieder das Geräusch.
    Es war ein Lachen.
    Sie sah jetzt, dass es von keinem Tier stammte, sondern von einem missgebildeten Mann, der gebückt unter einer Reisigladung daherschwankte. In dieser Haltung sah er nicht größer aus als ein großer Hund. Beth spürte etwas Kaltes im Rücken. Jetzt bemerkte sie, dass sie zurückgewichen und an einem Tempelstein gestoßen war. Sie trat einen Schritt vor.
    »Haben Sie Angst vor mir, junge Frau?«
    Sie schüttelte den Kopf und schämte sich wegen ihres Aufschreies. »Sie haben mich ein wenig erschreckt – das ist alles.«
    »Haben Sie Angst vor mir, junge Frau?«
    Jetzt begriff sie, dass er wollte, dass sie Angst hatte. Es war
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