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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg
Autoren: Gimone Hall
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ganz heiß geworden – ob von dem heißen Getränk oder von der Erregung, die Marq Gipson in ihr Leben brachte, das konnte sie damals nicht unterscheiden.
    »Beth, Sie haben modischen Spürsinn. Talente wie Sie können wir im Haus Gipson gut gebrauchen.« Er ließ eine Pause eintreten und sah sie an. »Ja, Ihre Arbeiten sind nicht nur originell, sie haben auch etwas Geheimnisvolles an sich. Sie machen das Alltägliche romantisch und die Romantik alltäglich. Beth, Sie müssen ein eigenartiger Mensch sein. Ich würde Ihrem Wesen gern auf den Grund gehen.«
    Und so war sie zu Marqs rechter Hand geworden, ja mehr noch, das elegante Paar wurde sehr häufig zusammen in Nachtlokalen gesehen, der blonde Marq und Beth, die auffallende, raffiniert gekleidete Schönheit mit dem rabenschwarzen Haar. Beth hatte sich ohne Vorbehalt in ihn verliebt. Es war eine Liebe, die einem nur einmal im Leben begegnete und die ewig dauerte.
    Das alles war vor dem Alptraum gewesen. Vor Peter Mitchell, dem Mann, der sie geheiratet und in der Ehe den Tod gefunden hatte.
    Peter war tot. Das hatte auch Dr. Bollard mit seiner beruhigenden Stimme nicht wegwischen können. Peters Tod war das einzig Wirkliche in der wirren, teuflischen Phantasmagorie, die sie umgeben hatte. Eine Wahrheit, die Beth auch jetzt noch kaum fassen konnte.
    Das kleine Lokal war leer. Beth setzte sich in eine der gemütlichen Nischen. Es war hier genauso, wie sie es in Erinnerung hatte. Noch immer die Kaffeekrüge, noch immer die Werbung für kalorienarme Spezialitäten – den gewichtsbewussten Gästen zuliebe, die sich hauptsächlich aus Mannequins zusammensetzten.
    Drüben auf der anderen Straßenseite befand sich unter einer schwarzweiß gestreiften Markise der Eingang des Hauses Gipson, vor dem es sehr lebhaft zuging. Wagen fuhren vor, denen teuer gekleidete Frauen von unnatürlicher Makellosigkeit entstiegen und sich verstohlen umsahen, ob sie auch gebührenden Eindruck hinterließen.
    Heute fand Marqs Modeschau statt. Beth wusste es aus den Zeitungen und musste sich jetzt eingestehen, dass sie nicht wegen des heißen Kaffees hierher gekommen war, sondern in der Erwartung, ein wenig von dem modischen Trubel mitzubekommen. Jetzt war sie froh und fühlte sich vor zufälligen Begegnungen sicher. Um diese Zeit waren alle hinten in den Umkleideräumen emsig an der Arbeit. Beth lehnte sich bequem zurück und sah zum Fenster hinaus.
    Draußen gab eben ein Rassehündchen seiner Herrin einen begeisterten Abschiedskuss. Die Dame fuhr entsetzt zurück und bemühte sich, den Sitz einer falschen Wimper zu korrigieren, während der Hund gescholten und in den Wagen bugsiert wurde. Es folgten lange und ernsthafte Anweisungen an den Chauffeur, während sich hinter dem Wagen der Verkehr staute. Beth musste lachen.
    »Das nenne ich Fetischismus«, hörte Beth jemanden sagen.
    »Was?«
    »Ach, das alberne Getue mit den Hunden. Heutzutage soll es ja schon Dinner-Parties für Hunde geben. Das gehört polizeilich verboten.«
    Noch ehe Beth aufsah, wusste sie, dass sie ertappt worden war. Acht Jahre lang hatte sie diese Stimme nicht gehört. Seltsam, dass sie sie jetzt sofort erkannte.
    »Karen!« rief sie aus.
    Das langbeinige Mädchen setzte sich neben sie. Sie hatte Tränen in den Augen. »Ach, Beth! Du bist also wieder da!« Gerührt umarmten sie einander.
    »Hör bloß auf zu heulen! Dein Gesicht wird verheerend aussehen. Aber warum bist du nicht drüben?«
    »Ach, heute führe ich nicht vor. Ich helfe hinter den Kulissen aus«, sagte Karen. »Und jetzt möchte ich etwas essen. Ich sterbe vor Hunger.«
    »So siehst du aus«, meinte Beth gut gelaunt. »So wie du futterst, müsstest du mittlerweile zwei Zentner wiegen.«
    Karen lachte und strich sich über den flachen Bauch. »Du weißt ja, was man mir immer nachgesagt hat. Ich habe angeblich einen Bandwurm.«
    Die Unterhaltung entwickelte sich ganz ungezwungen. Dafür sorgte Karen Allenby. Beth hatte eigentlich verlegenes Gestotter erwartet.
    »Beth, trink deinen Kaffee nicht erst aus«, sagte Karen jetzt. »Wir müssen uns beeilen.«
    Scheu und Angst überfielen Beth blitzartig. Sie errötete, die Hände wurden eiskalt. »Karen, ich gehe nicht mit rüber«, presste sie hervor.
    »Aber natürlich kommst du mit. Du kannst dir doch Marqs Vorführung nicht entgehen lassen. Diesmal hat er sich von den Zigeunern inspirieren lassen.«
    »Ach, ich möchte niemanden sehen«, wehrte Beth ab.
    »Brauchst du auch nicht. Sieh dir die Kollektion an
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