Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg
Autoren: Gimone Hall
Vom Netzwerk:
– das ist alles. Marq wird für dich keine Zeit haben, so sehr nimmt ihn die Schau in Anspruch.« Karen sah Beth prüfend an. »Ich dachte, du wärst über Marq längst hinweg.«
    »Aber ja, bin ich.«
    »Dann kannst du beruhigt hingehen.«
    »Na schön.« Beth wusste, dass der Fall erledigt war. Sie hatte es, was Willenskraft betraf, nie mit Karen aufnehmen können.
     
     
    ***
     
     
    In den Ankleideräumen des Modehauses Gipson herrschte ein Gewirr von Farben und Stoffen, Schmuck klirrte, und Mädchenstimmen schwatzten durcheinander.
    Karen hatte nicht viel Zeit und musste einem Mädchen behilflich sein, das hinaus auf den Laufsteg sollte. Mit wenigen Handgriffen hatte sie das Kleid zurechtgezupft. Von draußen hörte man Marqs Stimme letzte Anweisungen geben.
    Beth genoss diese ihr wohlbekannte Atmosphäre so sehr, dass sie, statt nur eine halbe Stunde zu bleiben, wie ursprünglich geplant, sich die Vorführung bis zum Ende ansah. Zuletzt ein traumhaftes Brautkleid aus schimmernder Spitze.
    Nachher gab es viel Beifall für Marq, die Spannung löste sich, und alle redeten aufgeregt durcheinander. Beth wollte die Gelegenheit benützen und sich unauffällig empfehlen. Champagnerkorken knallten, Einkäufer schrieben eifrig ihre Aufträge, und der von einer Schar Verehrerinnen umlagerte Marq wurde abgeküsst. Plötzlich sah er auf, und Beth merkte an seiner betroffenen Miene, dass er sie erkannt hatte.
    Verzweifelt bahnte sie sich einen Weg zum Eingang und hoffte, sie würde entkommen können. Doch Marq war schneller und hatte sie am Arm gepackt, ehe sie es sich versah.
    »Beth!«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, Marq, ich bin es. Eine Überraschung, nicht wahr? Deine Vorführung war ein voller Erfolg, ich gratuliere!«
    »Schön, dass es dir gefallen hat.«
    »Ja, es war wunderschön.«
    Marq lächelte und drängte sie in sein Büro. »Brr … diese vielen Menschen!« Er schloss die Tür. »Ich bin sicher ganz fleckig.« Er zog ein Taschentuch heraus und machte sich daran, sein Gesicht von Lippenstiftspuren zu säubern. »Na Beth, möchtest du dich bei mir nicht auch verewigen?« Offenbar wollte er anknüpfen, wo sie vor langer Zeit aufgehört hatten.
    »Nein, Marq.«
    Er war richtig enttäuscht. »Hätte ich mir eigentlich denken können.«
    »Ja, das hättest du.« Er war ein Mann, dem Erfolg bei Frauen selbstverständlich war. Und in den acht Jahren, die seit ihrer Trennung vergangen waren, hatte er vergessen, dass sie anders war.
    Marq ließ sich in einen quietschenden Sessel fallen und legte die Füße auf einen Schreibtisch von allem neusten Design. Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, welches Problem auf mich zukommt. Diese Mrs. Lansing ist ganz verrückt nach dem Kleid mit dem geometrischen Schnitt. Sicher wird sie es kaufen wollen. Du kannst dir denken, wie das Kleid an ihr aussehen wird. Nicht auszudenken!«
    Beth nickte. »Wir müssen sie davon überzeugen, dass es ihren Typ nicht richtig zur Geltung bringt, und müssen ihr etwas anderes vorschlagen – vielleicht fliegt sie auf die Abendpyjamas.«
    Das Wort »wir« war ihr ganz unbewusst entschlüpft. Sie hatte es kaum bemerkt.
    Marq aber ging sofort darauf ein. »Beth, du musst wieder für das Haus Gipson arbeiten. Du musst Mrs. Lansing das Kleid ausreden. Und hundert andere Dinge für mich übernehmen. Entwürfe in deinem Stil machen. Genau das, was du früher getan hast.«
    Sie schüttelte den Kopf. Wie konnte er annehmen, dass sie noch immer dieselbe Beth war, deren Entwürfe so lebendig gewesen waren? »Ich bin nur ein paar Tage in New York«, log sie.
    »Ach so. Dann willst du sicher zurück nach Massachusetts in dein Haus?«
    »Nein. Dorthin nicht. Übrigens ist es nicht mein Haus.« Und nach kurzem Zögern fuhr sie fort: »Du verstehst – unter den gegebenen Umständen habe ich von Peters Besitz nichts bekommen.«
    Jetzt trat die peinliche Stille ein, die sie so gefürchtet hatte, doch er raffte sich auf und sagte: »Aber Beth, jetzt bist du wieder ganz gesund, nicht?«
    Sie spürte ein Würgen im Hals und wich seinem Blick aus. »Ja, Marq.« Hoffentlich hatte er die Zweifel aus ihrer Antwort nicht herausgehört.
    »Und jetzt weißt du nicht, was du anfangen sollst. Stimmt’s?« fragte er.
    »Unsinn!«
    »Na, was denn?«
    Sie saß in der Falle. »Ich habe einen Job«, sagte sie lahm.
    »Einen Job bei mir«, sagte er mit Entschiedenheit. »Hier, wo du hergehörst.« Sie ließ es geschehen, als er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher