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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg
Autoren: Gimone Hall
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weil ich nicht wusste, dass die Samenkörner Gift enthalten.«
    »Sehr schön«, sagte er beruhigend. »Dann haben Sie auch keinen Grund zum Davonlaufen.«
    Trotz ihrer Entschlossenheit, Ruhe zu bewahren, begann sie zu zittern. Er war ja so selbstzufrieden, so allwissend und kühl! Sie kannte diesen Ton genau. Jener lockende, beruhigende Ton, mit dem man ein scheues Tier einfängt – oder eine Irre.
    »Doch, Dr. Bollard, ich habe einen Grund davonzulaufen. Nur einen einzigen: um mich zu retten. Ich kann nicht erwarten, dass man mir vor Gericht glaubt, dass ich verhext bin. Ich möchte die Phantasie der Richter nicht noch einmal strapazieren. Wenn Sie mich also jetzt entschuldigen wollen …«
    Sie stand auf und sah gleichzeitig aus dem Augenwinkel, dass er in die Tasche langte. Sie wusste, was er suchte und was er sagen würde.
    »Beth, Sie brauchen Ruhe. Dann würden Sie alles anders und vor allem realistischer sehen. Nehmen Sie doch diese Tabletten und legen Sie sich hin, ja?«
    Er hielt ihr zwei scheußliche braune Kapseln unter die Nase. Wie gut sie die kannte! Beth stieß die Hand weg. »Nein, nein!« und sie stürzte an ihm vorbei. Atemlos lief sie die Treppe hinunter, ergriff den Koffer unten in der Halle und lief auf die Straße hinaus – jemandem in die Arme, den sie jetzt überhaupt nicht sehen wollte.
     
     
    28
     
     
    »Ach, ich habe Sie ganz verzweifelt gesucht!« rief Linda Hillburton aus. »Ich bin fest entschlossen, dem Mord auf den Grund zu gehen, und dachte mir, Sie möchten vielleicht mitkommen.«
    »Was haben Sie vor?« Beth konnte sich nicht vorstellen, was Linda ausgeheckt hatte.
    Lindas Plan war tatsächlich einfach. »Ich möchte zu der Hellseherin. Sie soll noch einen Blick in ihre Kristallkugel werfen. Wenn sie den Tod sehen kann, dann kann sie sicher auch den Mörder sehen. Das klingt doch recht vernünftig.«
    »Na, da wünsche ich Ihnen viel Glück. Ich habe leider keine Zeit.«
    Linda machte große Augen, als sie den Koffer bemerkte. »Sie wollen fort? Damit lassen Sie sich eine Gelegenheit entgehen, sich vom Verdacht zu befreien! Es sei denn, Sie wüssten, wer der Mörder ist – nämlich Sie selbst!«
    Beth stieß ein verbittertes Lachen aus. »Sie sind offenbar der Meinung, dass Beweise, die Sie sich mittels Magie verschaffen, vor Gericht standhalten können. Nein, ich laufe nicht weg, ich ziehe zu einem Bekannten.«
    »Besser als gar kein Beweis. Es ist jedenfalls ein Anfang.«
    »Wenn es nicht zu lange dauert, kann ich mitkommen.« Lindas Idee schien verlockender als Dr. Bollards Kapseln.
    »Da drüben wartet mein Chauffeur.« Linda winkte ihn heran.
    Während der Fahrt durch die nassen Straßen fragte sich Beth, ob Linda wohl wusste, dass sie mit einer wegen Mordes Verurteilten, die abermals unter Mordverdacht stand, zusammen war. Aber Linda schien zum Sprechen nicht aufgelegt und starrte aus dem Fenster. Als sie den Handschuh abstreifte, sah Beth, dass sie Ramons Ring nicht mehr trug.
    Linda bemerkte ihren Blick. »Ja, heute Morgen beichtete mir Ramon die Sache mit den zwanzigtausend Dollar. Ich war wütend. Er sagte, eine Mitgift wäre eine Selbstverständlichkeit. Ich fühlte mich betrogen und konnte ihm nicht verzeihen. Darauf setzte er sich in den Wagen und fuhr davon. Dabei liebe ich ihn. Na ja, es hat ihm sicher nicht geschadet. Und den Wagen muss er zurückgeben. Der Mercedes gehört nämlich mir.«
    Der Fahrer hielt vor einem heruntergekommenen alten Haus. Sie gingen hinein und entdeckten tatsächlich den Namen der Hellseherin auf einem Briefkasten. Auf ihr Klingeln öffnete eine schlanke grauhaarige Frau die Wohnungstür, die keinerlei Ähnlichkeit mit der Seherin von der Party hatte.
    »Das Kostüm verändert mich sehr«, erklärte sie, als sie die erstaunten Blicke der beiden bemerkte. »Ich trage es nur auf Partys. Eigentlich ein Unsinn, diese Aufmachung – aber die Leute erwarten es von mir.«
    Als Linda ihr Anliegen vortrug, war die Frau skeptisch. »Es wäre sicher interessant. Im Interesse unserer Wissenschaft sollte ich es wohl versuchen. Aber ich kann nicht garantieren, dass es klappt. Seit der Party bin ich so durcheinander, dass ich gar nicht weiß, wo ich meine Kristallkugel hingetan habe. Einen Augenblick – ich muss sie erst suchen.«
    Endlich hatte sie die Kugel gefunden und legte sie auf den Tisch. »Eigentlich brauche ich sie nicht unbedingt, aber zur besseren Konzentration ist die Kugel recht nützlich. Wenn eine der Damen das Zimmer verdunkeln
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