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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg
Autoren: Gimone Hall
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würde …«
    Schweigend saßen sie im dunklen Raum. Die Kristallkugel schimmerte wie eine riesige Perle. Die Hellseherin starrte hinein. Ihr Gesicht sah nun genauso aus wie auf der Party. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Merkwürdig, alles ist so verschwommen. Ich kann über den Mörder nichts aussagen.«
    Beth war wütend auf sich selbst. Es hatte nicht geklappt, und sie hatte kostbare Zeit vertan. Die Maschine nach Rom würde auf sie nicht warten. Beth wollte aufstehen.
    Ein Aufschrei hielt sie zurück. Die Seherin schwankte hin und her und presste die Hände an den Kopf. »Ich sehe Tod! Wieder Tod!«
    »Wessen Tod?« stieß Linda hervor.
    »Ich weiß nicht … ich sehe einen Wagen … ein Mann …«
    Linda war aschfahl geworden. »Ramon!« rief sie. »Wo ist er?«
    Das konnte die Seherin nicht sagen. Linda stürzte hinaus, gefolgt von Beth.
    Alles passte zusammen. Ein verschmähter Geliebter, der schnelle Wagen, die nasse Straße – dazu Ramons irre Fahrgewohnheiten. Linda war außer sich. »Kann ich Sie irgendwo absetzen?« fragte sie.
    »Ja, bei einer Bank.«
    Sie wechselten während der Fahrt kein einziges Wort. Als Beth ausstieg, rief Linda ihr nach: »Falls Sie doch die Absicht haben, abzuhauen, Mrs. Mitchell, dann viel Glück! Ich kann mir nicht denken, dass Sie es getan haben.«
    Beth winkte ihr erleichtert zu. Sie löste den Scheck ein und fuhr zum Flughafen. Ein neues Leben lag vor ihr. Der Preis dafür war ein kleines Mädchen, um das sich alle ihre Hoffnungen gerankt hatten und das aufwachsen würde, ohne sie zu kennen.
    Sie verachtete sich dafür, dass sie nicht blieb und weiterkämpfte. Nein, sie durfte nicht bleiben. Effie war zu mächtig. In Rom würde sie Vergessen finden.
    Während sie in der Wartehalle stand, hörte sie ihren Namen aus dem Lautsprecher. »Dringender Anruf für Mrs. Beth Mitchell.« Die Stimme verfolgte sie, und Beth versuchte, nicht hinzuhören. Sie hatte das Gefühl, alle wüssten, wer sie war, und sähen, dass sie vor der herrischen Stimme davonlief.
    »Mrs. Mitchell …« Vielleicht war es nur Marq oder Karen, die sie in letzter Minute zurückhalten wollten. Was aber, wenn der Anruf irgendein Wunder bedeutete? Der Verdacht gegen sie könnte sich vielleicht als haltlos erwiesen haben? Sie machte kehrt und meldete sich am Informationsschalter.
    Dort reichte man ihr den Hörer. Über den Flughafenlärm hinweg konnte sie Karen kaum verstehen. »Beth – es geht um …
    Jim …«
     
     
    29
     
     
    Ein Mann und ein Wagen! Die Vision der Hellseherin hatte sich also auf Jim und nicht auf Ramon bezogen. Endlos erstreckte sich vor ihr der Korridor des Krankenhauses. Langsam ging Beth auf die Tür zu, hinter der Jim Sanders lag.
    Schon von weitem erkannte sie, welche Tür es war, denn bereits vom Lift aus hatte sie den Polizisten gesehen, der davor stand. Zweifellos war er dorthin beordert worden, um sie in Empfang zu nehmen.
    Das spielte jetzt keine Rolle mehr. Ihr einziger Gedanke galt Jim, der vielleicht im Sterben lag. Es war also sein Tod, den die Hellseherin gesehen hatte.
    »Mrs. Mitchell?«
    »Ja, bitte lassen Sie mir Zeit, ehe Sie mich verhaften …«
    »Sie werden nicht verhaftet«, entgegnete er. Jetzt erst sah sie die zwei Gestalten in einer Ecke stehen – Ramon und Linda.
    Sie starrte die beiden an. »Ich verstehe nicht. Ist ein anderer Verdächtiger aufgetaucht?«
    Ramon sagte: »Nein, es handelt sich um keinen Mord. Nach dem Streit mit Linda heute Morgen fiel mir etwas ein: ich hatte gesehen, dass Mrs. Hillburton in Begleitung eines Mädchens aus dem Schlafzimmer kam. Das Mädchen trug einen großen Karton – so groß, dass ein Brautkleid darin Platz hatte. Sie gehörte nicht zum Personal, und ich musste sie erst über das Vermittlungsbüro ausfindig machen. Als sie sagte, Mrs. Hillburton hätte ihr beim Verpacken des Kleides geholfen, fragte ich sie genauer aus. Ich wollte wissen, ob sich Mrs. Hillburton nicht etwa an einer Nadel gestochen hätte. Ja, es verhielt sich tatsächlich so. Und als ich die Geschichte der Polizei vortrug, wurde das Kleid untersucht und tatsächlich ein durchstochenes Samenkorn gefunden. Sogar die Nadel war noch da. Ich wusste, dass gewisse Indianerstämme aus den Körnern Gift für ihre Pfeile gewinnen, deswegen war ich überhaupt auf die Idee gekommen. Die Nadel wirkte bei Mrs. Hillburton wie ein Giftpfeil. Es war ein Unfall!«
    Nur ein Unfall! Beth konnte es kaum fassen. Effie hatte nichts damit zu tun. Effie war keine Hexe,
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