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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg
Autoren: Gimone Hall
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hier warten.« Damit ließ er sie allein.
    Wortlos saßen sie da und hielten einander an den Händen, bis das Mädchen, das sie eingelassen hatte, wieder hereinkam und Beth eine Flüssigkeit in einem roten Glas brachte.
    »Trinken Sie das aus. Es wird Sie entspannen.« Beth trank das widerlich schmeckende Elixier, und das Mädchen nahm das Glas wieder in Empfang.
    Zunächst verspürte sie keinerlei Wirkung, doch als das Mädchen nach einigen Minuten wiederkam und Beth bat, ihr zu folgen, fühlte sie sich ganz leicht, als sie aufstand.
    Alles schien ihr nun wie ein Traum. Sie glitt über den Boden dahin und schien ihn kaum zu berühren.
    Das Mädchen führte sie in eine kleine Kammer, die nur von einer Kerze erleuchtet war, die auf einem kleinen Altar stand. Im Raum befanden sich zwei weibliche Wesen, gehüllt in Kapuzenmäntel. »Ziehen Sie alles aus«, sagte das Mädchen. »Alles! Nehmen Sie die Haarnadeln heraus. Streifen Sie den Ehering ab.«
    Beth folgte den Anweisungen und entledigte sich ihrer Sachen. Sie streifte den Goldring ab und legte ihn auf den Altar. Die zwei Gehilfinnen führten sie einen dunklen Gang entlang. Noch immer hatte sie das Gefühl zu schweben, spürte aber, dass es eine Täuschung war.
    Beth und ihre Begleiterinnen kamen an eine mit okkulten Symbolen gezierte Doppeltür. Sie hörte jetzt die Gesänge, die sie schon die ganze Zeit über vernommen hatte, viel lauter. Das also war der Ort – der Versammlungsraum. Ihr Herz klopfte.
    Alles war so rasch gekommen. Zum Überlegen war ihr kaum Zeit geblieben. Sie wusste gar nicht, was ihr jetzt bevorstand oder in welchem Zustand sie sich nachher befinden würde.
    Die Tür schwang auf. Sie sah vor sich einen langen, schweren Tisch aus Eichenholz, zu beiden Seiten die Gestalten der anderen Mitglieder des Zauberzirkels, in lange Kapuzenmäntel gehüllt. Schwarze Kerzen flackerten in Wandkandelabern. Am Ende des Tisches erkannte sie den Hexenmeister. Beth trat beklommen ein. Hinter ihr wurde die Tür verschlossen. Ihr wurde bedeutet, sich auf den Tisch zu legen. Beth tat wie geheißen und sah nun direkt hinauf in die Finsternis über sich, ohne auch nur einen Blick auf die Umgebung zu werfen. Ihre Furcht vor dem Kommenden wuchs mit jeder Sekunde. Plötzlich spürte sie Finger auf ihrem Körper. Sie bekam eine Gänsehaut. Die Finger wurden zahlreicher. Es waren ganz sanfte Berührungen. Hände lagen auf ihrer Brust, auf dem Leib, auf Armen und Beinen. Die Finger riefen ein seltsames Gefühl hervor, taten ihr aber nichts zuleide.
    Der Meister berührte ihre Stirn. Sie spürte deutlich ein Prickeln. Blitzartig tauchte vor ihren Augen eine Szene auf – eine längst vergessene Kindheitserinnerung. Sie schrie auf vor Überraschung.
    Das Bild verschwand. Stattdessen sah sie das kleine Haus in England vor sich. Das Haus ihrer Flitterwochen.
    Wieder verschwand die Szene. Nun tanzte sie mit Marq – und dann sah sie vor sich die Rosen im Krankenzimmer nach Starlas Geburt.
    Es war wunderbar. Sie trieb dahin, in Euphorie befangen.
    Und dann wurde alles anders. Plötzlich wurde ihr Bewusstsein von Effie erfüllt. Überall war Effie. Sie kam nicht mehr los von ihr. Sie wand sich auf dem Tisch, wollte sich die Augen zuhalten – aber die Finger hielten sie auf dem Eichentisch nieder wie Nadeln einen flatternden Schmetterling.
    Das Bild wurde größer. Die Umfriedungen ihres Bewusstseins erweiterten sich, wurden auseinander gerissen. Sie spürte einen so starken Schmerz, als würde sie körperlich zerrissen. Beth schrie auf, um sich von diesem Eindruck in ihrem Bewusstsein zu befreien.
    Als letztes wurde ihr eine Kerzenflamme vor die Augen gehalten. Die Flamme löschte alles aus, und alles war Schwärze.
     
     
    26
     
     
    Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf einer Couch in einem sonnenscheindurchfluteten Zimmer. Jim saß neben ihr. »Wie fühlst du dich?« fragte er besorgt, als sie die Augen aufschlug.
    »Wunderbar.« Sie lachte erleichtert. »Und was jetzt? Weiß man jetzt alles über Effie?«
    »Nicht so überstürzt! Wir sind noch nicht fertig. Sie haben sich jetzt auf Effie eingestimmt und überwachen die Einflüsse, welche von ihr ausgehen. Das dauert eine Weile.«
    »Aber ich spüre gar nichts«, sagte Beth ungläubig.
    »So soll es auch sein. Es spielt sich alles in deinem Unterbewusstsein ab. Du wirst nichts spüren, falls nicht …« Er hielt inne.
    »Falls die weißen Hexen nicht versagen? Falls Effie nicht gewinnt? Ich bin also noch immer
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