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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott
Autoren: Die Straße zum Schafott
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Himmel immer heller, und die erste Morgendämmerung hatte sich bereits über den Straßenschluchten von Manhattan ausgebreitet. Die Einfahrt zu dem Hinterhof lag im kühlen Morgengrauen und sah schmutzig, verkommen und wenig einladend aus. Der Verputz der Hauswand war stellenweise abgebröckelt und ließ rotbraunes Ziegelgestein sichtbar werden. Leere Zigarettenschachteln, die Hüllen von Kaugummi und ausgetrunkenen Milchtüten lagen herum.
    Steve Ollegan lauschte in die Einfahrt hinein. Da! Das klatschende Geräusch kam wieder und diesmal folgte ihm ein gequältes Stöhnen.
    Er hätte weitergehen können. Trotzdem er genau wusste, was dort hinten auf dem Hof vor sich gehen musste, hätte er weitergehen können. Die Geräusche waren zu eindeutig, als dass es irgendeinen Zweifel hätte geben können. Und jedermann in den Staaten weiß, dass es selten gut ist, seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten hineinzustecken.
    Steve Ollegan ging nicht weiter. Er überlegte nicht einmal, ob er weitergehen sollte. Er hörte, das jemand geprügelt wurde, sein Gerechtigkeitsgefühl empörte sich, und er marschierte in die Einfahrt hinein, um zu sehen, was hier eigentlich geschah.
    Er kam in einen Hof von ungefähr dreißig mal zwanzig Yards. In einer Ecke standen Mülleimer herum, die zum Bersten überladen waren. Abfälle quollen unter den Deckeln hervor.
    Links zog sich eine übermannshohe Mauer hin. An der Mauer stand, fast in der Stellung eines Gekreuzigten, ein junger Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren. Er trug eine Nietenhose, ein rotes Baumwollhemd und eine kurze, offene Lederjacke.
    Er stand nicht freiwillig an der Mauer. Rechts und links von ihm standen zwei Männer der oberen Gewichtsklasse und nagelten seine Arme und Beine mit ihrem ganzen Körper fest gegen die Mauer. Er konnte höchstens noch den Kopf bewegen. Aus der Nase und dem Mund lief Blut.
    Vor ihm stand ein dritter Mann, der ihn mit beiden Fäusten bearbeitete. Dabei schien er absichtlich dorthin zu schlagen, wo der Schmerz am stärksten wirken musste.
    Das alles hätte Steves Gerechtigkeitsgefühl vielleicht nicht so sehr empört. Dass ein paar brutale Burschen an einem armen Kerl ihr Mütchen kühlten, kam immer wieder vor. Aber dass nahe dem Hintereingang zu dem Wohnhaus, das den Hof nach vorn zur Straße hin begrenzte, zwei Männer und ein neunzehnjähriger Bursche standen und dem ganzen Schauspiel zusahen, das empörte ihn bis zur sinnlosen Wut.
    Man achtete nicht auf ihn. Er ging zu den Männern an der Haustür.
    Als sie ihn gewahrten, traten sie einen Schritt beiseite, als glaubten sie, er möchte ins Haus und sie müssten ihm Platz machen. Er aber blieb vor ihnen stehen und sagte leise: »Was soll das? Wollt ihr zusehen, wie sie ihn totschlagen?«
    Die beiden Männer und der Junge hoben überrascht die Köpfe. Es waren Arbeiter, denn sie trugen die Overalls, die von allen Arbeitern getragen werden. Einer, vielleicht fünfunddreißig, zuckte die Achseln und raunte: »Gegen die kommen wir, doch nicht an. Das sind Boys von der Celham-Gang.«
    Steve hatte noch nie Männer gesehen, von denen allgemein bekannt war, dass sie zu einer Gangsterbande gehörten. Er sah hinüber zu den drei brutalen Kerlen, die sich weiter ihrem bestialischen Geschäft hingaben. Dabei sagte keiner von ihnen ein Wort. Mit einer tierischen, stummen, wahnsinnigen Sachlichkeit schlug der eine Gangster auf den Fünfundzwanzig] ährigen ein, den die beiden anderen festhielten.
    Steve spuckte aus. Die Feigheit der drei Männer in der Haustür widerte ihn an. Langsam ging er auf die Gruppe der Gangster zu. Seine Aktentasche hatte er vorhin an die Hauswand gelehnt. Die beiden, die den halb Bewusstlosen festhielten, sahen ihn natürlich kommen.
    »Halt dich da raus!«, rief ihm der eine zu.
    »Sonst machen wir dich auch noch fertig!«, grinste der andere.
    Steve sagte gar nichts. Er tippte nur dem Schläger, der gerade von Neuem ausholte, von hinten auf die Schulter. Der Gangster wandte sich um. Er keuchte von der Anstrengung seiner Schläge, und auf der Stirn standen Schweißperlen. Auch auf der Oberlippe hatten sich kleine Schweißtröpfchen angesammelt.
    Das Gesicht des Gangster war reichlich nichtssagend. Es wirkte nicht ausgesprochen abstoßend, wenn man von dem sadistischen Glanz absah, der in seinen Augen lag.
    »Was willst du denn?«, schnaufte der Schläger, während er sich seine geschundenen Knöchel massierte.
    Steve sah sich langsam um. Eine sichtbare Erregung hatte
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