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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott
Autoren: Die Straße zum Schafott
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Einreihers und wischte dem anderen das Gesicht ab.
    Ein Warnruf ließ ihn plötzlich zusammenfahren. Er warf sich herum und stand geduckt, die Fäuste halb erhoben, jeden neuen Kampf aufzunehmen. Hatte er sich vorhin vor Wut nicht gefürchtet, so tat er es jetzt nicht mehr, weil er wusste, dass er das Selbstbewusstsein aller drei zerschlagen hatte. Sie würden jetzt jeden neuen Kampf gegen ihn nur mit der heimlichen Furcht aufnehmen, dass sie vielleicht wieder die Unterlegenen sein könnten. Und allein diese Furcht würde sie von vornherein unterlegen machen, wenn sie nicht raffiniert genug ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausnützten.
    Als sie zu dritt auf ihn zukamen, mit verschwollenen Gesichtem keuchend und noch nicht einmal ganz sicher wieder auf den Beinen, fiel ihm plötzlich der Colt wieder ein.
    Er zog ihn aus der Hosentasche und zielte auf den ersten Schläger.
    Alle drei stoppten.
    »Verschwindet«, sagte er. Nur das eine Wort. Aber er hob die Mündung der Waffe dabei.
    Sie sahen sich einen Augenblick lang zögernd an, dann zogen sie die Köpfe ein und drehten sich um. Wie eine Horde geschlagener Wilder trotteten sie über den Hof und verschwanden in der Einfahrt.
    Steve steckte den Colt wieder weg und rief zu den Männern, die von der Haustür unentschlossen auf ihn zukamen: »Wenn einer von euch ’n Telefon hat, soll er mal rauf gehen und ein Taxi anrufen.«
    »Okay«, sagte der junge Bursche. »Vom an der Ecke ist ’ne Zelle. Ich rufe an.«
    Steve nickte und setzte sich neben dem Verletzten an die Mauer. Auf einmal fühlte er sich hundemüde.
    ***
    Er brachte den jungen Burschen zu sich nach Hause. Es war fast sieben, als er vor dem Haus ankam, in dem er wohnte. Unterwegs hatte er ein paar Mal mit dem Verletzten gesprochen und gefragt, welchen Arzt sie auf suchen sollten. Aber der Bursche hatte nur in einer Art Verzweiflung den Kopf geschüttelt. Keinen Arzt, nur ja keinen Arzt, hatte er gefleht. Er werde später alles erklären, aber ja keinen Arzt.
    Okay, dachte Steve. Vielleicht hat’s ihn gar nicht so schlimm erwischt. Er spuckte zwar hin und wieder ein bisschen Blut, aber das kann von einer kleinen Ader herrühren, die er sich im Rachen oder sonst wo im Mund zerbissen hat, oder die aufgeplatzt ist. Und die Beulen, nun, die bleiben eben zurück, wenn einer mit harten Fäusten bearbeitet wurde.
    Er bezahlte das Taxi und half seinem neuen Freund heraus. Der sackte ihm weg, sobald er auf der Straße stand. Steve bückte sich und zog ihn sich über die Schultern. Mit der rechten Hand hielt er ihn fest, mit der Linken fischte er, mühsam genug, in seiner rechten Hosentasche nach den Münzen, die dort sein mussten.
    Er hob schnaufend mit der Linken seine Aktentasche wieder auf und stieg langsam die Treppen hinauf. Im fünften Stock bewohnte er eine winzige Bude, die weder sauber, noch gemütlich, noch sonst irgendetwas Hübsches war. Er hatte sie nehmen müssen, weil er keine Zeit gehabt hatte, auf eine bessere Gelegenheit zu warten.
    Die meisten Leute im Haus waren Farbige. Er hatte in den wenigen Tagen, die er nun hier wohnte, noch nichts mit ihnen zu tun gehabt, denn die meiste Zeit verbrachte er am Times Square, entweder in der Redaktion oder in einem kleinen Lokal in der Nähe.
    Als er jetzt den blutenden und manchmal schwach stöhnenden Burschen die Treppen hinauftrug, lief er einigen Hausbewohnern in die Hände. Zuerst blickten sie ihn aus ihren großen, leuchtenden Augen überrascht an, dann murmelten sie etwas, was wie Helfenwollen klang. Auf atmend ließ er sich seine Last abnehmen und lief voran die Treppen hinauf, um seine Bude aufzuschließen.
    »Legt ihn aufs Bett«, sagte er, noch immer atemlos.
    Sie taten es.
    »Versteht einer von euch etwas von solchen Sachen?«, fragte er die dunklen Gesichter.
    Ein alter Farbiger mit mausgrauem Haar trat schweigend an das Bett. Er sah den Verletzten nur einen kurzen Augenblick lang an, dann kam er zu Steve zurück und raunte ihm zu: »Nicht mehr lange - vielleicht noch eine Stunde.«
    Steve verstand zuerst überhaupt nichts. Er schüttelte verständnislos den Kopf und brummte: »Das musst du schon mal ins Allgemeinverständliche übersetzen, mein Alter. Was heißt,nicht mehr la…’?«
    Plötzlich verstand er. Er brach mitten im Wort ab und sah ungläubig hinüber zu dem jungen Mann. Der sollte in kurzer Zeit sterben? Aber er sah doch gar nicht so schlimm verletzt aus. Fassungslos schüttelte Steve den Kopf. Der Alte deutete verstohlen in die
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