Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott
Autoren: Die Straße zum Schafott
Vom Netzwerk:
dicht über Celhams Lippen. Es war vergeblich. Er verstand nichts mehr. Erst nach ein paar Minuten merkte er, dass Joe Celham gestorben war.
    ***
    Erschrocken fuhr Steve auf. Ein hastiger Blick streifte noch einmal den Toten. Aber wenn er auch kein Arzt war, der glanzlose Blick verriet im deutlich, dass in Joe Celham kein Leben mehr war.
    Steve ließ sich in einen wackeligen Sessel fallen und steckte sich eine Zigarette an. Es musste auf acht oder neun Uhr morgens gehen, und da er die ganze Nacht über kein Auge zugemacht hatte, fühlte er nun doch die Müdigkeit bleiern in seine Lider sinken. Aber er konnte jetzt unmöglich schlafen. Er musste etwas tun. Er konnte den Toten nicht einfach auf seinem Bett liegen lassen.
    Mit einer verzweifelten Willensanstrengung riss er sich hoch und ging zur Tür. Im Flur stieß er auf eine alte Frau, die mit emsigen Fleiß den Boden mit schlecht riechender Seife abschrubbte.
    »Entschuldigung, Ma’am«, sagte Steve müde, »wissen Sie vielleicht, wo das nächste Polizeirevier ist?«
    »Yeah, Sir. Nächste Ecke links! Gar nicht weit.«
    Gott sei Dank, dachte Steve. Ich bin zum Umfallen müde. Wenn ich jetzt noch hätte weit laufen müssen, ich hätte es gelassen. Ich kann mich kaum noch auf den Füßen halten.
    »Danke schön, Ma’am«, sagte er und stolperte die Treppen hinab. Sie sollten alle Zusammenlegen, die hier wohnten, dachte er, damit wir uns einen Fahrstuhl einbauen lassen können. Es ist ja heller Wahnsinn, fünf Etagen hinauf und hinab…
    Er fand die Police Station und war überrascht, als er den Wachraum betreten hatte. Es gab nur farbige Polizisten. Eigenartig, dachte er. Da lebt man nun ein Leben lang in diesem Land und hat gar keine Ahnung, was es hier alles gibt. Gestern las ich irgendwo in der Redaktion, dass es allein hier in New York 350 000 Farbige gibt. Aber dass sie eine eigene Stadt mit farbiger Polizei bilden, wusste ich nicht. Komisches Gefühl, als Weißer unter lauter Farbigen zu stehen.
    »Was können wir für Sie tun, Mister?«, fragte ein Hüne, der an die Barriere getreten war, die den Raum in zwei gleichgroße Hälften trennte.
    »Ich bin Steve Ollegan«, sagte Steve etwas linkisch. »Ich weiß nicht, aber ich habe das Gefühl, ich muss Ihnen etwas erzählen. In meinem Zimmer liegt nämlich ein Toter.«
    Er fühlte, wie die anderen Polizisten in dem Raum aufmerksam wurden. Die Unterhaltungen verstummten wie mit einem Schlag. Aller Augen richteten sich auf ihn.
    »Ein Toter?«, wiederholte der uniformierte Riese vor ihm.
    »Ja«, nickte Steve. »Joe Celham. Er ist vor ein paar Minuten in meinem Zimmer gestorben.«
    Er erzählte seine Geschichte von Anfang an. Der riesige Officer hörte sie sich schweigend an, dann sagte er: »Kommen Sie bitte, Mr. Ollegan. Ich fürchte, das ist eine Sache, die die Kriminalabteilung angeht. Wir haben ein paar Beamte dieser Abteilung in unserem Revier und ich glaube, dass Lieutenant Stringer der richtige Mann dafür ist.«
    Er führte Steve durch einen schmalen Korridor bis zu einer Tür, an die er klopfte. Eine Stimme rief irgendetwas, und der Polizist öffnete die Tür. Er ließ Ollegan vorgehen und zog hinter ihm die Tür zu. Hinter einem mit Papieren überladenen Schreibtisch saß ein Farbiger, der aber zivile Kleidung trug.
    »Dies ist Mister Ollegan, Sir«, sagte der hünenhafte Polizist. »Er scheint einen Mord melden zu wollen.«
    »Nehmen Sie bitte Platz, Mister Ollegan. Ich bin Lieutenant Stringer von der Kriminalabteilung der City Police. Meine Hautfarbe darf Sie nicht wundem. Die Polizeiverwaltung hier hielt es für ratsam, hier in Harlem unter der farbigen Bevölkerung auch farbige Mitglieder der Polizei einzusetzen. Das hat mehrere Gründe, die zu erläutern jetzt wohl zu weit führen würde. Darf ich Sie um Ihre Aussage bitten? Oder…«
    Er machte eine Geste zu der Kaffeemaschine, die in der Ecke an der Wand hing. Steve schüttelte dankend den Kopf. Er rieb sich über die Augen, die ihm vor Übermüdung schmerzten, wandte seinen Kopf wieder dem Lieutenant zu und sagte: »Sie kennen den Namen Celham?«
    Der Lieutenant lächelte.
    »In unseren Kreisen ist dieser Name ausreichend bekannt«, sagte er diplomatisch. »Aber Sie haben sicher einen besonderen Grund, mich gerade danach zu fragen?«
    Steve zuckte die Achseln.
    »Der Bruder des Gangleaders ist von den Leuten der Bande seines Bruders totgeschlagen worden. Ich kam hinzu und brachte sie dazu, dass sie von ihm abließen. Aber er war bereits zu spät.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher