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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott
Autoren: Die Straße zum Schafott
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ich mit der anderen Hand nach dem Lichtschalter tastete. Dabei spielte ich mit den Fingern in der Tasche mit der Streichholzschachtel. Es klapperte ein bisschen, und dann hatte die andere Hand endlich den Lichtschalter gefunden.
    Ich knipste. Schlagartig flutete Tageshelle durch die Maschinenhalle.
    »Los, Phil!«, rief ich, aber er huschte schon hinter mir vorbei und warf sich auf einen Gangster, der seitlich von mir saß und eine Konservenbüchse auslöffelte.
    Drei Schritte vor mir lag Bill Celham auf einer tafelartigen Maschine. Er hatte ein paar Decken darüber gebreitet und lag faul auf dem primitiven Lager. Ich erkannte ihn sofort wieder, denn ich hatte mir sein Bild ja genau eingeprägt.
    Mit einem Hechtsprung warf ich mich auf ihn. Er empfing mich mit angezogenen Knien. Meine Hände flogen vor und umklammerten seinen Hals. Er trat mir die Knie mit voller Wucht in die Brust. Mir blieb die Luft weg, und ein stechender Schmerz zuckte durch meine Lungen, breitete sich aus und legte sich mit roten Schleiern über mein Gehirn.
    Meine Hände ließen nicht los.
    Er setzte mir die beiden Fäuste in den Magen, dass es mir vorkam, als würden meine Eingeweide von scharfen Krallen zerrissen. Ich ließ nicht los.
    Wir wälzten uns herum und stürzten von der nicht sehr hohen Maschine auf den nackten Betonfußboden. Er knallte mir von unten her eine harte Sache gegen die linke Schläfe, wobei er noch mein Ohr mit erwischte.
    Meine Finger gruben sich in seinen Hals. Sein Gesicht lief blau an.
    »Da!«, hörte ich Phils Stimme hinter mir irgendwo in der Halle.
    Gleich darauf kam dieses trockene Geräusch, das entsteht, wenn eine Kinnlade harte Bekanntschaft mit einer gut gezielten Faust macht. Und sofort danach polterte etwas dumpf.
    Phil schnaufte hinter mir.
    »Lass ihn los, Jerry, sonst erdrosselst du ihn.«
    Ich zog meine Hände zurück und ließ mich von ihm herabrollen. Keuchend lag ich auf dem kalten Betonboden. Vor meinen Augen tanzten farbige Sterne einen wirren Reigen.
    »Hier ist Nummer drei!«, sagte eine sanfte Stimme von der Tür her.
    Es war Stringers Stimme, und allmählich konnte ich ihn sogar sehen. Langsam wichen die farbigen Schleier vor meinen Augen. Phil half mir auf die Beine. Wir steckten uns Zigaretten an.
    Und wir bemerkten mit einem Grinsen, dass die Hände von uns dreien zitterten. Aber wir hatten den Rest der Celham-Gang.
    ***
    Es war drei Uhr fünfundzwanzig.
    »Sir«, sagte Phil zu dem Gouverneur des Staates New York, der im Schlafanzug vor ihm stand. »Ich schwöre Ihnen bei alles, was einem G-man heilig ist: Jack Corren ist unschuldig! Aber in vier Minuten soll er hingerichtet werden! Telefonieren Sie sofort mit dem Zuchthaus! Sofort, bitte!«
    Der Gouverneur sah Phil aus seinen stahlgrauen, energisch blickenden Augen an.
    »Beweise?«, fragte er knapp.
    »Zwei der verhafteten Gangster der Celham-Gang haben bereits gestanden. Joe Celham, Bell Condridge, Bruce Cendly, Steve Ollegan und der Uhrenfachhändler Carson, sie alle wurden von verschiedenen Mitgliedern der Celham-Gang umgebracht. Corren wurde zu dem falschen Geständnis gezwungen mit der Drohung, man werde seine schwangere Frau foltern und töten, wenn er nicht den Doppelmord auf sich nähme. Schon morgen Mittag können Sie die schriftlichen Geständnisse der beiden Gangster haben. Vielleicht hat auch Bill Celham bis dahin im Kreuzverhör ein Geständnis abgelegt. Wir haben keine Zeit mehr, ihn zu verhören. Bitte…«
    Phil sah flehend auf das Telefon. Der Gouverneur blickte auf die Uhr. Dann griff er zum Hörer.
    »Staats-Blitzgespräch mit dem State Jail!«, sagte er entschlossen.
    ***
    Drei Uhr dreiundzwanzig.
    Der Wärter hatte Stringer und mich im Dauerlauf zum Todesblock gebracht. Keuchend rannten wir den Gang entlang. Mitten im Gang zur Hinrichtungskammer trafen wir sie.
    Jack Corren hing ohnmächtig in den Armen zweier Wärter.
    »Halt!«, brüllte ich schon von Weitem. »Halt! Der Gouverneur wird sofort anrufen! Die Hinrichtung ist auf unbekannte Zeit verschoben! Corren ist unschuldig!«
    Der Oberstaatsanwalt runzelte ärgerlich die Stirn. Er sah verschlafen und unlustig aus.
    »Das hätte uns der Gouverneur schon selbst mitteilen müssen«, meckerte er.
    »Was sind denn das für neue Manieren! Und wer sind Sie überhaupt?«
    Ich sah Stringer an. Stringer sah mich an. Dann zogen wir gleichzeitig unsere Pistolen.
    »Die Hinrichtung wird nicht stattfinden«, sagte ich. »Der Anruf des Gouverneurs ist in jeder Sekunde zu
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