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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott
Autoren: Die Straße zum Schafott
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Vorsicht dort an. Es war genau Mitternacht, und wir hatten also noch höchstens drei Stunden, wenn wir buchstäblich in der letzten Minute Jack Corren noch vor der Hinrichtung bewahren wollten.
    Die Straße, an der das Fabrikgelände grenzte, lag im trüben Schein einiger Laternen. Wir hatten meinen Jaguar zwei Häuserblocks weiter vorn stehen lassen und bummelten zu Fuß wie ein paar nächtliche Spaziergänger auf dem Bürgersteig entlang.
    »Dort drüben«, raunte Stringer. »Sehen Sie das Pförtnerhäuschen in der Mauer?«
    »Ja, sicher.«
    »Da ist es. Ich denke, dass wir von hinten herkommen sollten - oder was meinen Sie?«
    »Das werden Sie am besten wissen. Sie kennen doch die Gegend hier.«
    »Okay. Also von hinten!«, entschied er.
    Stringer führte uns. Es ging zwischen zwei alten, schmutzigen Häusern hindurch und über einen stinkenden Hinterhof. Dann stießen wir wieder auf eine Mauer.
    »Da müssen wir rüber«, raunte Stringer.
    »Nicht allzu schwierig«, sagte ich. »Aber vorher die Lage peilen!«
    »Natürlich!«, flüsterte Stringer.
    Phil hielt die Hände hin, ich stieg darauf und zog mich vorsichtig an der Mauer hoch. Wir hatten absichtlich kein großes Aufgebot mitgebracht. Bill Celham sollte nicht von der voreiligen Kugel eines nervös gewordenen Polizisten umgebracht werden. Der Mann sollte auf den elektrischen Stuhl.
    Ich blickte in einen Hof, der menschenleer und totenstill war.
    Eine Weile prüfte ich die Gegend. Nichts Auffälliges war zu sehen.
    »Okay! Los!«, rief ich leise hinab.
    Ich schwang mich auf die Mauer und zog Phil herauf. Gemeinsam wuchteten wir Stringer hoch.
    Möglichst lautlos ließ sich der erste hinabgleiten. Er stemmte sich fest, und über seine Schultern stiegen die anderen beiden leise hinab.
    Dann tapsten wir auf Zehenspitzen über den Hof. Rechts von Uns lag ein lang gestrecktes Gebäude mit großen Fensterfronten.
    Gerade als wir um die eine Hausecke biegen wollten, hörten wir eine Tür quietschen.
    Uns drohte das Herz stehen zu bleiben.
    »Ich geh mal rüber und zieh’ mir ’n paar Zigaretten aus dem Automat«, sagte eine nuschelnde Stimme.
    »Pass auf, dass dich keiner sieht!«, warnte eine andere.
    »Bin doch kein Idiot.«
    Seine Schritte tappten ziemlich unvorsichtig über den Hof.
    »Stringer«, raunte ich fast lautlos, »sobald er auf der Straße ist, schleichen Sie nach. Nehmen Sie ihn in Empfang, wenn er zurückkommt, damit er uns nicht in den Rücken fallen kann.«
    »In Ordnung.«
    Lautlos wie eine Katze huschte Stringer zurück. Vermutlich wusste er einen Weg, den er im Schatten des Gebäudes oder einer Mauer zurücklegen konnte. Er kannte sich ja wirklich in seinem Reviergebiet verdammt gut aus.
    Wir warteten noch einen Augenblick, dann huschten wir um die Ecke.
    Keine zwanzig Yards vor uns stand eine große, doppelflügelige Tür halb offen.
    »Ich denke«, hauchte ich dicht an Phils Ohr, »dass wir zwei Minuten warten, dann gehe ich ganz offen durch die Tür. Sie erwarten die Rückkehr ihres Mannes, und es ist dunkel. Sie werden mich für ihren Kumpan halten.«
    Es war keine Zeit zu diskutieren, und nur deshalb stimmte Phil zu. Unter anderen Umständen hätte er mir wahrscheinlich begreiflich gemacht, dass es besser wäre, wenn er selbst das übernähme.
    Ich wartete die genannte Zeit, dann huschte ich ein paar Schritte lautlos auf den Hof hinaus. Als es mir weit genug erschien, machte ich kehrt und trat ungefähr in der schleppenden Art auf, in der der Gangster vorhin über den Hof marschiert war.
    Zu dem lang gestreckten Gebäude führten noch immer Lichtleitungen. Das machte mir Hoffnung, dass die Lichtleitungen im Gebäude vielleicht noch unter Strom stünden.
    Als ich kurz vor der halb offenen Tür war, zog ich meine Zigarettenpackung und riss das Silberpapier oben auf. Jeder Raucher kennt dieses charakteristische Geräusch, das dabei entsteht. Als ich den Fuß auf die Schwelle setzte, fragte aus der fast undurchdringlichen Finsternis vor mir eine raue Stimme: »Bist du’s Slim?«
    Ich ließ meine Packung fallen und bückte mich danach. Gegen den helleren Nachthimmel in der offenen Tür musste man meine Bewegung gut sehen können. Während ich mich bückte, knurrte ich ziemlich leise und mit gespielter Ärgerlichkeit ein leises »Verdammt!«
    Eine leise Stimme ist nicht zu erkennen, schon gar nicht, wenn sie leise knurrt. Es folgte denn auch keine weitere Frage. Ich hob die Zigarettenpackung auf und ließ sie in meine Tasche gleiten, während
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