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0067 - Die Teufelssekte

0067 - Die Teufelssekte

Titel: 0067 - Die Teufelssekte
Autoren: Jason Dark
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Wohnburg besser.
    Ich wartete darauf, daß die Ampel umsprang. Aus dem Radio ertönte leise Musik, hin und wieder von einer reißerischen Werbung unterbrochen.
    Gelb!
    Und da geschah es!
    Ich wollte schon starten, als ich den Schatten sah, der plötzlich an meiner Frontscheibe vorbeiwischte. In den Bruchteilen von Sekunden erkannte ich, daß es ein Mensch war. Ein Mensch mit wirbelnden Armen und Beinen.
    Das Geräusch des auf das Pflaster klatschenden Körpers ging mir durch Mark und Bein.
    Stille!
    Dann erst klang ein vielstimmiger Entsetzensschrei auf.
    ***
    Selten bin ich so schnell aus dem Wagen gekommen wie in diesen schrecklichen Augenblicken. Ich war als erster bei dem Verunglückten, bevor die anderen Zeugen sich noch von ihrem Schrecken erholt hatten.
    Ich beugte mich nieder.
    Die Person lag auf der Seite. Langes goldgelbes Haar, jetzt allerdings naß und schmutzig wirkend, klebte wie eine Fahne auf dem feuchten Straßenbelag. Ich tastete nach dem Puls.
    Nichts.
    Die Frau war tot.
    Vorsichtig drehte ich sie ein wenig herum. Jetzt sah ich in das Gesicht.
    Die Frau war noch jung, höchstens fünfundzwanzig Jahre. Weit aufgerissene, aber gebrochene Augen schauten mich starr an. Mich wunderte es, als ich den Mund der Toten sah, denn die Lippen waren zu einem verklärten Lächeln verzogen.
    Es gab aber noch ein Punkt, der mir ins Auge stach. Die Kleidung der Toten konnte man durchaus als seltsam bezeichnen. Ein langes Gewand, violett schimmernd und durchsichtig. Die Frau trug nichts unter dem Gewand.
    Ich hob den Kopf. Regentropfen rinnen mir in den Nacken und liefen in langen Bahnen meinen Rücken hinunter. Aus einem Gully drang feuchter Nebel. Die Straße schien in seiner unmittelbaren Nähe zu dampfen.
    Dicht neben mir ertönte die Trillerpfeife eines Bobbys. Dann forderte mich eine barsche Stimme auf zu verschwinden.
    Ich stand auf.
    Der Bobby war doppelt so breit wie ich und sah sehr respekteinflößend aus.
    »Die Frau ist tot«, sagte ich.
    Er nickte. »Das wird der Arzt schon feststellen«, erwiderte er ungnädig.
    Ich zeigte meinen Ausweis.
    Plötzlich war der Bobby die Freundlichkeit in Person. »Sorry, Sir, aber ich konnte nicht wissen…«
    Ich winkte ab. »Schon gut.«
    Natürlich war der Verkehr ins Stocken geraten, und natürlich wurde auch der Kreis der Gaffer immer größer. Auf der anderen Fahrbahnseite schoben sich die Wagen im Schneckentempo an der Unfallstelle vorbei.
    Ich griff nach meinen Zigaretten und zündete mir ein Stäbchen an. Während der Rauch durch die Nasenlöcher strömte, schaute ich auf die Tote.
    Meine Gedanken beschäftigten sich bereits mit dem Motiv. War es Selbstmord? Oder hatte man die Frau aus dem Fenster gestoßen? Ich schaute an der Hausfassade hoch. Zerbrochene Glasscheiben lagen nicht auf dem Bürgersteig. Aus dem Fenster konnte sie demnach nicht gesprungen sein.
    Vom Dach?
    Für mich die einzige Möglichkeit.
    Im Unterbewußtsein vernahm ich die Kommentare der Neugierigen.
    »So jung und schon tot.«
    »Mein Gott, warum nur?«
    »Früher wäre das nie passiert!«
    Ich trat die Zigarette aus. Das Rotlicht einer Polizeileuchte geisterte bereits über die Hausfassaden. Tausende von Wassertröpfchen brachen das Licht zu glitzernden Kaskaden.
    Nur widerwillig machten die Gaffer Platz. Der Bobby schrie sich fast die Kehle aus dem Leib.
    Dicht hinter mir kam die Kühlerschnauze eines Krankenwagens zur Ruhe. Sanitäter sprangen aus dem Fahrzeug.
    Der Bobby erklärte ihnen, daß ihr Eingreifen nicht mehr erforderlich war.
    Die Männer nickten und schauten auf die Tote. Ihre Blicke waren teilnahmslos. Klar, der Job schaffte sie. Sie sahen einfach zu viele Leichen.
    »Ich habe auch die Mordkommission bestellt«, erklärte mir der Bobby.
    »Danke.«
    Der Krankenwagen fuhr wieder weg. Die Sanitäter hatten eine Decke zurückgelassen, die ich über die Tote ausbreitete. Krankenwagen nehmen keine Leichen mit. Dafür sind die Fahrzeuge der Mordkommission zuständig.
    Obwohl ich sowieso schon naß war, holte ich meinen Burberry aus dem Bentley und streifte ihn über.
    Fünf Minuten später waren die Leute der Mordkommission da. Noch immer standen die Neugierigen herum. Allerdings versuchten fünf Bobbys jetzt, sie zu vertreiben. Die Aufgabe war schwer genug, Menschen reagieren oft träger als Nashörner. Vor allen Dingen dann, wenn sie eine Sensation wittern.
    Den Leiter der Mordkommission kannte ich. Es war Chiefinspektor Tanner. Wir hatten schon öfter miteinander zu tun gehabt.
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