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0067 - Die Teufelssekte

0067 - Die Teufelssekte

Titel: 0067 - Die Teufelssekte
Autoren: Jason Dark
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Sie tunkte noch eine Olive hinein und überreichte der Freundin ein Glas.
    Die Freundinnen prosteten sich zu.
    »Auf eine bessere Zukunft«, sagte Donna Summers, und ein seltsamer Glanz lag in ihren Augen.
    Glenda nickte, obwohl sie es gar nicht so meinte. Denn ihre Zukunft sah wirklich nicht schlecht aus. Aber Donna Summers hatte sie verhext, ihr den eigenen Willen genommen.
    Die Frauen leerten ihre Gläser. Donna schaute Glenda über den Rand ihres Glases an. So ganz traute sie der Schulfreundin noch nicht, das war ihrem Blick zu entnehmen. Die dunklen Augen schauten mißtrauisch, der schmale Mund wirkte verkniffen. Donna war keine Schönheit, wenn manche Männer sie durchaus interessant fanden. Ihre Wangenknochen sprangen scharf hervor, die blasse Haut spannte sich darüber, und die Augenbrauen wuchsen fast über der Nasenwurzel zusammen. Das gab ihr ein sehr strenges Aussehen. Überhaupt war Donna Summers eine Person, die nie fröhlich wirkte, sondern immer ernst. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, das ihre Waden umspielte. Die schwarzen Schuhe glänzten wie frischer Lack.
    Sie stellte das leere Glas weg. »Wir fahren mit meinem Wagen«, sagte sie.
    Glenda hatte nichts dagegen. »Ich ziehe mir nur eben was über!« Sie lief ins Schlafzimmer, öffnete den Schrank und wählte ein hellblaues Blouson, das sie über ihren dünnen weißen Sommerpullover streifte. Die ebenfalls blaue Hose paßte farblich gut zu dieser Windjacke.
    Sie löschte das Licht.
    Ihre Freundin wartete bereits in der Diele. »Noch etwas«, sagte Donna, bevor sie gingen. »Was wir heute abend erleben, wird dir als Neuling vielleicht komisch vorkommen. Ich möchte, daß du mit keinem darüber sprichst. Klar?«
    »Okay.«
    »Gut, dann kann ja nichts schiefgehen.«
    Glenda hatte trotzdem ein komisches Gefühl. Zweifel und Mißtrauen keimten in ihrem Innern. Noch konnte sie einen Rückzieher machen, doch der Einfluß ihrer Schulfreundin war zu groß. Glenda konnte sich ihm nicht entziehen.
    Es regnete noch immer, als die beiden Frauen auf die Straße traten. Eine Nachbarin begegnete ihnen und grüßte freundlich. Glenda nickte zurück.
    Die Nachbarin wunderte sich. Sie war es gewöhnt, sonst ein freundliches Wort zu hören.
    Die Frauen stiegen in den Wagen.
    Donna fuhr sofort ab.
    »Wo fahren wir denn hin?« wollte Glenda wissen.
    »Das wirst du schon sehen«, erwiderte ihre Freundin. »Am besten ist es, du richtest dich jetzt schon darauf ein, nur zu reden, wenn du gefragt wirst.«
    Glenda hob die Schultern. Sie suchten nach Zigaretten, fand aber keine.
    Donna erriet ihr Vorhaben. »Im Handschuhfach findest du welche.«
    »Danke. Möchtest du auch rauchen?«
    »Nein.«
    Glenda zündete sich ein Stäbchen an und blies den Rauch gegen die beschlagenen Scheiben. Draußen dampfte die Fahrbahn. Dunst zog schlierenartig über den Asphalt. Die Gehsteige leerten sich zusehends. Wer nicht unbedingt nach draußen mußte, der blieb lieber in seinen eigenen vier Wänden.
    In der Nähe des Britischen Museums bogen sie in die Oxford Street ein. Sie fuhren nach Westen, in Richtung auf den Hyde Park zu. In der bekannten Londoner Einkaufsstraße herrschte auch um diese späte Tageszeit noch sehr viel Betrieb. In Zweierreihen fuhren die Wagen nebeneinander. Millionen von Wassertröpfchen spiegelten das bunte Licht der Reklamen. Es herrschte Weltstadtatmosphäre.
    Den Vergnügungsstadtteil Soho ließen sie im Süden liegen und erreichten Mayfair. Donna sprach während der Fahrt kein Wort mehr, und Glenda fragte auch nicht. Sie hatte ihre Antwort bekommen.
    Grell leuchtete die Reklame von »His Master’s Voice«, einem international bekannten Schallplattengeschäft. Sie fuhren fast bis Marble Arch und bogen dann nach links in die Park Street ein. Von ihr führten einige Nebenstraßen ab in ein regelrechtes Labyrinth von kleineren Wohnstraßen.
    Donna Summers fuhr langsamer.
    Obwohl Glenda seit ihrem siebten Lebensjahr in London wohnte, kannte sie die Gegend nicht. Sie war ihr völlig fremd.
    Ein Ampelstopp.
    Donna wandte den Kopf. Der Mund zeigte ein Lächeln. »Wir sind gleich da.« Als Glenda keine Antwort gab, fragte sie: »Aufgeregt?«
    »Ein bißchen schon.«
    »Das wird sich legen, wenn du erst einmal ihre Stimme gehört hast.«
    »Wessen Stimme?«
    »Laß dich überraschen.«
    Die Ampel sprang um. Donna Summers fuhr noch bis zur nächsten Querstraße und bog dann rechts ab.
    Die Straße war sehr eng. Alte Häuser rahmten sie ein, abgeschirmt durch hohe Hecken oder
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