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0067 - Die Teufelssekte

0067 - Die Teufelssekte

Titel: 0067 - Die Teufelssekte
Autoren: Jason Dark
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Tiegel und Schalen standen dort nebeneinander. Ich sah auch Kerzen mit verkohlten Dochten, die rochen so intensiv, daß es mir direkt schwindlig wurde. Rasch erhob ich mich.
    Der Chiefinspektor fuhr über sein Gesicht. »Ich bin ja kein Fachmann, Sinclair, aber irgendwie habe ich das dumme Gefühl, daß hier jemand eine Teufelsmesse feiern will oder gefeiert hat.«
    Ich nickte.
    »Na ja«, meinte Tanner und schaute sich in der Wohnung um. »Für mich gibt es hier nichts zu holen. Was ist, wollen Sie noch in der Wohnung bleiben?«
    »Nein.«
    »Okay.«
    Wir verließen das Apartment. Der Chiefinspektor schritt sofort zum Lift, doch ich blieb stehen.
    Tanner drehte sich um. »Wollen Sie doch noch hierbleiben?«
    »Ja, aber nicht in der Wohnung.«
    »Sondern?«
    Ich lächelte und deutete mit dem Daumen in die Höhe.
    Tanner verstand die Bewegung richtig. »Sie wollen aufs Dach?« fragte er ungläubig.
    »Ja.«
    »Warum das denn?«
    »Ich mache mir gern selbst ein Bild vom Tatort. Vielleicht finde ich etwas.«
    Tanner hob die Schultern. »Na, denn viel Glück. Ich für meinen Fall verschwinde.«
    Er fuhr tatsächlich nach unten. Wir waren nicht zum erstenmal bei den Ermittlungen aufeinandergestoßen. Ich konnte mich noch gut an den Fall der Totenkopf-Gang erinnern, als ich den Mandarin jagte. Da war Tanner auch am Anfang sehr ungläubig gewesen. [2]
    Ich konnte den Chiefinspektor verstehen. Er war ein alter Praktiker, der beim Yard von der Pike auf gedient hatte. Er hatte Mörder, Totschläger und anderes Gesindel gejagt, aber mit Geistern und Dämonen sollte man ihm gefälligst vom Leibe bleiben. Obwohl wir Engländer ja gerade als spukgläubiges Volk gelten, Tanner war wohl eine Ausnahme.
    Ich nahm einen anderen Lift und fuhr hoch bis in den zehnten Stock.
    Hier befand sich die letzte Wohnetage. Die meisten Apartments standen leer, das las ich von einem Schild ab, das an der Wand hing. Der Hausbesitzer suchte Mieter. Vielleicht sollte er mit der Miete runtergehen, dann wären seine Buden bestimmt voll gewesen.
    Jedes Hochhaus mußte eine Treppe haben. Schon allein aus feuertechnischen Bestimmungen.
    Und die Treppe suchte ich.
    Ich schritt den langen Flur entlang und kam mir dabei unsagbar einsam und verloren vor. Das war hier eine richtige Filmkulisse, und es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich an der Gangecke ein Kerl mit schußbereiter MPi aufgetaucht wäre.
    Es kam niemand, und ich fand die Treppe. Die Stufen waren schmaler als die der normalen durch das Haus führenden Treppe. Aber sie führten in die Höhe und endeten vor einer grau gestrichenen Doppeltür aus Eisen.
    Die rechte Hälfte stand offen.
    Ich kombinierte und kam zu dem Entschluß, daß Miriam Gray durch diese Tür den Boden betreten haben mußte.
    Den gleichen Weg nahm ich auch.
    Dann stand ich auf dem gewaltigen Speicher des Hochhauses, der fast so groß war wie die Grundfläche.
    Mehrere Dickglasfenster unterteilten das flache Dach. Eins davon war hochgeschoben. Eine ausgefahrene Aluminiumleiter stand schräg davor.
    Ich sah die gewaltige Klimaanlage, die Generatoren, die sie antrieben und mehrere Türen mit der Aufschrift DANGER! Wahrscheinlich führten sie zu den Aufzugsschächten.
    Das war egal.
    Mein Ziel war die Leiter.
    Vor ihr blieb ich stehen und warf einen Blick nach oben. Es regnete noch immer. Der Himmel sah aus wie hin und herwogendes Blei. Und dabei hatten wir schon Ende Juni.
    Ein verdammt trüber Sommer. Deprimierend.
    Ich stieg die Leiter hoch. Den gleichen Weg mußte auch Miriam Gray genommen haben. Ein unangenehmes Gefühl beschlich mich, als ich an das tote Mädchen dachte. Das Girl war noch jung gewesen. Zu jung, um zu sterben.
    Ich war jetzt sicher, daß sie in den Tod getrieben worden war, und ich beschloß, den oder die ausfindig zu machen, die Miriam auf dem Gewissen hatten.
    Die Hälfte der Leiter hatte ich bereits hinter mir, da traf mich der Wind. Er fuhr mir ins Gesicht, brachte feine Regentropfen mit und näßte meine Haut.
    Ich schloß die Augen und wischte mit den Händen darüber. Aber ich schritt weiter. Gebückt, so daß ich nirgendwo mit dem Kopf anstieß.
    Auf dem Dach tobte der Wind noch schlimmer. In den Straßenschluchten bekommt man davon kaum etwas mit, aber in dieser Höhe war es schon schlimm.
    Und dabei hatten wir nicht einmal Sturm.
    Langsam richtete ich mich auf. Unwillkürlich wurde ich an das Hochhaus der Dämonen erinnert. Dort hatte ich auf dem Dach mit einem Dämon gekämpft, und Suko rettete
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