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0067 - Der Teufelskrake

0067 - Der Teufelskrake

Titel: 0067 - Der Teufelskrake
Autoren: Dieter Saupe
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genaue Beobachtung war unmöglich. Zamorra sah nur die kleine künstliche Insel.
    Das fremde Wesen war nicht mehr zu sehen. Auch in den nächsten zwanzig Minuten kam es nicht mehr zum Vorschein.
    »Es ist zwecklos«, sagte Zamorra. »Wir wenden jetzt und fahren zur Insel Lenone.«
    ***
    Es gab noch ein zweites Boot, von dem aus der Fremde beim Aussteigen aus seinem Unterwasserfahrzeug beobachtet worden war.
    Zamorra und Nicole hätten das Boot gesehen, wenn sie nur eine Minute länger gewartet hätten. Aber ihr Motorboot hatte längst Kurs auf Lenone genommen.
    Das andere Fahrzeug war ein Fischkutter, etwas größer als die Fangboote, die nur für zwei bis drei Männer konstruiert waren.
    Sechs Männer waren in dem Boot. Jeder auf den Inseln vor Sizilien kannte sie zumindest dem Namen nach.
    Wenn jemand nach den hilfsbereitesten Menschen auf Lenone fragte, so hörte er immer den Namen Corina nennen. Man meinte den alten Enrico Corina und seine Frau.
    Und wenn man nach den kühnsten und verwegensten Männern der kleinen Insel fragte, wurde ebenfalls der Name Corina genannt.
    Dann waren die Söhne Corinas gemeint. Dem Alter nach waren das Carlo, Giovanni, Federico, Piero und Francesco.
    Der Vater steuerte jetzt selbst das Boot.
    Und dann sahen sie, was sie nicht für möglich gehalten hatten.
    Seit Tagen waren sie der Spur des Unwesens in den Gewässern vor den Inseln gefolgt. Heute hatten sie die Spur des U-Bootes ausfindig gemacht.
    Jeder von ihnen mußte zugeben, daß er, allein auf sich gestellt, Furcht vor dem Ungeheuer empfand. Aber das war eine Folge des tief eingewurzelten Aberglaubens. Wer kämpfte schon gegen Dämonen? Welcher Mann, und sei es der tapferste, trat allein gegen Geister an?
    Gemeinsam aber fühlten sie sich stark, unverletzbar und nicht zu besiegen.
    Und dann kam ihr großes Staunen.
    »Er steigt aus!« rief Carlo, als er das fremde Wesen aus dem aufgetauchten U-Boot klettern sah.
    »Es ist der Riesenkrake!« knirschte der alte Corina durch die Zähne.
    »Ja!« schrien die anderen durcheinander. »Es ist das Ungeheuer, das uns seit Wochen verfolgt! Es ist das Monster aus der Tiefe, das uns ans Leben will! Wir werden es ihm heimzahlen! Heute noch!«
    Bis jetzt hatten sie nur die Ruder betätigt. Jetzt ließen sie den kleinen Hilfsmotor an. Dröhnend begann er seine Umdrehungen und half dem Kutter, schneller an das fremde Boot heranzukommen.
    »Da! Madonna!« rief Piero Corina und zeigte nach vorn.
    Das war der Moment, als der Fremde aus der Haut des Kraken schlüpfte.
    »Tod diesem Aasgeier!« brüllte Giovanni los. Jetzt war die letzte Furcht von ihnen gewichen. Jetzt hatten sie den Mann erkannt, der sich unter der Hülle des Ungeheuers verbarg!
    Noch eifriger ruderten sie auf das Boot zu. Bald entdeckten sie die künstliche Insel.
    »Er verschwindet in einer Luke!« schrie Piero Corina los. »Los, haut in die Riemen! Wir müssen ihn bekommen!«
    »Wir bekommen ihn!« rief der alte Corina erregt. »Der wird keinem Fischer mehr das Leben schwer machen!«
    Sie brachten ihren Kutter über die Brecher und setzten durch die Wellentäler, als sei es eine Spazierfahrt. Nur ein Gedanke beherrschte sie noch. Und der Sizilianer, der von diesem Gedanken besessen wurde, kannte keine Gnade mehr, bis der Gedanke in die Tat umgesetzt war.
    Rache! hieß dieser Gedanke. Rache für die Söhne des Luigi Tresi!
    Rache für all die anderen, die der Unhold in den letzten Wochen aus ihren Booten geholt und vernichtet hatte.
    Ingrimmige Wut stand auf ihren Gesichtern geschrieben. Beseelt von dem einzigen Gedanken der Vergeltung trieben sie auf die künstliche Insel zu.
    Als sie ankamen, war von dem Fremden nichts mehr zu sehen.
    ***
    Enrico Corina lenkte den Kutter ganz nah an die Insel. Er sah, daß es Haken und Poller zum Vertäuen kleinerer Schiffe gab. Von dem U-Boot war nichts mehr zu sehen. Aber die Leine war zu erkennen, die von einem der stärkeren Poller in die Tiefe des Meeres hinabreichte.
    »Da muß sein Boot vertäut sein!« rief Carlo Corina. »Ich werde tauchen und es in Stücke hauen!«
    »Das Boot hat Zeit«, ermahnte ihn der Vater. »Wir brauchen den Mann. Wir werden ihn herausholen. Macht das Schiff fest. Unser Kutter ist ein Kaperschiff geworden, Söhne! Wir werden ein Gespenst kapern, los!«
    Nur Piero blieb auf dem Kutter. Die anderen sprangen aus sicherer Entfernung auf die Scheibe, die die künstliche Insel bildete.
    Da sahen sie die Hülle des Riesenkraken liegen. Der Fremde mußte seiner Sache
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