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0067 - Der Teufelskrake

0067 - Der Teufelskrake

Titel: 0067 - Der Teufelskrake
Autoren: Dieter Saupe
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verstehen nicht nur Italienisch, Professore, sondern auch unseren sizilianischen Dialekt. Das macht die Verständigung leichter. Deshalb sage ich Ihnen gleich: kein Polizist wird Jagd nach einem Phantom machen. Entweder wir glauben nicht daran, oder wir nehmen die Geister des Übersinnlichen einfach hin. Gegen sie ist nichts zu machen. Also bitte – keine Hilfe von der Polizei, kein Schnellboot, nichts. Wir müssen wissen, was es mit dem rätselhaften Ungeheuer auf sich hat. Ist es ein Mensch, dann schreiten wir ein. Gegen menschliches Verbrechen vorzugehen, das ist meine Pflicht.«
    »In Ordnung«, gab Zamorra zurück. »Ich akzeptiere das, Commissario. Und ich bin dazu ausersehen, die Täter aus der Welt der Dämonen zu jagen. Ich bin, im Reiche des Übersinnlichen zu Hause. Aber es kann natürlich vorkommen, daß ich mich der Methoden der irdischen Verbrecherjagd bediene. Die Boote, die man hier zu mieten bekommt, sind nicht schnell genug. Gleichgültig, ob das Phantom, wie Sie es nennen, nun wirklich ein Wesen aus der Geisterwelt oder ein Mensch ist. Verstehen Sie? Ich habe mich längst für den Fall interessiert. Ich werde ihn lösen, koste es, was es wolle.«
    »Gut, Professore. Aber was kann ein kleiner Commissario wie ich machen? Ich möchte Ihnen gern helfen. Aber ich habe meine Vorschriften. Tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Ihnen und Ihrer…«
    Der Commissario ließ seine Blicke unverhohlen über die gekreuzten Beine Nicole Duvals gehen, die auf einem Stuhl im Kommissariat Platz genommen hatte.
    Zamorra begriff. Auch der Beamte war von Nicoles Reizen beeindruckt. Und er kannte die Mentalität der Sizilianer. Nein, nur nicht sagen, daß Nicole lediglich seine Sekretärin war. Das wäre für diese Burschen hier doch sowieso identisch mit der Geliebten.
    »Madame ist meine Frau«, sagte Zamorra. Er war selten gezwungen, seinem Herzen einen Stoß zu geben, in eine Lüge auszuweichen. Aber die Lage erforderte es. Keine Spekulationen bei diesem lüsternen Angsthasen von Commissario. Madame war seine Frau, basta.
    Seine Worte verfehlten ihren Eindruck nicht. Zamorra beglückwünschte sich, spürte er doch, daß er noch nie so gut und überzeugend gelogen hatte.
    Der Commissario machte eine Verbeugung zu Nicole Duval hin.
    »Tut mir leid, Madame Zamorra«, sagte er. Und Nicole lächelte ihn an, sie mußte so sehr lächeln, um nicht in ein Gelächter auszubrechen.
    »Zur Sache, bitte«, meinte der Professor. »Ich habe die Familie des Fischers Luigi besucht. Nach dem Tod der beiden Söhne ist sie nur noch eine halbe Familie. Wie soll das weitergehen? Ich muß einen Weg finden. Und die Polizei kann mir nicht dabei helfen. Ich finde das, offen gesagt, recht sonderbar.«
    »No, no, Professore. Ist gar nicht sonderbar. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich kann von mir aus nichts entscheiden. Aber ich kann eine Anfrage machen.«
    »Wo?«
    »Bei dem Bezirkskommandanten in Catania. Wir müssen wissen, wer überhaupt kompetent ist, nicht wahr? Die Seepolizei? Die Kriminalpolizei? Das muß alles seinen richtigen Weg gehen.«
    Natürlich, dachte Zamorra. Die Bürokraten sind in jedem Land wohl gleich gut geölt. Sie sind so gut geschmiert durch ihre Vorschriften und Verordnungen und Paragraphen und Pipapos, daß sie automatisch rückwärts laufen, wenn sie vor einem schwierigen Fall stehen.
    Nur erst einmal Verantwortung abwimmeln. Sich auf das nächste Amt, auf die nächste Stelle berufen. Damit kommt man weiter und hat seine Ruhe.
    Aber Zamorra selbst gab keine Ruhe. So schnell ließ er sich in die Maschinerie einer Bürokratenmühle nicht einspannen.
    »Gut, Commissario. Sie melden meine Bitte also bei den Vorgesetzten in Catania an.«
    »Si, Signor.«
    »Und dann?«
    »Dann rufen die Kollegen bei der Hauptverwaltung an. Höchste Regierungsstelle. Das ist nötig, weil Sie ein Ausländer sind.«
    »Ich verstehe. Von Catania aus wird man also erst mit der Hauptstadt Verbindung aufnehmen. Und wann kann ich mit einer Antwort aus Palermo rechnen?«
    »Das geht sehr schnell, Signor. Zwei, drei Tage.«
    »Per Telefon drei Tage?« fragte Zamorra ungeduldig, wie ironisch.
    »Der Dienstweg«, sagte der Commissario kleinlaut. Er hatte schon in den ersten Minuten dieses Gesprächs Respekt vor dem Professor bekommen. Per Baccho! Wenn man hier einen so energischen Mann hätte wie diesen Zamorra! Einen Mann, der gegen Tod und Teufel antrat! Der würde die verschlafenen Carabinieri auf Trab bringen!
    Und die Bosse
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