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0067 - Der Teufelskrake

0067 - Der Teufelskrake

Titel: 0067 - Der Teufelskrake
Autoren: Dieter Saupe
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Erinnerung an das Geschehene zu.
    »Was war, Padre? Wo sind die Brüder?« fragte sie.
    »In der Hölle bei den schwarzen Teufeln«, sagte er. »Es gibt einen Teufel in der See, Cristina. Wir haben ihn gesehen. Nur ich konnte ihm entkommen.«
    »Ein Ungeheuer?« fragte Cristina, ein wenig ungläubig.
    »Du glaubst es nicht? Dann fahr hinaus, sieh dir den Teufel an. Er ist schwarz wie die Nacht. Er hat das Boot mit seinen Armen zerquetscht. Ich habe es nie geglaubt. Aber es gibt ihn, Cristina. Er lebt. Als die ersten Fischer von Lenone draußen sterben mußten, hat es niemand geglaubt. Aber ich weiß, daß es das Ungeheuer gibt. Ich habe es gesehen.«
    Das Mädchen legte einen Arm unter den Kopf des Vaters, stützte den alten Mann, so gut es ging.
    Nach wenigen Minuten konnte er sich aufrichten.
    Mühsam schleppte er sich mit Hilfe des Mädchens bis zu seiner kleinen Fischerhütte. Dort brach er erneut bewußtlos zusammen.
    Paola, seine Frau, und die Tochter Cristina legten ihn auf die schäbige Matratze in einer Ecke, wo er viele Stunden schlief.
    ***
    Als Cristina den Vater geborgen und in Sicherheit wußte, eilte sie aus der Hütte. Sie mußte hinüber zu den Nachbarn. Sie mußte mit Petro Borella sprechen.
    Sie waren Freunde seit vielen Jahren. Und weder ihr Vater noch der alte Luca Borella hatten etwas gegen diese Freundschaft.
    Petro Borella galt als besonders klug. Er wußte immer einen Rat.
    Sie mußte ihm einfach anvertrauen, was der Vater ihr soeben berichtet hatte. Aber ein neuer Schreck durchfuhr sie, als sie anklopfte und die Hütte der Nachbarn betrat.
    Auf einer kleinen Matratze, ähnlich der kargen Lagerstatt des Vaters, lag Luca Borella. Seine Frau und die beiden Söhne, Petro und Filipo, standen daneben.
    Auch Vater Borella stöhnte.
    Cristina eilte auf die kleine Gruppe zu, ließ sich von Petro umarmen.
    »Was – was ist?« fragte sie, und sie kannte die Antwort bereits.
    »Draußen«, sagte Petro. »Draußen vor der Küste. Wir waren bei den kleinen Inseln vor Lenone. Dort stand ein Schwarm von Schwertfischen. Ein guter Fang, wenn wir ihn bekommen hätten. Fleisch für viele Tage. Und sogar etwas für den Markt, drüben auf der großen Insel.«
    Damit meinte er die Hauptinsel, das große Sizilien. Es kam selten vor, daß man hinüberfahren konnte, um etwas aus dem Fang auf dem Markt zu verkaufen.
    »Ihr habt nichts gefangen?« fragte Cristina.
    »Nein. Nur den Tod, beinahe.«
    »Ihr seid dem Ungeheuer begegnet?«
    Petro starrte auf das Mädchen.
    »Du weißt davon?«
    »Alberto und Simone sind tot«, sagte das Mädchen mit tonloser Stimme. »Und Vater hat sich nur mit Mühe ans Land retten können.«
    »Was ist geschehen?« fragte Petro.
    »Vater hat das Ungeheuer auch gesehen. Es hat unser Boot vernichtet. Und meine Brüder liegen auf dem Meeresgrund. Oder das Monster hat sie verschlungen. Ich weiß es nicht. Es ist alles so furchtbar, so unfaßbar.«
    Da richtete sich der alte Borella plötzlich von seinem Lager auf.
    »Was sagst du, Cristina? Er hat es gesehen? Aber er war doch vor unserer Insel, mit deinen Brüdern. Er hat vor Lenone gefischt, nicht wahr?«
    Cristina nickte nur. Sie brachte kein Wort mehr heraus. Ein dichter Strom von Tränen lief über ihr Gesicht »Dann muß es vor etwa drei Stunden gewesen sein, Mädchen«, sagte Luca Borella schwach. »Es ist unmöglich.«
    »Was ist unmöglich?« fragte Filipo, der jüngere Sohn.
    »Wir waren bei den anderen Inseln, mein Sohn. Und Luigi war vor der Küste hier. Und wir alle sind dem Ungeheuer begegnet. Zur gleichen Zeit, Filipo. Das ist unmöglich, das meine ich, hörst du mich?«
    Der junge Mann dachte nach.
    »Du hast recht, Padre«, sagte er schließlich.
    »Und, was schließt du daraus?« fragte der Alte wieder.
    Filipo sah auf seinen Vater, dann auf den Bruder und Cristina. Sie spürten daß er etwas sagen wollte. Aber etwas hielt ihn zurück. Er konnte es nicht fassen, was ihm seine Gedanken eingaben.
    »Du weißt es nicht, Filipo?« fragte der Alte. »Sag du es, Petro! Ja?«
    Auch Lucas ältester Sohn war unsicher.
    »Man könnte glauben…«, begann er unsicher.
    »Nun, was denn? Was könnte man glauben?« fragte der alte Fischer mit krächzender Stimme. »Sag es schon, was du denkst.«
    »Luigi war mit seinen Söhnen fast sechs Meilen von uns entfernt.«
    »Richtig«, brummte Luca Biorella.
    »Also war das Ungeheuer gleichzeitig an zwei Stellen.«
    »Auch richtig, Petro. Aber das gibt es nicht. Es gibt kein Ding auf dem Land und
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