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0067 - Der Teufelskrake

0067 - Der Teufelskrake

Titel: 0067 - Der Teufelskrake
Autoren: Dieter Saupe
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fragte Nicole.
    Zamorra zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht, Nicole. Ich weiß überhaupt nicht, wie dieses Monstrum in dem Boot Platz findet. Aber laß uns beobachten, was der Fleischklumpen da vorn vor hat.«
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Dann sahen sie zwei Dinge zugleich.
    Zuerst wurde das U-Boot geflutet und verschwand sekundenschnell vor ihren Blicken.
    »Warum tut er das, nachdem er ausgestiegen ist?« fragte Nicole.
    »Das Boot ist bestimmt noch festgezurrt. Sieh dir die Scheibe genau an. Es ist eine künstliche Insel. Ich vermute, daß ihr Sockel bis tief unter die Wasseroberfläche reicht. Dort wird er das Boot verstecken. Und die Erhebung in der Mitte der Insel: das muß eine Einstiegluke sein.«
    »Du sagst – er. Und auch ich habe ihn so genannt, Zamorra. Es ist, als ob wir beide nicht an ein Gespenst glaubten.«
    »Der da vorn ist auch kein Gespenst, Nicole. Die künstliche Insel, die Verbindung, die es ins Reich unter Wasser geben muß – das ist nicht die Art von Ungeheuern und Dämonen. Das ist ein riesiger technischer Aufwand. Das ist ein Apparat, der viele Millionen verschlungen hat.«
    »Und was vermutest du dahinter?«
    »Ich glaube keineswegs an überirdische Dinge. Hier handelt es sich um eine durchgeplante Aktion.«
    »Also von Menschenhand gemacht?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Und wer könnte dahinterstecken?«
    »Wenn Bill Fleming hier wäre, würde er schon frohlocken. Er würde sagen, das sei das teuflisch ausgeklügelte Werk der Maffia.«
    »Und du glaubst nicht daran?«
    »Ich kann es nicht von der Hand weisen«, gab der Professor zu.
    »Aber ich halte den Aufwand für zu groß und kostspielig. Die Maffia hat bessere Mittel, um ihre Gegner oder unbeliebte Leute aus dem Weg zu räumen. Sie hat es nicht nötig, dieses teure Versteckspiel zu inszenieren.«
    »Aber es handelt sich doch einwandfrei darum, die Fischer von ihrem Fang abzuhalten?«
    »Das ist richtig. Aber es muß noch einen anderen Gesichtspunkt geben. Sieh nach vorn: du hast gleich noch eine Antwort auf deine Fragen.«
    Jetzt nahm Nicole das Fernglas zu Hilfe.
    Da sah sie deutlich, was Zamorra mit bloßem Auge erkannte.
    Das krakenhafte Wesen auf der künstlichen Insel begann, sich aus seiner überdimensionalen Hülle zu schälen.
    Und dann stand der Inhalt dieser makabren Hülle auf dem schwankenden Deck seiner kleinen Insel.
    Es war ein Mensch!
    Zamorra und Nicole Duval verschlug es die Sprache. Welch raffinierte Verkleidung! Welch ein teuflisch genialer Plan!
    Und dann sahen sie, daß Zamorra richtig vermutet hatte. Der Mann auf der Insel ging auf die Mitte der Scheibe zu, dann öffnete er eine Luke. Gleich darauf war er im Inneren des Schachtes verschwunden.
    »Ihm nach!« rief Nicole.
    Aber Zamorra wehrte ab.
    »Wir müssen klug vorgehen. Dieser Mensch, oder wer das Wesen auch sein mag, darf uns nicht in seiner Nähe wissen. Wir fahren noch ein Stück heran. Gerade so dicht bis zu der Insel, daß wir beim Erscheinen des Mannes sofort abdrehen können. Ich möchte nur versuchen, etwas mehr über dieses Versteck zu erfahren. Es ist an einer günstigen Stelle angelegt. Die Strömung ist stark dort drüben. Ganz in der Nähe brodeln die dunklen Strudel der Scylla und der Charybdis. Du hast von den Felsen gehört?«
    »Ja. Es gibt da so eine Ballade vom Dichterfürsten Schiller, nicht wahr?«
    »Ganz richtig. Diese unheimlichen Felsen waren ihm das Vorbild für das, was er als schreckliche Meeresbewohner darstellen wollte. Und die Fischer kennen die Stelle natürlich auch. Manche wagen sich schon aus Furcht und Aberglauben nicht in die Nähe der Felsen. Sie sind ein verfluchter Ort für jeden Einheimischen. Und au- ßerdem wird es dort kaum Fische geben. Kein Grund also, hier sein Fangglück zu versuchen.«
    »Ich verstehe. Als Versteck für jemand, der etwas Geheimnisvolles plant, ist die künstliche Insel bestens angelegt?«
    »Es gibt kaum eine bessere Stelle dafür«, sagte Zamorra.
    Langsam ließ er den Motor wieder kommen, und das Boot machte kleine Fahrt.
    Sie näherten sich der künstlichen Insel bis auf hundert Meter.
    Dichter wollte der Professor nicht heranfahren. Nicht jetzt.
    Aber er wußte schon, daß er das sehr bald tun würde. Er war einem Geheimnis auf der Spur. Und er wußte, daß er es lösen mußte.
    Gleichgültig, ob es sich um menschliche Verbrechen oder das Unwesen von dämonischen Mächten handelte.
    Die Brandung ließ das Motorboot bei abgestelltem Motor beängstigend schlingern. Eine
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