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0067 - Der Teufelskrake

0067 - Der Teufelskrake

Titel: 0067 - Der Teufelskrake
Autoren: Dieter Saupe
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wahrscheinlich«, meinte Bill Fleming trocken.
    »Und welche?« fragte Zamorra.
    Da sagte der Wissenschaftler das eine Wort. Das größte und gefürchtetste Wort der ganzen Insel Sizilien. Das Wort, das bei allen Menschen Furcht auslöste. Ein einziges Wort, das mehr Drohung und Gefahr in sich barg, als es alle Unwetter oder sogar ein Vulkanausbruch konnten.
    »Maffia«, sagte Bill Fleming.
    Nicoles Kopf flog herum, ihre Augen wurden starr. Auch Zamorra sah höchst verwundert auf den Freund.
    »Wie kommst du darauf?« fragte er. »Es ist doch absurd anzunehmen, daß ein Mitglied der Maffia sich in ein Seeungeheuer verwandelt und unter dieser Verkleidung den Fischern den Garaus machen will.«
    »Warum nicht?« war Bill Flemings Gegenfrage. »Du weißt, daß ich gern alle Tatsachen in ihren richtigen historischen Zusammenhang bringe. Hat die Maffia nicht große Gebiete der Insel hier, ganze Ländereien, an sich gebracht? Mit Gewalt an sich gerissen? Warum sollten diese skrupellosen Kerle nicht auch versuchen, den Fischern buchstäblich das Wasser abzugraben? Ich weiß, daß im Süden Siziliens gute Fanggründe liegen. Man braucht sie nur in Besitz zu nehmen, und schon ist man die Konkurrenz los.«
    »Und dazu sollte es die Maffia nötig haben, einen Mann in einen Riesenkraken zu verwandeln? Nein, Bill. Das ist mir wirklich zu absurd. Und außerdem ist da noch ein anderer Punkt.«* »Ja, welcher?«
    »Gestern in der Morgenstunde ist ein Boot überfallen worden.«
    »Ein Fischerboot?«
    »Ja. Von einem solchen krakenhaften Ungeheuer. Ein alter Fischer namens Luigi Tresi konnte mit Mühe entkommen. Er hat sich schwimmend ans Land gerettet. Aber das Boot und seine beiden Söhne wurden von dem Ungeheuer verschlungen.«
    »Ja, und?« fragte Bill Fleming fast gelangweilt. Für ihn stand fest, daß das Unglück der Fischer in einen natürlichen Zusammenhang zu bringen war.
    »Es ist rätselhaft, wie das Ungeheuer – oder was es auch sein mag – gleichzeitig an einer anderen Stelle auftauchte. Zur gleichen Zeit fand nämlich ein Überfall auf ein zweites Boot statt.«
    »Wenn es schon so ein Monster zur See gibt«, gab Bill Fleming zurück, »dann ist es natürlich beweglich. Es kann schwimmen, und bestimmt sehr gut. Und die Fischer haben nicht auf ihre Taschenuhren gesehen, falls sie überhaupt eine besitzen.«
    »Was meinst du damit?« fragte Zamorra.
    »Ich meine, daß sie einer Täuschung erlegen sind. Sie haben sich in der Zeit geirrt. Die beiden Überfälle haben nicht gleichzeitig stattgefunden, sondern kurz hintereinander. Oder…« Bill Fleming hielt inne und überlegte.
    »Oder was?« fragte Zamorra begierig.
    »Oder es ist eben doch so einfach, wie ich vermute«, sagte der Freund aus Amerika. »Zwei Überfälle gleichzeitig – warum nicht? Dann gibt es eben zwei von diesen sagenhaften Gestalten. Und damit kommen wir meiner Vermutung schon viel näher. Es gibt eben zwei Männer, die sich als Ungeheuer verkleiden. Zwei Männer der Maffia. Glaub mir, mein Freund, das wird die Lösung des Rätsels sein.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. An diese Lösung glaubte er nicht.
    Aber natürlich hatte er selbst noch keine eigene Lösung zur Hand.
    Er sah auf Nicole und erkannte, daß die Abenteuerlust in ihr Oberhand gewann. Sie war gerüstet, den Fall mit ihm zu lösen.
    Und er zögerte keine Sekunde.
    »Was tust du jetzt, Bill?« fragte er den Freund.
    »Ich nehme mein Morgenbad in den Fluten«, gab Fleming zur Antwort. »Und du wirst, wie ich vermute, die Fluten durchkreuzen. Habe ich recht?«
    »Vollkommen«, erwiderte der Professor. »Ich werde ein Boot mieten und mir die Insel Lenone einmal ansehen. Und mit den Leuten dort reden. Vielleicht erfahre ich dann mehr.«
    »Viel Glück«, rief Bill Fleming ihm nach, denn Zamorra war schon auf dem Rückweg ins Hotel. Nicole Duval ging dicht hinter ihm.
    ***
    Nur Minuten später waren sie unterwegs. Der Professor hatte die Badehose mit einer weißen Leinenhose vertauscht, und er trug ein leichtes, kurzärmeliges Hemd. Auch Nicole trat ganz in Weiß aus dem Hotel. Sie trug ein Paar Shorts und einen kessen Pulli.
    Zamorra sah bewundernd auf die kleinen Halbkugeln, deren Form dieser Pulli freigab.
    »Hör mal, Nicole.«
    »Was denn?«
    »Ich würde sagen, dieses hübsche weiße Ding, das deine Oberbekleidung darstellt, ist um zwei Nummern zu klein.«
    »Nur für den Strand«, sagte Nicole und spitzte die Lippen. »Für den Strand, für die Augen der Männer hier – zugegeben. Aber
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