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0063 - Sandra und ihr zweites Ich

0063 - Sandra und ihr zweites Ich

Titel: 0063 - Sandra und ihr zweites Ich
Autoren: Richard Wunderer
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Jeansanzug. Sie nahm die dazu passende Mütze von ihren blonden Haaren, die mich stets an reifen Kansas-Weizen erinnerten, und schüttelte den Kopf.
    Suko und ich erzählte abwechselnd, was geschehen war. Jane sah uns staunend an.
    »Und da steht ihr noch herum?« rief sie endlich. »Warum habt ihr das Haus noch nicht durchsucht?«
    »Weil du uns keine Zeit gelassen hast«, antwortete ich lächelnd. »Trennen wir uns. Jeder übernimmt eine andere Etage.«
    Auf diese Weise waren wir fertig, ehe meine Kollegen vom Yard eintrafen. Ich hatte mir den Keller angesehen, Jane das Erdgeschoß und Suko den ersten Stock und den Dachboden. Enttäuscht trafen wir in der Halle zusammen und sahen einander achselzuckend an. Im selben Moment rollten auf der alten Villa mehrere Wagen mit zuckenden Blaulichtern aus.
    »Nichts zu finden«, stellte Jane fest. »Keine Spur von dem Altar oder von anderen Gegenständen der Schwarzen Magie.«
    »Trotzdem hat es diesen Altar gegeben«, behauptete ich. »Larry Flint, Sandras Freund, hat sich nicht getäuscht. Er hat auch die Leiche gesehen. Diesen Altar hat es gegeben.«
    »Sehr verwirrend«, meinte Suko. »Sandra Stanwicks Doppelgängerin begräbt Sandra Stanwicks Leiche. Was soll das alles?«
    Die Ankunft meiner Kollegen enthob mich einer Antwort. Ich erklärte ihnen, worum es ging, verschwieg aber, daß ich Sandras zweites Ich gesehen hatte. Das war nur etwas für mich.
    »Und jetzt?« fragte Jane, als wir vor meinem Bentley standen.
    »Ich unterhalte mich noch einmal mit Larry Flint«, erwiderte ich. »Er ist im Moment unser einziger Anhaltspunkt.«
    »Ich bin mit dem Wagen da.« Jane deutete in die Nebelwand hinein, aus der sich nur die nächste Straßenlaterne als milchiger Fleck herausschälte. »Er steht gleich da vorne.«
    »Ich fahre mit dir«, erklärte Suko.
    Ehe ich einwenden konnte, daß wir nicht gerade drei Mann hoch bei Flint auftauchen mußten, war schon alles entschieden. Suko saß im Bentley, und Jane war im Nebel verschwunden.
    Ich schob mich hinter das Steuer und begab mich auf die Irrfahrt durch London. Der Nebel war noch dichter geworden. Ein paarmal mußte Jane vor mir anhalten. Dann stieg Suko aus und ging zum nächsten Schild, um den Straßennamen abzulesen. So tasteten wir uns quer durch London nach Hornsey. Wir brauchten für die Strecke fast zwei Stunden.
    »Mr. Flint wird sich freuen, wenn du ihn um drei Uhr morgens aus dem Bett klingelst«, meinte Jane, als wir vor dem Apartmenthaus standen.
    »Ich glaube, er schläft heute nacht gar nicht oder nicht besonders gut«, erwiderte ich und suchte auf der Klingelleiste nach dem Namen Flint.
    »Die Tür ist offen«, sagte Suko überrascht und drückte sie ganz auf. Er schaltete das Treppenlicht ein. Schweigend stiegen wir nach oben.
    Auf der richtigen Etage sah ich mich um, doch bevor ich die Tür fand, hörten wir einen gellenden Schrei. Im nächsten Augenblick taumelte ein Mann auf den Korridor heraus.
    Larry Flint!
    Das Treppenlicht erlosch. Nur aus der Wohnung fiel Licht.
    In seinem Schein erkannte ich hinter Flint den Dämon. Der Mann schrie noch immer und schlug um sich, kam jedoch nicht frei. Er hing im todbringenden Griff der Kopie.
    Suko flog an mir vorbei. Er wußte, daß er gegen den Dämon nichts ausrichten konnte, trotzdem wartete er nicht ab.
    Mit einem wahren Panthersatz sprang er auf Flint zu, packte ihn und riß ihn mit sich. Stoff riß knirschend. Flints Hemd und Jacke hingen nur mehr in Fetzen an seinem Körper, aber er war frei. Suko zerrte ihn mit sich.
    Flint schrie und tobte und versuchte, sich gegen meinen Freund zu wehren. Er kannte Suko nicht und glaubte, mein Freund wollte ihm ans Leder.
    Ich war dicht hinter Suko, als er Flint erreichte. Kaum hatte er den Mann in Sicherheit gebracht, als ich dem Dämon das Kreuz entgegenstreckte.
    Zischend und fauchend wich Sandra Stanwicks zweites Ich in die Wohnung zurück. Ich sah noch einmal ihre haßerfüllten Augen, dann schlug sie mir die Tür vor der Nase zu.
    Das Licht ging wieder an. Ich wirbelte herum. Jane stand am Ende des Korridors. Sie hielt den Finger am Lichtschalter.
    »Schnell, hierher!« schrie ich ihr zu.
    Jeden Moment konnte der Dämon neben ihr auftauchen und sie packen, um sich an mir zu rächen. Jane hetzte los. Auch Suko hatte die Gefahr erkannt. Er schleppte den sich sträubenden Larry Flint zu mir.
    »Ganz ruhig!« rief ich Flint zu. »Wir helfen Ihnen! Bei uns sind Sie in Sicherheit!«
    Jane war jetzt bei mir. Ich atmete auf.
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