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0063 - Sandra und ihr zweites Ich

0063 - Sandra und ihr zweites Ich

Titel: 0063 - Sandra und ihr zweites Ich
Autoren: Richard Wunderer
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schwang die Hintertür auf. Als sie im Wind pendelte und dabei verräterisch knarrte, hob er sie mit einem kurzen Ruck einfach aus den Angeln und lehnte sie gegen die Hausmauer.
    Jetzt zog auch ich meine Kugelschreiberlampe und knipste sie an. Der Lichtstrahl geisterte durch eine jener alten Küchen, in denen man ein ganzes modernes Apartment unterbringen könnte. Messer blitzten an den Wänden. Über dem Herd hing ein Metzgerbeil. Die Mülleimer quoll von leeren Konservendosen über. Luxus schien diese Sandra Stanwick nicht getrieben zu haben. Die Küche sah nicht so aus, als wäre sie oft benutzt worden.
    Ich schlich weiter und gelangte durch eine zweite Tür in die Halle. Ich wollte eben die Räume im Erdgeschoß untersuchen, als Suko meinen Arm berührte.
    Mein Blick zuckte nach oben.
    Da stand sie, auf halber Treppe, und sah mit einem eisigen Lächeln auf uns herunter.
    »Hallo, Mr. Sinclair«, sagte sie mit einer Stimme, die mich frösteln ließ. »Seit wann betätigen sich Oberinspektoren von Scotland Yard als Einbrecher?«
    Ich musterte sie scharf. Sie trug einen weiten Morgenmantel, der ihre Gestalt verhüllte. Ich konnte nicht erkennen, ob sie eine Waffe bei sich trug.
    »Seit wann?« wiederholte ich scharf. »Seit einsame Frauen ihr Ebenbild im Garten vergraben!«
    Ich spannte mich, weil ich einen Angriff erwartete.
    Er kam auch, aber ganz anders, als ich vermutete.
    ***
    Ich dachte, die Frau würde sich über die Treppe herunter auf mich stürzen. Statt dessen verschwand sie plötzlich und tauchte im nächsten Moment direkt vor mir wieder auf.
    Ihre gespreizten Finger fuhren mir ins Gesicht. Ich riß den Kopf blitzschnell zur Seite, aber ihre Fingernägel schrammten über meine Wange. Ich fühlte einen brennenden Schmerz. Sofort lief es warm über mein Kinn.
    Ich zögerte einen Moment, nach einer Frau zu schlagen. Das hätte mich beinahe das Leben gekostet.
    Ihre Hände schnellten vor und schlossen sich um meinen Hals. Ich riß den Mund weit auf, bekam jedoch keine Luft mehr. Erst jetzt schlug ich nach der Frau.
    Das war kein Mensch! Das mußte ein Dämon sein!
    Meine Fäuste prallten auf steinharten Widerstand. Ich hätte aufgeschrieen, doch sie schnürte mir die Kehle zu. Vor meinen Augen erschienen rote Schleier. Ich trommelte mit den Fäusten gegen den Dämon. Es fühlte sich an, als bearbeitete ich eine Betonmauer.
    Schon sank ich in die Knie, als ich Suko hinter dem bösen Geist auftauchen sah. Er packte den Dämon und riß ihn vom Boden.
    Für einen Moment bekam ich Luft, rang gierig nach Atem und stemmte mich wieder hoch.
    Jetzt war Suko in Gefahr. Der hünenhafte Chinese war ein perfekter Karate-Kämpfer, aber er mußte vor den Schlägen der Frau zurückweichen. Er taumelte gegen die Treppe.
    Wieder zuckte die Hand des Dämons durch die Luft. Suko ließ sich fallen. Das massive Treppengeländer barst unter dem Schlag, der Suko den Schädel hätte spalten sollen.
    Mit einem Ruck riß ich Mantel, Jackett und Hemd über meiner Brust auf, daß die Knöpfe aufsprangen. Das silberne Kreuz an der Silberkette lag frei.
    Suko warf sich zur Seite und rollte sich ab. Federnd kam er auf die Beine, doch der Dämon setzte ihm nach. Wieder löste er sich auf und stand Sekundenbruchteile später hinter Suko.
    Ich schnellte mich in weiten Sätzen durch die Halle. Trotzdem wäre ich zu spät gekommen, hätte Sandra Stanwicks zweites Ich nicht in diesem Moment zu mir herübergesehen.
    Die Augen der Frau weiteten sich, daß fast nur noch das Weiße zu sehen war. Ihr Gesicht verzerrte sich. Ihr Blick hing gebannt an dem Silberkreuz auf meiner Brust.
    Suko erkannte die Situation. Mit einem Hechtsprung tauchte er auf den Boden.
    Diesmal verfolgte ihn der Dämon nicht, sondern blieb wie gebannt stehen. Ich ging langsam auf Sandra Stanwicks zweites Ich zu, griff nach dem Kreuz und hielt es hoch.
    Die Hände schützend vor das Gesicht gelegt, wich der Dämon zurück. Aus dem Mund des schauerlichen Wesens drangen abgehackte Schreie. Der Körper zuckte wie unter Stromstößen.
    Jetzt hätte ich meinen Koffer gebraucht, um den Dämon zu vernichten. Ich mußte mich jedoch auf das Kreuz allein verlassen.
    Noch ein Schritt! Nun prallte Sandra Stanwicks Nachbildung gegen die Wand. Schon hielt ich den Kampf für beendet. Die Kraft des silbernen Kreuzes nahm dem Dämon offenbar die Fähigkeit, sich in eine andere Dimension zu flüchten und sich einfach aufzulösen. Ich konnte zum entscheidenden Schlag ausholen.
    Daraus wurde
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