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0063 - Sandra und ihr zweites Ich

0063 - Sandra und ihr zweites Ich

Titel: 0063 - Sandra und ihr zweites Ich
Autoren: Richard Wunderer
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der Firma, total übernächtigt und viel zu spät, denn jetzt waren bereits alle Arbeiter und Angestellten anwesend. Wie sollte ich da Spuren finden?
    Der einarmige Pförtner nickte mir lächelnd zu, als ich auf das Firmengelände rollte. Ich betrat das Bürogebäude und machte mich auf eine ziellose Wanderung durch die Korridore. Ich achtete auf verräterische Anzeichen, aber es gab keine. Ich wollte schon aufgeben. Nur den Keller mußte ich noch inspizieren.
    Meinen Spezialkoffer trug ich nicht bei mir. Ich hatte die Waffen in Jacke und Hose gesteckt und den Koffer im Wagen zurückgelassen.
    Als ich das Archiv betrat, warnte mich eine innere Stimme. Gefahr! Noch bevor ich erkannte, woher sie kam, fiel hinter mir die Tür ins Schloß. Absolute Dunkelheit umgab mich. Der Raum hatte keine Fenster, und die Deckenlampen waren erloschen.
    Instinktiv warf ich mich zur Seite. Keine Sekunde zu früh, denn an meinem Kopf zischte etwas vorbei, das ich nicht sehen konnte. Ich zog den silbernen Dolch und stach in die Dunkelheit hinein, traf jedoch auf keinen Widerstand.
    Ein schwerer Körper fiel auf mich und riß mich zu Boden. Ich trat und stach ziellos um mich. Stahlharte Klauen legten sich um meinen Hals. Ich bekam keine Luft mehr.
    Mit letzter Kraft rammte ich den Dolch in den Körper des Angreifers. Der Dämon bäumte sich auf und stieß einen schauerlichen Schrei aus. Ich kam frei, schnellte mich hoch und warf mich auf die Tür.
    Als ich sie aufriß und Licht hereinfluten ließ, war nichts mehr zu sehen. In dem Korridor zwischen den Regalen schimmerte eine Blutlache, doch der Dämon war verschwunden.
    Ich biß die Zähne zusammen. Jene schattenhafte Gestalt hatte mich angegriffen, daran zweifelte ich keine Sekunde. Aber wie sollte ich sie entlarven? Ich dachte an den Pförtner. Er sah und hörte am meisten. Vielleicht konnte er mir helfen.
    Ohne Zwischenfall gelangte ich zu der Pförtnerloge und trat ein. »Sie kennen mich bereits, nicht wahr?« sagte ich. »Ist Ihnen in der letzten Zeit an einem der Mitarbeiter dieser Firma etwas aufgefallen?«
    Er machte ein geheimnisvolles Gesicht und nickte. »Kommen Sie, Sir«, flüsterte er und deutete auf die Tür im Hintergrund des verglasten Raums. »Kommen Sie!«
    Er ließ mich vorgehen. Ahnungslos tappte ich in die Falle. Kaum hatte ich den Waschraum betreten, als ich einen Stoß in den Rücken erhielt. Der Pförtner schnellte sich herein. Eine zweite Gestalt drängte nach.
    »Mrs. Segovian!« entfuhr es mir. Nun kannte ich die schemenhafte Gestalt, aber es war noch nicht sicher, ob ich es jemandem sagen konnte. Gegen zwei Dämonen waren meine Chancen gering. Ich wich einen Schritt zurück und stieß auf einen Widerstand. Zu meinen Füßen lag die verkrümmte Leiche des Pförtners.
    Die beiden Kopien lachten grausam. Sie weideten sich an meiner Lage.
    »Und nun zum Finale, John Sinclair«, sagte Mrs. Segovian eisig. »Sie sind uns genau in die Falle gegangen. Sie haben sich von den falschen Aussagen Ihrer Freundin täuschen lassen. Jane Collins ist allerdings unschuldig. Sie wußte es nicht besser.«
    »Wir sind gar nicht an dieser Firma interessiert«, setzte mir der Dämon in der Gestalt des Pförtners auseinander. »John Sinclair, wir wollten von Anfang an dich! Du wirst in diesem Raum sterben, aber für alle Welt sichtbar wirst du die Pförtnerloge wieder verlassen! Einer von uns wird deine Gestalt annehmen und als John Sinclair weiterleben.«
    »Ein Dämon wird deinen Platz einnehmen, John Sinclair«, fuhr Mrs. Segovian fort. »Das war der Plan. Alle Kopien, alle verwirrenden Aktionen haben nur diesem Ziel gedient, deine Freunde zu verunsichern und die Aufmerksamkeit von unserem eigentlichen Ziel abzulenken. In deiner Gestalt können wir Scotland Yard übernehmen, Jane Collins und Suko und diese verdammte Brut Conolly ausmerzen! Und niemand wird Verdacht schöpfen!«
    Zu spät erfuhr ich die wahren Hintergründe. Blitzschnell griff ich nach der Beretta, zog das silberne Kreuz unter dem Hemd hervor und zückte den Dolch. Mrs. Segovian streckte mir abwehrend die Hände entgegen. Erst jetzt sah ich den tiefen Schnitt an ihrem Arm. Dort hatte ich sie im Archiv getroffen.
    In diesem engen Waschraum konnte ich mich kaum gegen zwei Dämonen gleichzeitig verteidigen.
    Der Pförtner schlug meinen Arm mit der Beretta zur Seite. Der Schuß ging fehl. Und Mrs. Segovian warf sich dem Dolch entgegen, wehrte den Stich ab und krallte sich an meiner Hand fest.
    »He, ist hier niemand!«
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