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0063 - Sandra und ihr zweites Ich

0063 - Sandra und ihr zweites Ich

Titel: 0063 - Sandra und ihr zweites Ich
Autoren: Richard Wunderer
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schwarzhaarige Frau. Sie wandte mir den Rücken zu. Jetzt fuhr sie mit einem schrillen Aufschrei herum.
    Sie schlug die Hände vor den Mund und starrte mich aus großen, schwarzen Augen an. Dann sah sie Larry Flint und atmete erleichtert auf.
    »Du liebe Zeit, Larry!« rief sie kopfschüttelnd. »Hast du mich erschreckt! Warum klingelst du nicht? Ich wußte doch nicht einmal, daß du Freunde mitbringst!«
    Sie runzelte die Stirn, als ihr niemand antwortete. Ich musterte Mr. Flint. Er war leichenblaß und sah sich verstört im Zimmer um. Ich sah nichts Auffälliges. Alte Möbel, ein zerschlissener Teppich, vergilbte Tapeten, aber nirgendwo die Spur eines Altars für eine Schwarze Messe oder ein anderer Gegenstand, der auf Magie hindeutete.
    »Sandra…«, rief Larry Flint stammelnd. »Du… bist doch… tot!«
    Im nächsten Moment verdrehte er die Augen. Die Beine knickten ihm unter dem Körper weg. Ich konnte ihn gerade noch auffangen und ließ ihn auf den Teppich gleiten. Featherton lief aus dem Raum.
    »Wie schrecklich«, flüsterte Sandra Stanwick erschüttert und ließ sich neben Flint auf die Knie nieder. »Er hat schon ein paarmal so wirres Zeug geredet. Ich habe es nicht ernst genommen. Aber nun…«
    Featherton kam mit einem nassen Handtuch zurück. Gemeinsam brachten wir Larry Flint wieder auf die Beine. Kaum konnte er stehen, als er mich am Arm packte und zur Tür zog.
    »Bringen Sie mich weg von hier, Oberinspektor!« schrie er schrill. »Um Himmels willen, bringen Sie mich weg!«
    »Oberinspektor?« fragte Sandra Stanwick überrascht und betrachtete mich genauer. »Sie sind von der Polizei?«
    Erst jetzt kam ich dazu, mich vorzustellen. »Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard.«
    Täuschte ich mich, oder flackerten ihre Augen für einen Moment? Ich konnte mich nicht weiter um Sandra Stanwick kümmern, weil Larry Flint wie von Sinnen aus dem Zimmer floh.
    Ich brachte ihn auf die Straße. Zwei Minuten später kam Featherton nach und warf Flint einen schiefen Blick zu.
    »Tut mir leid, John«, meinte er. »Ich hätte dir den Abend nicht verderben sollen.«
    »Macht nichts, schon gut«, antwortete ich und nickte ihm zu, als er zu seinem Dienstwagen ging, einstieg und abfuhr.
    Ich aber wandte mich an den zitternden Larry Flint. »So«, sagte ich leise. »Und jetzt noch einmal!« Ich war sehr gespannt, ob er bei seiner Version blieb.
    ***
    Er schwor, daß seine Freundin in einem grauenhaften Zustand vor dem schwarzen Altar gelegen hatte.
    »Sie war tot!« rief er zuletzt so verzweifelt, daß ich ihm sogar glaubte. »Ich bin nicht verrückt, und ich habe mir nichts eingebildet! Sie war tot! Sie hätten das Blut sehen müssen, Mr. Sinclair!«
    Ich beruhigte ihn, so gut ich konnte, und bestellte über Funk ein Taxi. »Fahren Sie nach Hause«, sagte ich zu Flint, als er schon im Wagen saß. »Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich etwas herausfinde. Sprechen Sie mit niemandem über die Sache. Und meiden Sie in der nächsten Zeit Ihre Freundin!«
    Er sah mich starr an. »Ich will nichts mehr von ihr wissen«, flüsterte er so leise, daß ihn der Fahrer nicht verstehen konnte. »Sie… sie ist kein Mensch!«
    Ich nickte ihm zu und wartete, bis das Taxi abgefahren war, dann wandte ich mich wieder dem Haus zu.
    Wenn Larry Flint nicht fantasiert hatte, stand jetzt hinter einem der Fenster diese rätselhafte Frau und beobachtete mich. Ich ging zu meinem Bentley und fuhr los.
    Nach einer Meile kehrte ich um und stellte den Wagen diesmal zwei Querstraßen vor dem verwilderten Grundstück ab. Der silbermetallicfarbene Bentley war in dem dichten Nebel kaum zu sehen.
    Auf einem Umweg schlich ich zurück. Der Zaun war an zahlreichen Stellen gebrochen. Ich schob mich durch eine solche Lücke und blieb in einer dichten Buschgruppe stehen.
    Von meinem Versteck aus konnte ich recht gut beide Eingänge der alten Villa beobachten. Es hatte wieder stärker zu regnen begonnen. Ich schlug den Mantelkragen hoch. Schon nach wenigen Minuten hatte ich keinen trockenen Faden mehr am Leib. Trotzdem wartete ich. Hinter keinem Fenster brannte mehr Licht.
    Vielleicht schlug ich mir die Nacht vergeblich um die Ohren. Ich dachte an Jane Collins und an Suko. Wahrscheinlich machten sich die beiden schon Sorgen um mich. Trotzdem blieb ich reglos stehen.
    Von Ferne schlug es Mitternacht. Im selben Moment öffnete sich die Hintertür des alten Hauses. Krachend schlug sie gegen die Mauer.
    Ich spannte mich. Es blieb eine Weile totenstill. Endlich schob
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