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006 - Der lebende Leichnam

006 - Der lebende Leichnam

Titel: 006 - Der lebende Leichnam
Autoren: Peter Randa
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erschienen und denen ich mich nicht gewachsen glaubte.
    Voller Zweifel sage ich leise: »Ich weiß, dass ich fast die ganze Zeit bei Bewusstsein war, aber es war ein besonderes Bewusstsein. Vielleicht klingt das idiotisch, was ich jetzt sage, aber es war so, als hätten sich meine Gedanken in eine andere Dimension geflüchtet.«
     

     
    Marlat hat mich einem regelrechten Verhör unterzogen. Obwohl es mich sehr angestrengt hat, ist es mir gelungen, nichts zu verraten. Ich habe dabei eine Menge über meinen »Unfall« erfahren.
    Als man mich aus den Trümmern des Flügels F barg, muss ich ausgesehen haben wie ein Huhn vom Grill. Tiefe Brandwunden am ganzen Körper, jedoch nur oberflächlich … ich meine vom ärztlichen Standpunkt aus gesehen. Kein lebenswichtiges Organ war verletzt und mein Gesicht zeigte keine Spur einer Verbrennung.
    Logischerweise standen die Chancen, durchzukommen, für mich trotzdem nur eins zu fünfhunderttausend. Aber nach zwei Tagen lebte ich noch immer. Zumindest mein schrecklich verstümmelter Körper lebte noch, auch wenn er so regungslos dalag, als hätte ich die Schwelle des Todes bereits überschritten.
    Ein Koma, wie man es bis dahin noch nie beobachtet hatte. Ein Heer von Ärzten und Wissenschaftlern hatte mich begutachtet. Alle möglichen Hypothesen waren aufgestellt worden, aber keine von ihnen hatte sich als richtig erwiesen.
    Alle wunderten sich darüber, dass mein Gesichtsausdruck unverändert blieb und in keiner Weise darauf schließen ließ, dass ich Schmerzen empfand. Ich sah aus, als schliefe ich. Mein Zustand widersprach allen medizinischen Erfahrungen, und physisch erholte ich mich erstaunlich rasch.
    Nach einiger Zeit erhielt Dr. Marlat die Erlaubnis, ein Experiment mit mir vorzunehmen. In dem Zustand, in dem ich mich befand, radioaktiv bis ins Mark, glaubte man, dies ohne weiteres verantworten zu können.
    Ich war ein ideales Versuchskaninchen. Es war Vera Lomel, die Frau mit dem mürrischen Gesicht, die mit Hilfe einer von ihr erfundenen Behandlungsmethode zu Heilung von radioaktiven Verbrennungen sozusagen meine endgültige Wiederauferstehung zustande brachte.
    Sie hatte bereits mit Ratten und Mäusen viel versprechende Resultate erzielt. Allerdings nur Teilresultate und mit Versuchsobjekten, die längst keine so großen Schäden aufgewiesen hatten wie ich.
    Man hatte sich übrigens keinen großen Hoffnungen hingegeben, und alle, die sich mit meinem Fall beschäftigten, waren mehr als verblüfft gewesen, als ich so unglaublich rasch auf die Behandlung ansprach.
    Diese Behandlung, die bei den Tieren nur bescheidene Erfolge gezeitigt hatte, erwies sich beim Menschen als außerordentlich wirksam. Aber da waren noch die Verbrennungen. Auch hier unterzog man mich einer ganz neuartigen Behandlung, mit der man noch kaum Erfahrungen gesammelt hatte.
    Im Flügel F hatte Professor Arthaud ein noch unbekanntes Verfahren ausprobiert. Dr. Marlat hat mir die technischen Einzelheiten erklärt, aber leider verstehe ich zu wenig von Physik und Chemie. Grob gesagt, handelte es sich um eine Art Atomverbrennung nach dem gleichen Prinzip wie bei der Atombombe, nur dass es hier darum ging, allein Wärme freizusetzen.
    Ein reines Laborexperiment. Gefährlich, aber mit so vielen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt, dass eigentlich nichts hätte passieren können. Leider hatte eine Kugel die wichtigsten Teile der Sicherheitsanlage getroffen und das gesamte System zerstört.
    Die hochradioaktiven Hitzestrahlen hatten sich ausgebreitet und waren mir bis zur Wendeltreppe gefolgt. Arthaud, seine Assistenten Riley, Antoine und Marco wurden auf der Stelle getötet, besser gesagt zu Tode gekocht.
    Ich hatte mehr Glück. Als die erste Explosion stattfand, schützte mich die schwere, mit Bleiplatten versehene Stahltür. Bei der zweiten befand ich mich bereits auf der Wendeltreppe.
    Eigentlich kann man nicht von Explosionen sprechen. Es war vielmehr die entsetzliche Hitze, die den Flügel des Gebäudes zerstörte. Ich bin der einzige, der die Katastrophe überlebte.
     

     

Noch hat mich keiner hier danach gefragt, was ich in jener Nacht im Zentrum für wissenschaftliche Forschung zu suchen hatte. Das scheint Dr. Marlat nicht zu interessieren. Wahrscheinlich freut er sich sogar über das, was ich getan habe. Immerhin habe ich ihm damit zu einem interessanten Experiment verholfen.
    Trotzdem hat er mir zu verstehen gegeben, dass er früher oder später gezwungen sei, meine wunderbare Auferstehung der
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