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006 - Der lebende Leichnam

006 - Der lebende Leichnam

Titel: 006 - Der lebende Leichnam
Autoren: Peter Randa
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Polizei zu melden.
    Ich habe ihn gefragt: »Was bedeutet das für mich?«
    Mit einem Achselzucken antwortete er mir:
    »Ich kann mir vorstellen, dass man berücksichtigen wird, wie ungeheuer wertvoll Sie für die Wissenschaft sind.«
    Keine sehr beruhigende Aussicht. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint einem das Leben nicht sehr verlockend. Aber wie dem auch sei, ich fühle mich noch zu erschöpft, um sofort irgendetwas zu unternehmen.
    Es bleibt mir bestimmt noch genug Zeit, wieder auf die Beine zu kommen. Marlat hat gelächelt, als ich auf die Hypothese anspielte, dass sich mein Geist in eine andere Dimension geflüchtet habe.
    Er ließ sich nicht überzeugen, obwohl ich die Worte Wiederholte, die ich während meiner Bewusstlosigkeit gehört hatte. Er ist der Meinung, dass meine geistigen Fähigkeiten gelähmt waren. Was ihn viel mehr überraschte, war meine Behauptung, ich hätte keine Schmerzen empfunden.
    Er glaubt, dass mich die Radioaktivität irgendwie betäubt hat. Damit erklärt er auch meine lange Bewusstlosigkeit.
    Mir soll es recht sein. Ich habe ihm wortlos zugehört, aber ich spüre, dass da noch etwas anderes ist.
    Mireille hat mir geholfen, aufzustehen. Es klappte nicht ganz. Der Boden begann sofort unter meinen Füßen zu schwanken. Ich musste mich gleich wieder hinsetzen und dann sogar hinlegen.
    »Sie werden schon nach und nach wieder zu Kräften kommen.«
    Sie meint, dass ich noch ein paar Monate lang recht schwach sein werde. Ich mag Mireille sehr. Sie ist sanft und immer freundlich. Bestimmt weiß sie, was mir zugestoßen ist und in welchem Zusammenhang. Es würde mich wundern, wenn man nicht davon gesprochen hätte.
    »Was denken Sie über mich, Mireille?«
    »Nichts.«
    »Ich glaube nicht, dass Dr. Marlat einen Grund hat, mich anzulügen.«
    »Sie anzulügen?«
    »Wegen des Zentrums für wissenschaftliche Forschung. Ich erinnere mich nicht, dort gewesen zu sein. Ich erinnere mich an überhaupt nichts.«
    Ich lächle ein wenig melancholisch. »Ich weiß nicht einmal, wie ich heiße.«
    »Jean Morel.«
    Vorsichtshalber habe ich mir vorgenommen, mich an nichts mehr zu erinnern. Auf diese Weise werde ich bei den Verhören einen guten Stand haben. Man wird mich nicht zu sehr belästigen. Das werden sie schon fressen, denn ich bin ja ein außergewöhnlicher Fall.
    »Hat man schon die Polizei benachrichtigt?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann wird man mich also ins Gefängnis stecken?«
    »Im Augenblick sind Sie noch nicht transportfähig. Sie sind noch sehr pflegebedürftig und benötigen eine Spezialbehandlung, die man Ihnen nur hier geben kann.«
    »Kümmern Sie sich schon lange um mich?«
    »Seit einem Jahr.«
    Sie schüttelt mein Kopfkissen auf. »Jetzt müssen Sie aber schlafen.«
    »Ja. Nichts lieber als das. Außerdem bin ich jetzt schon etwas beruhigter.«
     

     
    Ich bin zwar wach, aber ich öffne nicht die Augen. Ich bleibe regungslos liegen. Irgendwie hoffe ich, diese Art besonderen Bewusstseins wieder zu finden, bei dem ich mich in eine andere Dimension versetzt fühle.
    Manchmal habe ich den Eindruck, mich von mir selbst zu entfernen. Dann spüre ich ein Schweben in mir, als säße ich plötzlich in einer Achterbahn.
    Eine Hand auf meiner Stirn. Eine kühle, beruhigende Hand. Ich öffne die Augen. Mireille beugt sich über mich. Ihr Gesicht drückt Besorgnis aus.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Doch.«
    »Es kam mir vor, als schliefen Sie unruhig.«
    »Ich habe geträumt.«
    »Sie haben Fieber.«
    Merkwürdig! Ein Gefühl des Wohlbehagens in meinem Kopf. Ich fühle mich seltsam beschwingt. Ob das mit meiner Auferstehung zusammenhängt? Ich kann es mir nicht vorstellen. Mireilles Blick kreuzt den meinen.
    »Entspannen Sie sich!«
    »Es geht mir schon besser.«
    »Ich werde den Doktor benachrichtigen. Auf keinen Fall können Sie heute schon Besuch empfangen. Nicht, solange dieser Zustand anhält.«
    »Was für einen Besuch?«
    »Den des Kommissars Dutoit.«
    Schon? Das versetzt mir einen Schlag. Ganz so, als habe man mir eine rechte Gerade in die Magengrube verpasst. Mireille merkt, dass ich blass werde, und geht mit ärgerlichem Gesicht zur Tür.
    »Man kann doch jemanden in so einem Zustand nicht belästigen … Das geht einfach nicht. Wer das nicht versteht …«
    »Mireille?«
    Sie dreht sich um.
    »Ja?«
    »Wer ist Vic?«
    Ihr Gesicht erstarrt, und sie errötet tief. Verwirrt stottert sie:
    »Aber … Dr. Marlat … Woher wissen Sie, dass wir ihn unter uns Vic nennen?«
    »Sie
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