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006 - Der lebende Leichnam

006 - Der lebende Leichnam

Titel: 006 - Der lebende Leichnam
Autoren: Peter Randa
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Hemdsärmeln.
    Marco hat ein Paar Handschellen aus der Tasche gezogen und steckt gerade den Revolver ein.
    »Dreh dich um! Her mit den Pfoten!«
    Der Hausmeister gehorcht. Mit einer Handbewegung halte ich Riley und Antoine zurück. Der Hausmeister scheint umgänglich zu sein, und ich möchte Nutzen daraus ziehen.
    »Bist du allein hier?«
    »Professor Arthaud ist noch da.«
    »Wo?«
    »Im Flügel F.«
    Ich weiß, wo das ist.
    »Sonst niemand?«
    »Nein. Aber hier gibt es nichts zu stehlen.«
    »Das geht dich nichts an.«
    Ich wende mich an Marco.
    »Du knebelst ihn und fesselst ihm die Füße. Danach gehen wir zum Flügel F.«
    »Professor Arthaud darf nicht gestört werden.«
    »Schwätz nicht so viel«, brummt Riley.
    Was gehen mich Professor Arthauds Versuche an? Er kann sie ja wieder von vorn anfangen. Er arbeitet ohnehin auf Staatskosten.
    Marco hat alles dabei, was er braucht, um den Hausmeister zu fesseln. Im Handumdrehen ist der Kerl endgültig außer Gefecht gesetzt und hält den Mund.
    »Wo soll ich ihn lassen?«
    »Leg ihn vor der Mauer hin.«
    Der Flügel F liegt zu unserer Rechten. Ein runder Saal. Ich war einmal darin. Man erreicht ihn mit einem Fahrstuhl oder über eine Wendeltreppe. Der Flügel F ist eine Art riesiger unterirdischer Bunker.
    Wir steigen die Treppe hinunter. Ich gehe voran, und Riley fragt mich: »Glaubst du, er ist allein, der Professor?«
    »Wenn gerade ein Versuch stattfindet, sind seine Assistenten sicher dabei.«
    »Müssen wir uns dann um alle kümmern?«
    »Vorsichtshalber, ja. In dem Panzerraum haben wir mindestens für eine Stunde zu tun. Angenommen, Arthaud hat sein Experiment gerade beendet, kommt mit seinen Leuten raus, und sie finden den Hausmeister …«
    »Das wäre ja heiter.«
    »Sie sind Wissenschaftler und keine Zirkusathleten. Wenn sie unsere Knarren sehen, werden sie sanft sein wie Lämmer.«
    Riley brummt etwas Unverständliches vor sich hin. Er hasst jede Art von Komplikationen und meckert dauernd. Antoine dagegen ist ein ruhiger Typ. Ein riesiger Kerl und stark wie ein Stier.
    Der intelligenteste von den dreien ist Marco. Aber ich misstraue ihm immer ein wenig, denn er ist ein Killer, und man darf ihn nicht aus den Augen lassen.
    Auf jeden Fall sind wir ein gutes Team. Hundertprozentig aufeinander eingespielt. Riley meckert zwar gern, aber er schreckt vor nichts zurück. Seit drei Jahren arbeiten wir zusammen und sind noch nie erwischt worden. Zwei große Einbrüche. Der Schmuck der Gräfin Berberra. Zwei Überfälle, die eine tolle Presse hatten.
    Dann – das ist jetzt acht Tage her – bin ich auf Artof gestoßen, der uns für eine relativ einfache Arbeit fürstlich bezahlt. Ein Russe, dieser Artof, aber ich weiß nicht, ob er für den Osten oder für die Amerikaner arbeitet.
    Das kann mir ja auch egal sein. Seine Spezialität ist das, was man Industriespionage nennt, und ich glaube, er arbeitet auf eigene Rechnung. Wahrscheinlich verkauft er an den Meistbietenden.
    Wir haben den Auftrag, die Pläne für eine neue Rakete und die Formel einer Legierung zu stehlen, die vom Zentrum für wissenschaftliche Forschung entwickelt wurde.
    Die gewundene Steintreppe ist lang. Nachher werden wir den Aufzug nehmen. Jetzt wäre das zu riskant gewesen.
    Wir gelangen in eine Art Vorraum und stehen vor einer schweren Stahltür mit einer Sichtscheibe aus Panzerglas und einem schweren Verschlussrad. Über der Tür leuchtet eine rote Kontrolllampe.
    Ich werfe einen Blick durch die Sichtscheibe und sehe nur eine Art Portiersloge aus Glas, in der ein Assistent in weißem Mantel an einem kleinen Tisch sitzt. Er ist gerade dabei, Notizen zu machen.
    Vor ihm steht ein Lautsprecher. Ab und zu zucken in dem Versuchsraum grelle Blitze auf, die sich im Glas der Loge widerspiegeln.
    »Fangen wir an?« fragt Marco.
    Er ist schon ungeduldig und beißt sich nervös auf die Lippen. Ich sehe, wie sich seine Hand um den Griff seines Colts spannt.
    »Los!«
    Ich packe das Verschlussrad mit beiden Händen und lasse es herumwirbeln. Sofort beginnt die Kontrolllampe zu blinken, und der Assistent blickt auf. Sein Gesichtsausdruck verrät Nervosität.
    Rasch spricht er einige Worte in das Mikrofon und drückt einen Hebel herunter. Über unseren Köpfen dröhnt eine Stimme:
    »Achtung, Experiment! Eintritt verboten!«
    Ich kümmere mich nicht darum und drehe weiter an dem Verschlussrad. Die schwere Tür beginnt sich zu öffnen. Der Assistent scheint plötzlich die Nerven zu verlieren und
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