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0056 - Die Teufelshöhle

0056 - Die Teufelshöhle

Titel: 0056 - Die Teufelshöhle
Autoren: Dieter Saupe
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Und er hatte ihre Unterarme mit festem Griff umklammert.
    Langsam löste er sich aus der unfreiwilligen Umklammerung, die der Felsenschacht ihm aufzwang. Behutsam, aber sicher, zog er Nicole Duval nach oben.
    Schon war sein Oberkörper wieder frei. Zamorra spürte, wie Nicole sich mit schnellen Pendelbewegungen ihrer Füße gegen die innere Wand abstürzte. Dann kam ihr Kopf zum Vorschein, ihr Körper.
    »Danke«, keuchte sie nach der vorausgegangenen Anstrengung nur. Zamorra wehrte ab.
    »Nichts wie weg hier«, sagte er. »Bald werden uns alle Gelben Furien hetzen.«
    ***
    Pünktlich zur angegebenen Zeit erschien der Anführer Batak vor dem Kerkerverlies, um Nicole abzuholen. Er leckte sich in seiner Vorfreude die Lippen, als er daran dachte, wie ihr junger, geschmeidiger Körper sich vor den Augen des Großen Shuri und der Gelben Furien drehen würde.
    Im Geiste sah er schon die anmutigen, graziösen Bewegungen, die ihr Körper vollführen würde.
    Er brauchte keinen Schlüssel für die Tür zum Verlies. Nur die Gemächer der Tanzmädchen waren mit Schlössern versehen. Nicole aber, die Fremde, wurde schärfer bewacht. Die Tür zum Kerker war unsichtbar. Sie war als geheime Schiebetür direkt in die Wand des Korridors eingebaut. Wenn Batak seine Hand an eine bestimmte Stelle legte, gab sie nach und öffnete sich wie unter einem geheimen Kommando.
    Batak öffnete die Tür. Dann suchten seine Augen das Dunkel im Kerker zu durchdringen. Zunächst sah er nichts. Er hatte eine Fackel mitgebracht und zündete sie jetzt an.
    Im Schein der rotgelben Flamme sah er zu seinem Entsetzen, dass der Kerker leer war.
    Sofort dachte er an Nicoles Worte, die er nicht ernst genommen hatte.
    Was hatte die Fremde gesagt?
    »Ich werde den Felsen einfach beiseiteschieben und hinausgehen.«
    Das waren die Worte Nicoles gewesen.
    Und da entdeckte Batak das Loch in der Wand. In panischem Schrecken ging er auf die Wand zu. Das Entsetzliche war eingetreten! Das Mädchen war entkommen!
    Sofort malte er sich aus, welche Folgen das für ihn haben würde.
    Zuerst war Sita, die Tochter des verhassten Raja, aus dem Tempel entkommen! Dank der Unachtsamkeit und Leichtgläubigkeit Bataks!
    Und nun war diese französische Hündin geflohen, die mit diesem verhexten Zamorra in Verbindung stand!
    Batak sah ungläubig auf das Loch in der Felsenwand. Es konnte nicht anders sein. Das fremde Mädchen hatte seine Drohung wahr gemacht. Überirdische Kräfte hatten ihr das Verlies geöffnet, und sie war vor dem Zugriff der Shuris und Gelben Furien sicher.
    Batak durfte nicht zögern. Er wusste, dass es das Ende seiner Macht über die Gelben Furien war. Der Große Shuri würde ihn sofort absetzen. Aber lieber diese Schande ertragen, als sich über diese neue Tatsache auszuschweigen! Das würde der Große Shuri ihm nie verzeihen! Wenn Batak schwieg, konnte das bedeuten, dass der Geist des alten Königs ihn in den Wasserschacht werfen lassen würde.
    Fassungslos über Nicoles Flucht machte sich Batak auf den Weg in den Prunksaal, wo der Große Shuri bereits Platz genommen hatte. In wenigen Minuten sollte das große Tempelfest beginnen, zu dem alle gefangenen Mädchen als Tänzerinnen beitragen sollten.
    Der Geist des Königs Shuriwatha, der Große Shuri, saß auf seinem thronähnlichen Stuhl in der Mitte des Prunksaales. Ein purpurner Samtmantel kündete von seiner Königswürde, und die schwere goldene Krone auf seinem Kopf ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er der Herrscher über alle Menschen und Geister hier im Tempel war.
    Seine Blicke trafen Batak.
    Der Anführer blieb in der Tür stehen. Er wagte nicht, den Prunksaal zu betreten.
    Der Shuri sah ihm an, dass er eine schlechte Nachricht brachte.
    »Was ist geschehen?«, fragte er mit donnernder Stimme.
    »Das Mädchen«, sagte Batak fast tonlos. »Das Mädchen ist verschwunden, Hoher Herr.«
    »Sprich nicht in Rätseln, Dummkopf!«, herrschte der Shuri ihn an.
    »Du weißt so gut wie ich, dass wir viele Mädchen im Tempel haben. Also – von wem sprichst du?«
    »Ich meine das Mädchen, das zu Zamorra gehört«, sagte Batak kleinlaut.
    Es war nicht so sehr die Tatsache über Nicoles Flucht, die den Herrscher der Shuris hochfahren ließ. Aber als er den Namen Zamorras hörte, schoss ihm die Zornesröte ins Gesicht.
    »Wie ist das geschehen?«, fragte er schnell.
    »Sie muss über Kräfte verfügen, die wir nicht kennen, Großer Shuri«, sagte Batak weinerlich. Er krümmte seinen Körper zu einer
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