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0056 - Die Teufelshöhle

0056 - Die Teufelshöhle

Titel: 0056 - Die Teufelshöhle
Autoren: Dieter Saupe
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Rawisa die Beine weg. Es war der Mut der Verzweiflung, der sie immer wieder auf die Füße kommen ließ. Nur weiter! Nur fort! Nur weg aus der Reichweite der Gelben Furien!
    Sie würden nicht nachlassen oder aufgeben. Sie hatten ein Opfer erspäht und sie würden dieses Opfer jagen, bis es in ihrer Gewalt war.
    Einmal glaubte Rawisa, dass die Verfolger ihre Spur verloren hätten.
    Aber sie täuschte sich.
    Und es war eine einzige, kurze Bewegung der Unaufmerksamkeit die ihr Schicksal besiegeln sollte.
    Rawisa war sicher, dass sie von Batak und seinen Männern nichts mehr hörte. Das heisere, verbissene Stöhnen hinter ihr hatte aufgehört. Der stoßweise Atem der Furien war verklungen.
    Sekundenlang blieb Rawisa stehen. Sah sich schnell um.
    Von den Furien war wirklich nichts mehr zu sehen. Aber auch nur sekundenlang.
    Denn als das Mädchen den Kopf wieder drehte, sah sie die gelben Kutten durchs Gestrüpp leuchten. Eine war hinter ihr, fast zum Greifen nahe. Die anderen kamen von vorn auf sie zu. Von links der eine, von halbrechts der andere.
    Entsetzen lähmte das Mädchen.
    Dann wollte sie sich mit einem Ruck davon schnellen. Von dem Weg herunter, von dem schmalen Pfad mit einem todesmutigen Sprung direkt in das Dickicht neben ihr.
    Es war eine Lianenschlinge die ihren linken Fuß fesselte. Rawisa hatte keine Zeit zu überlegen, ob es eine von Jägern gelegte Falle war, oder ob die Schlingpflanze ein einfaches, natürliches Hindernis bildete.
    Rawisa spürte nur den strickähnlichen Arm der Schlingpflanze um ihre Fessel. Feucht und fest schmiegte sich die Liane um ihren Fuß.
    Der Ruck, mit dem Rawisa zum Sprung ansetzen wollte, ließ ihren Körper nach vorn schnellen. Ihr Fuß aber blieb fast unbeweglich am Boden.
    Da stürzte sie hin. Und noch im Sturz sah sie den Mann mit der gelben Kutte auf sich zukommen.
    Sie lag noch nicht am Boden, als Batak, der Anführer, schon über ihr war.
    ***
    »Tochter einer Hexe!«, brüllte Batak das Mädchen an. »Dich haben wir also erst einmal! Du wirst uns sagen, wie und wo wir wieder an Sita herankommen. Und jetzt steh auf! Wir werden dich zum Großen Shuri bringen. Du bist jung und schön, und dein Anblick wird ihn wenigstens ein wenig versöhnen.«
    Rawisa spürte, wie Batak ihren Leib mit Lianenstricken umwickelte. Er wollte diesmal ganz sicher gehen. Einmal war ihm ein Mädchen entkommen und er hatte sich den Zorn des Großen Shuri zugezogen.
    Diesmal wollte er sich sein Opfer nicht entgehen lassen. Seine Verantwortung war zu groß. Und die Wut des Herrschers, des Geistes Shuriwathas im Tempel der Gelben Furien, war drohender und schlimmer als jede Gewalt von Geistern und Menschen und Dämonen.
    Rawisa fühlte seine Hände an ihrem Fuß. Der Anführer löste geschickt die Lianenschlinge, die sich wie eine Fessel um diesen Fuß gelegt hatte.
    Dann musste Rawisa sich erheben.
    Es gelang ihr nicht ohne Bataks Hilfe. Er musste sie stützen.
    Dann trieb er sie zur Eile an.
    Rawisa sah die triumphierenden Blicke der Gelben Furien.
    Fürs erste musste sie sich in ihr Schicksal ergeben. Jetzt würde sie ihnen nicht mehr entkommen.
    Zwei Stunden lang führte der schmale, schlüpfrige Weg durch den unheimlich wirkenden Regenwald.
    Das Geschrei der Vögel, das Gekreische der Affen, das dumpfe Brüllen der Büffel unten am Fluss machten den Wald nur noch unheimlicher.
    Rawisa dachte nicht mehr an Flucht. Sie dachte vielmehr zurück.
    An das Haus ihres Onkels. An Sita, die sich hatte befreien können.
    Und da gab es noch einen Menschen, auf den sie jetzt ihre ganze Hoffnung setzte. Das war der Fremde aus Europa, der sich vor keinem Geist scheute, der gegen eine Vielzahl von Dämonen angetreten war und sie unschädlich gemacht hatte. Das war Professor Zamorra, der Mann, den selbst der gefürchtete Geist der Shuris nicht überwinden würde.
    Der andere aber, vor den Batak sie bringen sollte, war alles andere als vertrauenerweckend.
    Batak und seine Begleiter nahmen den Weg, auf dem sie erst vor wenigen Tagen das Mädchen Sita entführt hatten.
    Ein geheimer Eingang hinter dem ungeheuren Wasserfall brachte sie ins Innere der Felsenwand. Und von dort gelangten sie in den Prunkraum des geheimnisvollen Tempels. Es war der Prunkraum, in dem der Große Shuri den geraubten Goldschatz seines Todfeindes, des Königs Raja, versteckt hielt.
    Rawisa traute ihren Augen nicht. Eine Fülle von Gold und Edelsteinen strahlte ihr entgegen. Ein ganzes Meer aus gleißendem roten und gelben Gold. Ein Berg
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