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0051 - Das Schiff der toten Seelen

0051 - Das Schiff der toten Seelen

Titel: 0051 - Das Schiff der toten Seelen
Autoren: Susanne Wiemer
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Zamorra spürte in diesen Sekunden die Angst gleich einer heißen Woge in seinem Innern.
    Er packte das Schwert fester.
    Das Schwert des Feuers – Symbol des Guten und oft schon siegreich im Kampf gegen die Mächte der Finsternis.
    Mit einem Ruck zog er die Waffe aus der Scheide. Seine Lippen preßten sich zusammen, verbissen kämpfte er gegen den unheimlichen, lähmenden Bann, den er spürte und vor dem ihn das Amulett nicht mehr zu schützen vermochte. Das giftige messingfarbene Licht schmerzte in seinen Augen, jede Bewegung schien zur Anstrengung zu werden. Quer über das Plateau ging er auf seinen Gegner zu, das magische Schwert in der Rechten – aber der Dämon lachte nur hohl, während er zurückwich.
    »Armseliger Narr!« schrie er. »Längst hätte ich dich töten können, aber meine Rache wird schlimmer sein als der Tod. Gefangen wirst du sein in der Tiefe der Zeit! Nie wirst du den Rückweg finden. Nichts vermagst du gegen mich, und nichts vermag Albans Schwert. Weichen werde ich vor dir in die Dimension der Finsternis, und du wirst mir nicht folgen können…«
    Bei den letzten Worten verblaßte seine Gestalt.
    Schauerlich gellte sein Gelächter, er breitete die Arme aus, trat noch weiter zurück – und seine Füße lösten sich von dem Steinplateau der Pyramide. Der unheimliche Messingglanz schien sich nur noch auf seine Gestalt zu konzentrieren, schien das körperlose Bild sekundenlang wie eine Aura zu umgeben und dann aufgesogen zu werden. Die Züge des Dämons verblaßten in einer leuchtenden Wolke, von Sekunde zu Sekunde verschwamm der Messingglanz, floß auseinander, wurde eins mit dem silbernen Mondlicht – und die Gestalt des Dämons verging als habe es sie nie gegeben.
    Aber der Nachhall des Höllengelächters zitterte immer noch in der Luft.
    Und Zamorra wußte mit verzweifelter Klarheit, daß die dämonische, übermenschliche Kraft des bösen Geistes ungebrochen war…
    ***
    In einer anderen Welt und einer anderen Zeit fuhr ein kleiner Wagenkonvoi über die Zugbrücke von Château Montagne und rollte auf dem gepflasterten Innenhof aus.
    Pierre Malice, Chef des Kommissariats im nahen Dorf, hatte seine Stirn in sorgenvolle Falten gelegt, als er den Wagenschlag aufstieß.
    Malice kannte das Schloß und seinen Besitzer schon länger, und jedesmal, wenn hier irgend etwas geschehen war, das seine Anwesenheit erforderlich machte, hatte es sich um höchst rätselhafte, unheimliche Vorgänge gehandelt. Diesmal war ein Anruf des Butlers daran schuld, daß der Kommissar seine gesamte Streitmacht mobilisiert hatte. Raffael Bois, ansonsten die Ruhe selbst, befand sich offenbar in heller Aufregung. Und als er jetzt aus der Tür der ehemaligen Kemenate trat, wirkten seine Züge verkrampft und fahl und seine Bewegungen überhastet.
    »Gut, daß Sie hier sind, Commissaire!« Die sonst stets höflichkühle Stimme vibrierte leicht. »Ich weiß mir allmählich keinen Rat mehr. Unheimliche Dinge geschehen! Nicht genug damit, daß Mademoiselle Duval und Monsieur Fleming spurlos verschwanden und daß auch der Professor nicht zurückkehrte – jetzt treibt sich auch noch ein Fremder im Schloß herum!«
    Malice hob die Brauen. Daß er Zamorras Sekretärin förmlich anbetete, war kein Geheimnis.
    »Mademoiselle Duval verschwunden?« echote er erschrocken.
    Der Butler nickte. »Zusammen mit Monsieur Fleming, ja. Mir war das unerklärlich, da beide ihre Wagen hierließen und da sie ja sicher keine nächtliche Fußwanderung unternommen haben. Ich informierte den Professor. Er war ebenfalls sehr besorgt und kehrte sofort von dem Kongreß in Paris zurück, an dem er gerade teilnahm.«
    »Und was hat er unternommen?«
    Raffael seufzte. Zamorra hatte herausgefunden, daß Bill und Nicole durch die Machenschaften des Dämons in eine andere Zeit versetzt worden waren, er war zur Ruine der Adlerburg gefahren, um mit Hilfe des toten Kreuzfahrers Alban de Bayard ebenfalls die Reise in jene Zeit anzutreten – aber das konnte der alte Butler natürlich nicht ahnen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich weiß nur, daß der Professor mit dem Wagen wegfuhr. Und daß er, wie gesagt, sehr besorgt wirkte.«
    »Und was ist mit dem Unbekannten, der sich im Schloß herumtreibt?«
    Raffael Bois zog unbewußt die Schultern hoch, als friere er. Und ebenso unbewußt senkte er die Stimme.
    »Er ist da, Commissaire«, flüsterte er. »Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich höre ihn. Er geht durch das Schloß. Er öffnet und schließt die
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