Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
Vom Netzwerk:
weiß es nicht«, erwiderte er leise. »Mir kam es eben gleich nach Blut vor. Ich kann’s Ihnen wirklich nicht sagen, Mister, warum ich gleich auf Blut tippte.«
    Wir schwiegen ein paar Sekunden. Genaugenommen war es wirklich ein tolles Stück. Am hellichten Tag wird auf einer belebten Kreuzung in New York City ein Sack aus einem fahrenden Wagen auf die Straße geworfen, in dem sich der Leichnam eines Ermordeten befindet. Phil und ich waren immerhin einiges gewöhnt, aber die Frechheit dieses Mörders stellte alles in den Schatten.
    Ich beobachtete den Jungen aus den Augenwinkeln. Er war blaß und nervös. Kein Wunder. Jeder Erwachsene wäre bei einer solchen Entdeckung nervös geworden. Aber wieso hatte er, sofort richtig auf Blut getippt? Er sah den Sack mit den dunklen Flecken aus ziemlicher Entfernung. Es gab tausend andere Möglichkeiten, wodurch die Flecken entstanden sein konnten, wie kam er ausgerechnet auf Blut?
    »Was passierte dann?« fragte ich. .
    »Ich sah auf einmal zwei Cops auf der anderen Straßenseite entlangschlendern. Da fing ich an zu brüllen. Sie hörten mich sofort und drehten sich um. Ich zeigte mit dem Arm auf die Mitte der Kreuzung. Sie sahen hin und verstanden sofort. Einer rannte in die Kneipe. Wahrscheinlich wollte er telefonieren. Der andere spurtete auf die Kreuzung und stoppte den ganzen Verkehr.«
    Ich nickte. Dieser Cop, der in die Kneipe gerannt war, hatte uns angerufen. Wahrscheinlich hatte er gleich anschließend auch noch sein Revier angerufen, damit die Verstärkung zum Absperren der Kreuzung schickten.
    »Und der Rest?« fragte ich.
    Der Junge zuckte die Schultern.
    »Dann ging’s ziemlich schnell. Zuerst rannte eine Menge Leute auf die Straße und zur Mitte der Kreuzung. Es war ein ziemliches Geschrei. Dann heulten auch schon die ersten Polizeisirenen, und ein Haufen Cops erschien und riegelte den Verkehr endgültig ab.«
    »Okay. Vielen Dank für die gute Schilderung«, sagte ich. »Macht es dir etwas aus, wenn du vorläufig hier ein bißchen sitzenbleibst? Wir werden nachher noch einmal darüber sprechen müssen.«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Macht mir gar nicht aus, Sir. An Zeitungverkaufen mag ich jetzt sowieso nicht denken. Ich bin noch ganz fertig.«
    »Gut. Dann bleib hier sitzen. Ich werde dafür sorgen, daß man dich hier in Ruhe läßt. Trink noch ’nen Whisky, wenn du magst, aber verdünn ihn mit Soda. Betrink dich nicht.«
    »Keine Sorge, Sir.«
    »Wir kommen zurück.«
    »In Ordnung, Sir.«
    Wir gingen zur Tür. Dort drehte ich mich noch einmal um und fragte ganz beiläufig: »Übrigens — dieser Wagen, der die Vorfahrt hatte und so plötzlich bremsen mußte, wie sah der eigentlich aus?«
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
    »Schwarzer Chrysler, neuestes Modell, New Yorker Nummer, weiß abgesetztes Dach und weiße Reifen.«
    Ich nickte anerkennend.
    »Gut beobachtet, mein Lieber.«
    Er lachte leise und ein bißchen verlegen.
    »Ich interessiere mich sehr für Autos, Sir. Besonders für so feine Schlitten.« Welcher junge Mann tut das heute nicht? Jedenfalls war diese Aussage für uns sehr wichtig. Ich hatte es plötzlich sehr eilig, hinauszukommen. Schwarzer Chrysler, dachte ich unaufhörlich. Neuestes Modell. New Yorker Nummer. Weiß abgesetztes Dach. Weiße Reifen!
    Dieser Wagen mußte doch zu finden sein!
    ***
    Wir drückten die Tür hinter uns wieder zu. Ich trat an die Theke und winkte den Wirt mit einer Kopfbewegung heran.
    Er beugte sich über die Theke und neigte den Kopf zu mir.
    »Sie passen auf, daß den Jungen da hinten kein Mensch stört. Keiner, verstanden? Und schon gar nicht irgendein Reporter!«
    Der Wirt nickte mit seinem massiven Schädel.
    »Klar, G-man. Nur über meine Leiche.«
    »Okay.«
    Wir gingen hinaus. Phil wollte etwas sagen, aber ich hatte schon den nächsten Polizeiwagen mit der Antenne des Funksprechgerätes ausfindig gemacht und tigerte in langen Sätzen darauf zu.
    Phil kam mir nach.
    Ich hielt dem Fahrer, der gelangweilt eine Zigarette rauchte, meinen Dienstausweis unter die Nase und sagte: »FBI! Kann ich Ihr Funksprechgerät benutzen?«
    Er nickte und stieg aus.
    Ich nahm den Hörer von der Gabel und sagte: »Hallo, Zentrale! Hallo, Zentrale! Stöpseln Sie mir sofort eine Verbindung mit der Kraftwagenabteilung zurecht.«
    »Stadtverwaltung, Kraftfahrzeugwesen.«
    »FBI, Cotton am Apparat. Bitte die Registratur.«
    »Augenblick, Mr. Cotton!«
    Der Augenblick dauerte zum Glück nicht lange, dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher