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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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meldete sich schon die verlangte Abteilung.
    »Hier spricht Jerry Cotton von der Bundespolizei«, sagte ich. »Tun Sie mir einen Gefallen, und lassen Sie sofort nachsehen, wer in New York das neueste Modell von Chrysler fährt. Wagen schwarz, Dach weiß abgesetzt. Reifen ebenfalls weiß. Ich schicke einen Kollegen bei Ihnen vorbei. Vielleicht können Sie jetzt gleich anfangen, in Ihren Unterlagen zu suchen. Es ist sehr wichtig und sehr eilig.«
    »Geht in Ordnung, Mr. Cotton. Ihr Kollege soll sich auf Ihren Anruf beziehen.«
    »Ja, natürlich. Ende.«
    Ich legte den Hörer auf und wandte mich zu Phil, er winkte ab.
    »Schon gut, Jerry. Ich habe ja Ohren, nicht? Ich bin bereits unterwegs. Kann ich deinen Jaguar nehmen?«
    »Sicher. Ich brauche ihn ja jetzt doch nicht. Und wenn wir hier fertig werden sollten, bevor du zurück bist, kann ich leicht mit einem Taxi zurück ins Hauptquartier kommen.«
    »Okay, wenn nicht hier, dann treffen wir uns also im Distriktgebäude wieder?«
    »Okay.«
    Phil ging zu meinem Jaguar. Ich marschierte zurück zur Kreuzung.
    Schon von weitem sah ich, daß unser Doc und die Mordkommission inzwischen angekommen waren. Sie knieten bereits mitten in der Arbeit.
    Ich ging langsam zur Mitte der Kreuzung hin. Über New York spannte sich ein wolkenloser, veilchenblauer Himmel. Überall lärmte jetzt der Verkehr durch die hektischen Straßen dieser Millionenstadt. Die Wolkenkratzer ragten himmelstürmend hinauf in das helle Blau, erfüllt vom Lärmen und Treiben einer emsigen Menschenmasse.
    Nur auf dieser Kreuzung hier stand gewissermaßen das Leben dieser großen Stadt still. Die Cops hatten an den nächsten Kreuzungen inzwischen Umleitungsschilder aufgestellt, und die Absperrungen sorgten dafür, daß auch keine Fußgänger auf die Fahrbahn kamen. Es war eine Stille, die man an einem hellen, lichten Nachmittag in New York nicht erwarten konnte und die darum etwas Gespenstisches an sich hatte.
    Als ich mich dem Fundort bis auf drei, vier Schritte genähert hatte, bemerkte mich Fred Camberlay, ein Mann vom Spurensicherungsdienst. Er kniete mit einer Lupe in der Hand auf dem Asphalt und suchte die Straße ab.
    »Sinnlos, Jerry«, sagte er und stand auf. »Profilspuren kann es auf dem harten Asphalt nicht geben, und was anderes ist auch nicht vorhanden außer Benzin- und Öltropfen.«
    »Das hatte ich mir auch gedacht«, nickte ich. »Phil und ich haben uns schon ein bißchen umgesehen, aber ich wollte sichergehen. Ihr Experten findet doch häufiger etwas, wo wir glatt drüber hinweggesehen haben.«
    »Hier leider nicht.«
    Fred war ein kleiner, dicker Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren. Allein an der Tatsache, daß sie ihn und nicht irgendeinen anderen vom Spurensicherungsdienst geschickt hatten, konnte ich erkennen, wie ernst auch unser Chef, Mr. High, die ganze Sache nahm. Denn Fred Camberlay gilt als der beste Spurenfachmann in New York und wohl auch darüber hinaus.
    Ich hielt Fred die offene Zigarettenpackung hin. Wir standen mit dem Rücken zum Doc, denn wir hatten kein Verlangen danach, ihm bei seiner Beschäftigung zuzusehen.
    Fred bediente sich. Ich steckte mir ebenfalls eine Zigarette zwischen die Lippen. Fred hielt mir das Feuerzeug hin. Ich zog.
    »Schöne Sauerei«, murmelte Fred. »Die Zeitungen werden es aufbauschen wie eine Weltsensation.«
    Ich konnte nur zustimmen.
    »Leider«, sagte ich leise. »Und in dem Fall kann man’s ihnen noch nicht mal übelnehmen. Das ist wirklich das Tollste, was ich je gesehen habe.«
    Wir rauchten schweigend. Wie von weit her hörten wir das Murmeln der Menschen hinter der Absperrung. Unsere Gedanken waren nicht bei der Sache, weil sie eben zu grausam war, als daß man mit den Gedanken immer hätte dabei bleiben können.
    Nach ein paar Minuten hörten wir hinter unserem Rücken, daß unser Doc laut schnaufte. Er stand auf und trat zu uns.
    Er putzte seine Finger mit einem Taschentuch ab. Dabei blinzelte er mit seinen Augenlidern, als ob er etwas in den Augen hätte.
    »Tja…«, seufzte er nach einer ganzen Weile.
    Ich sagte nichts. Ich warf nur meine Zigarette weg und sah ihn fragend an. Er mußte wissen, welche Frage mir auf den Lippen schwebte. Er wußte es auch.
    Er nahm sich die Brille ab und begann, auch sie umständlich und sorgsam zu putzen.
    »Kann man nicht irgendwo ’nen Schluck Whisky haben?« fragte er dann.
    Seine Stimme klang heiser und brüchig.
    Wenn unser Doc schon Whisky braucht, dann ist es was, wobei normale Menschen
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