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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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Sie«, rief er mit hochrotem Kopf. »Ich könnt’ doch nicht wissen, daß Sie G-men sind! Ich hatte keine Ahnung, daß Sie vom FBI kommen, Gents. Wirklich keine Ahnung! Das müssen Sie mir glauben! Ich bin doch nicht so blöd und lege mich mit G-men an! So blöd bin ich doch nicht!«
    »Das Geld für die vier doppelten Whisky liegt auf der Theke«, sagte ich und tippte mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe. »So long.«
    »So long, G-men! So long, Gentlemen! Hat mich gefreut!« dienerte der schmierige Kerl, während er uns hastig die Tür aufriß. Ich mußte unwillkürlich grinsen. Die drei Buchstaben FBI haben ihren Glanz in den Staaten noch immer nicht verloren. G-man — das schafft Ruhe, wo auch immer man dieses Wort ausspricht.
    Ein ganz kleines bißchen waren wir beide in dieser Sekunde stolz darauf, daß wir zu dieser prächtigen Organisation gehörten, dessen Abkürzung FBI bei uns in den Staaten bekannter ist als der populärste Filmheld.
    Auf der Kreuzung vergingen uns alle hochgeschwellten Gefühle. Nur unser Magen rebellierte zum Glück nicht mehr.
    Die Cops auf der Kreuzung winkten uns aufgeregt. Wir marschierten hin. Was mochten sie auf dem Herzen haben?
    ***
    Einer der Cops deutete auf einen jungen Mann von vielleicht sechzehn Jahren, der verlegen vor uns stand. »Dies ist der junge Mann, der das alles mit angesehen hat.«
    »Was angesehen hat?« fragte ich.
    Der Cop machte eine Kopfbewegung zu dem jungen Burschen hin, womit er sagen wollte: Das soll er euch am besten selber erzählen.
    Ich wandte mich deshalb direkt an den Jungen und wiederholte meine Frage: »Was haben Sie angesehen?«
    Der Junge war blaß. Er schluckte und bekam kein Wort über die Lippen. Mir fiel etwas ein.
    »Kommen Sie mit«, sagte ich, und zu dem Cop gewandt: »Wenn die Leute von unserer Dienststelle eintreffen, sagen Sie uns Bescheid. Wir sind in der Kneipe dort in einem Hinterzimmer, wenn es eins gibt.«
    »Okay, Mr. Cotton.«
    Wir nahmen den Jungen in die Mitte und marschierten zurück in das Lokal, aus dem wir gerade gekommen waren.
    Der Wirt wußte nicht, ob er erfreut oder erschrocken sein sollte, als er uns wieder auftauchen sah.
    »Gibt’s ein Hinterzimmer?« fragte Phil.
    »Natürlich, G-men! Hier, bitte.«
    Er riß uns eine schmale Tür auf und griff um die Ecke, um das Licht in dem fensterlosen Kämmerchen einzuschalten. Wir gingen hinein.
    Der Raum war nicht viel größer als drei Yard im Quadrat. In der Mitte stand ein Tisch, und ein paar wacklige Holzstühle fristeten rundherum ihr karges Dasein.
    »Eine Flasche Whisky, Soda und drei saubere Gläser«, sagte ich.
    Der Wirt nickte und verschwand eilig. Nach längerer Zeit kreuzte er mit dem Verlangten auf. Die spiegelblanken Gläser verrieten uns, weshalb es so lange gedauert hatte.
    Nachdem sich der Wirt wieder verdrückt und die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, kippte ich dem Jungen ein Glas halb voll und mixte ihm etwas Soda hinzu.
    »Trink, Junge«, sagte ich. »Das ist gut für den Magen bei so einer lausigen Sache.«
    Er warf mir einen dankbaren Blick zu. Dann setzte er das Glas an den Mund und nahm einen langen Schluck. Plötzlich setzte er das Glas ab und hustete. Dabei liefen ihm die Tränen aus den Augen. Ich hätte ihm wohl doch ein bißchen mehr Soda in den Whisky geben sollen.
    »Brrr — ich bin so etwas nicht gewöhnt«, keuchte er.
    ***
    »Brennt ’n bißchen. Bringt aber den Magen zur Vernunft. Nicht?«
    »Ja. Die Übelkeit ist schon fast ganz weg.« Er nickte.
    »Dann wollen wir mal«, schaltete sich Phil ein. »Wie heißt du denn?«
    »Lemmy Holpins«, sagte der Junge. »Ich bin sechzehn Jahre alt. Wohne in der 164. Straße, 483, sechste Etage.«
    Phil notierte sich die Angaben.
    »Wie kamst du heute gerade hierher?« fragte ich ihn.
    Er nippte vorsichtig an seinem Gläschen.
    »Tja«, sagte er dann. »Weiß selber nicht, warum ich gerade hier angefangen habe. Aber irgendwo mußte ich ja anfangen, meine Blätter loszuwerden.«
    »Zeitungsboy?« warf ich ein.
    Er nickte.
    »Yeah. Muß mir nebenher ein bißchen Money machen. Bin auf dem Ara Samson College. Will mal Maschinenbauingenieur werden, wissen Sie?«
    »Interessanter Job. Welche Zeitungen verkaufst du denn?«
    »Die ›Tribune‹- Nur die ›Tribune‹. Hatte mir heute mittag gerade zweihundert Stück geholt. Mein Revier ist hier von dieser Kreuzung bis zur übernächsten, und die Querstraßen bis zur nächsten Parallelstraße. Heute habe ich gerade mal an diesem Ende angefangen.
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