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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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verkommen ist oder gerade dabei ist, es zu werden.
    Er stellte uns die beiden Whisky in zwei Gläsern hin, die wahrscheinlich seit drei Wochen keine Bekanntschaft mehr mit einem Spülbecken gemacht hatten.
    Phil sali mich an. Ich erwiderte seinen Blick kurz. Dann schob ich die beiden Gläser zur Seite, griff nach zweien, die einigermaßen sauber aussahen und zog sie gründlich durch das Wasser des in der Theke eingelassenen Spülbassins. Ich schüttelte sie ab und stellte sie auf die Theke.
    »Whisky«, sagte ich ruhig. »Doppelt. Ohne Soda.«
    Die Aufmerksamkeit der Leute im Lokal konzentrierte sich auf uns. Ich spürte förmlich ihre Blicke in meinem Rücken.
    Der Wiri griff nach den beiden schmutzigen Gläsern und wollte ihren Inhalt einfach in die von mir gesäuberten kippen.
    Ich legte ihm leicht meine Finger auf den behaarten Unterarm.
    »Mann«, sagte ich leise, »es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir kriegen unseren Whisky aus einer sauberen Flasche in diese sauberen Gläser…«
    Er stierte mich unter buschigen Augenbrauen hervor trotzig an.
    »Oder?« brummte er gedehnt.
    »Oder hier steht in drei Minuten ein Fachmann von der Hygieneabteilung der Stadtverwaltung und entzieht Ihnen wegen Schlamperei und Dreckwirtschaft die Schankkonzession. Suchen Sie sich aus, was Ihnen am liebsten ist.«
    Er sah mich einen Augenblick lawg verdattert an. Dann stellte er die Gläser wieder hin, wischte sich mit seinen Pranken über die schmierige Schürze, die er sich umgebunden hatte, und kam langsam wie eine anrollende Dampfwalze hinter seiner Theke hervor.
    Wir wandten ihm den Rücken zu. Wir dachten auch gar nicht daran, uns umzudrehen. Schön, ich gebe zu, uns saß die Sache von der Kreuzung her im Halse, und an diesem Tag war nicht gut Kirschen essen mit uns. Aber zumindest hatten wir wohl das Recht, saubere Bedienung zu verlangen.
    Er legte uns von hinten seine beiden Pranken kräftig auf die Schultern.
    »'raus!« sagte er. Seine Stimme grollte wie ein Gewitter. »Ich verkaufe mein Zeug, wie mir’s paßt. Wem das nicht gefällt, soll woanders saufen.«
    Phil steckte sich betont lässig eine Zigarette an. Ich griff nach der Whiskyflasche und füllte unsere beiden Gläser. Keiner von uns sah auch nur für den Bruchteil einer Sekunde über die Schulter zurück zu dem schmierigen Kerl.
    Plötzlich knickte Phil mit den Knien ein und schlug mit dem Kinn auf die Thekenkante. Er ging zu Boden, stand aber augenblicklich wieder auf den Beinen. Ich drehte mich ganz langsam um. In der linken Hand hatte ich jetzt mein Glas, in der rechten hielt ich noch die Flasche.
    Der Wirt hatte sich wohl sofort nach dem heimtückischen Angriff auf Phil gegen mich wenden wollen. Da aber Phil gleich wieder auf den Beinen stand, wandte er sich wieder meinem Freund zu.
    Der Kerl war gut einen Kopf größer als Phil und in den Schultern fast doppelt so breit. Trotzdem konnte ich nur grinsen.
    Phil wischte sich ein bißchen Blut von seinem angeschrammten Kinn. Dann sagte er: »Danke. Wo ist das Telefon? Ich muß doch wohl eben die Hygieneabteilung der Stadtverwaltung anrufen.«
    Der Wirt schwoll an wie ein Truthahn in der Balzzeit. Er riß seine beiden klobigen Fäuste hoch und drang auf Phil ein.
    Es ging schneller, als man es beschreiben kann. Irgendwelche Glieder von Phil und dem Wirt wirbelten durcheinander, plötzlich krachte es, und der Wirt lag auf dem nicht gerade sauberen Parkett.
    »Prost!« sagte Phil und nickte mir zu.
    »Cheerio!« erwiderte ich. Wir tranken das scharfe Zeug aus. Es tat unseren Mägen gut, und deshalb füllte ich unsere Gläser noch einmal mit einer doppelten Portion.
    Um den Wirt brauchten wir uns nicht zu kümmern. Zwei Gäste von einem nahestehenden Tisch riefen ihn durch fleißiges Tätscheln seiner unrasierten Gesichtshälften ins Bewußtsein zurück. Er wollte anscheinend gleich wieder auf uns los, denn ich hörte, daß ihm jemand zuraunte: »Joe, sei nicht verrückt! Wie konntest du mit den beiden anbändeln? Das sind G-men! Ich habe sie selber auf der Kreuzung gesehen, wie die Cops sie durch die Absperrung ließen!«
    Ein kleinlautes Brummen folgte, das wahrscheinlich vom Wirt kam. Man flüsterte miteinander. Wir kümmerten uns nicht darum, sondern tranken unseren zweiten Whisky aus.
    Ich warf zwei Münzen auf die Theke, und wir marschierten wortlos zum Ausgang. Plötzlich hörte ich hinter uns hastige, schwere Schritte. Ich sah über die Schulter.
    Der Wirt kam keuchend angelaufen. »Entschuldigen
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