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0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel

0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel

Titel: 0034 - Unser Bluff im tödlichen Spiel
Autoren: Unser Bluff im tödlichen Spiel
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in Ohnmacht gefallen.
    Sie war nicht schwer, und ich konnte mühelos mit der Linken eine Tür nach der anderen aufklinken, bis ich ein Zimmer fand, aus dem mir derselbe dezente Parfümgeruch entgegenkam, der von dem Mädchen ausging. Als ich sie auf einen breiten Diwan gelegt hatte, sagte sie: »Das war schön!«
    Mir blieb fast die Sprache weg, aber zu einem verdatterten »Was?« konnte ich mich doch noch aufraffen.
    »Wie Sie mich getragen haben. Mich hat noch nie ein Mann getragen, G-man!«
    In dem gemütlichen Jungmädchenzimmer war es bedeutend heller als draußen im Korridor, und ich konnte sehen, daß sie mich aus zwei braunen Augen keck und furchtlos musterte. Außerdem sah ich jetzt auch, daß sie ein Buch in der Hand hielt: James M. Cains »Die Rechnung ohne den Wirt«.
    Ich pfiff leise durch die Zähne, als ich das Buch sah.
    »Sie lesen Kriminalromane, Baby?«
    »Nennen Sie mich nicht Baby! Ich heiße Lizzy Brown, Sie dürfen Lizzy, aber nicht Baby zu mir sagen.«
    »Okay, Ba… hm! Okay, Lizzy. Ich heiße Jerry Cotton. Sie dürfen Jerry zu mir sagen.«
    »Fein, Jerry. Sie sehen eigentlich gar nicht aus wie ein G-man.«
    »Wie sieht denn ein G-man nach Ihrer geschätzten Meinung aus, meine liebe Lizzy?«
    Sie richtete sich auf und fauchte mich an: »Ich bin nicht Ihre liebe Lizzy! Merken Sie sich das mal! Jedenfalls jetzt noch nicht! Sie gefallen mir, Jerry, aber so schnell geht das mit der lieben Lizzy nicht!«
    »Also«, lenkte ich ab. »Kommen wir zum Ausgangspunkt zurück: Sie lesen Kirminalromane?«
    »Haben Sie etwas dagegen?«
    »Nicht im mindesten. Ich frage mich nur, warum Sie mit dem Buch im Korridor Spazierengehen?«
    »Ich bin nicht spazierengegangen, sondern ich wollte das Buch jetzt dahin zurückbringen, wo ich es hergeholt habe!«
    »Und wo wäre das?«
    »In der Bibliothek!«
    »Ach! Wann haben Sie denn das Buch aus der Bibliothek geholt?«
    »Heute nacht!«
    Sie sagte es, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre braunen Augen wichen meinem Blick nicht eine Sekunde aus.
    »So, so«, brummte ich. »Heute nacht. Sieh an! Um wieviel Uhr war denn das?«
    »Zehn Minuten vor vier.«
    Ich hatte nun doch Mühe, meine Erregung zu dämpfen. »Zehn Minuten vor vier. So. Holen Sie sich immer zu nachtschlafender Zeit aus der Bibliothek Kriminalromane?«
    »Natürlich nicht«, meinte sie kopfschüttelnd. »Nur wenn ich nicht schlafen kann. Ich hatte mich schon die ganze Nacht schlaflos herumgewälzt, und dann war ich es plötzlich leid. Ich stand auf, machte Licht und ging hinunter in die Bibliothek. Da habe ich mir diesen Kriminalroman herausgesucht und bin wieder heraufgekommen. Ich habe ihn in einem Zug durchgelesen!«
    »Saubere Leistung. Sagen Sie mal, Lizzy, als Sie in der Bibliothek waren, brannte da Licht?«
    »Sicher, ich hab’s ja eingeschaltet.«
    »Aber vorher war kein Licht? Als Sie die Bibliothek betraten, war es dunkel?«
    »Sicher. Mr. Ram löscht doch überall das Licht aus, wenn er schlafen geht.«
    »Es war auch niemand in der Bibliothek, als Sie hineinkamen?«
    »Nein! Wer soll denn drin gewesen sein?«
    »Ich frage ja nur so. Standen übrigens alle Fenster auf oder nur das eine?«
    »Es stand überhaupt kein Fenster auf! Mein Gott, können Sie aber komisch fragen!«
    »Tja, das ist ein alter Fehler bei uns G-men. Ich habe gleich noch so eine komische Frage, Lizzy: Warum sind sie eigentlich eben ohnmächtig geworden, als ich sagte, ich bin G-man?«
    »Ich — ich hatte eben Angst.«
    »Angst? Wovor denn?«
    Sie sah mich trotzig an. »Ich dachte, Sie wollten mich verhaften und würden mich dann foltern, so mit dem dritten Grad und so…«
    Ich konnte nicht mehr. Ich fing an zu lachen, daß die Scheiben klirrten. Diese Lizzy war in ihrer kindlichen Naivität wirklich nicht mehr zu überbieten.
    »Noch eine Kleinigkeit, Lizzy: Sie sind die Treppe hinab zur Bibliothek gegangen. Sahen Sie niemand unterwegs?«
    »Doch, zwei.«
    »Wen und wo?«
    »In der Diele saß der Empfangsdiener in einem Sessel und schlief. Er wartete wahrscheinlich auf die Rückkehr von Mr. Frymor, weil er ihm ja die Tür öffnen mußte. Ich habe mich gehütet, ihn zu wecken.«
    »Und wer war der zweite?«
    »Mr. Ram, der Sekretär.«
    »Wo sahen Sie ihn?«
    »Hier oben im Flur vom 3. Stock.«
    »Was tat er denn um diese Zeit im FLur?« , »Er sagte, er habe Zahnschmerzen und könne nicht schlafen.«
    »Haben Sie länger mit ihm gesprochen?«
    »Nein. Ich wollte doch lesen.«
    »Als Sie in Ihr Zimmer gingen, war also Mr.
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