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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
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kniehohes Unkraut.
    Ich nahm das Sprechfunkgerät. »Suko?«
    »Ich bin immer noch hier«, antwortete mein chinesischer Freund sofort. Klar und deutlich kam seine Stimme aus dem Gerät. Ich war froh, daß er seine gute Laune wiedergefunden hatte.
    Und ich wäre noch froher gewesen, wenn ich die Hürde bereits überwunden gehabt hätte.
    »Wie sieht’s bei dir im Keller aus?« erkundigte ich mich.
    »Sie führen ein Zwiegespräch mit Asmodis. Alle vier sind hier unten versammelt. Weißt du, wie wir gegen sie vorgehen werden? Sobald du im Haus bist, gibst du mir ein Zeichen. Dann fange ich an, Radau zu schlagen. Auf diese Weise werde ich ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken, und du kannst inzwischen unbemerkt in den Keller eindringen.«
    »Einverstanden«, sagte ich.
    »John…«
    »Ja, Suko?«
    »Keine Panne, wenn ich bitten darf, sonst zerfleischen mich diese Biester.«
    »Keine Panne«, sagte ich gepreßt. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Ich steckte das Funkgerät ein und näherte mich gebückt und im Laufschritt dem Haus des Hexenmeisters. Oxoran schien sich so sicher zu sein, daß er es nicht der Mühe wert gefunden hatte, an Fenstern und Türen irgendwelche magischen Sicherungen und Fallen anzubringen.
    Ein Vorteil für mich.
    Ich glitt an der grauen Hausmauer entlang und erreichte ein eingeschlagenes Fenster, dessen glasloser Flügel mir entgegenragte, als wollte er mich aufhalten. Für mich war dies eine Aufforderung, hier einzusteigen.
    Ich nahm sie sofort an.
    Ein Sprung. Ein Klimmzug. Gleich darauf rutschte ich bäuchlings über die Fensterbank. Augenblicke später befand ich mich in Oxorans Haus. Mein Blut kühlte merklich ab.
    Ein unangenehmes Gefühl ergriff mich. Ich durfte keinen einzigen Fehler machen, sonst gab es eine Katastrophe. Dann war Suko nicht mehr zu retten. Auch mich würde im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel holen. Und danach würde es niemanden mehr geben, der für Montreal noch etwas tun könnte.
    Meine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit.
    Ich huschte durch den Raum, in dem ich mich befand. Alte Möbel standen herum. Ich sah sie stets früh genug, um ihnen auszuweichen.
    Ich war mir meiner großen Verantwortung vollauf bewußt.
    Das Schicksal einer ganzen Stadt lastete auf meinen Schultern. Wenn es mir nicht gelang, Oxoran und seine Hexen auszuschalten, würde diese Höllenbrut ein Inferno entfesseln, wie es die Welt noch nicht erlebt hatte.
    Montreal würde in einen feuerlodernden Abgrund stürzen – und nach Montreal würde Toronto drankommen, und danach vielleicht Quebec oder Ottawa…
    Oxorans Gier würde wachsen.
    Er würde mehr, immer mehr Macht besitzen wollen – und wer sollte diesem Machtstreben dann noch Einhalt gebieten?
    Der Aufstand des Bösen mußte im Keim erstickt werden. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, Oxoran Herr zu werden.
    Meine Hand legte sich vorsichtig auf den Türknauf. Ich drehte ihn behutsam. Die Tür ließ sich nur geräuschvoll öffnen. Ich sah die Kellertreppe.
    Ich verharrte einen Augenblick vollkommen reglos und lauschte. Gemurmel. Wortfetzen. Frauenstimmen.
    Ich näherte mich mit klopfendem Puls der Kellertreppe. Bevor ich meinen Fuß auf die erste Stufe setzte, öffnete ich mein Hemd. Ich trug mein geweihtes Silberkreuz um den Hals.
    Ich hatte erlebt, was für eine erstaunliche Wirkung Toby Bannings’ Kruzifix erzielt hatte, und ich hoffte, mit meinem Silberkreuz denselben Erfolg zu erzielen.
    Meine Rechte glitt zum Gürtel. Ich holte die Axt heraus, die ich meinem Spezialkoffer entnommen hatte. Sie hatte auf der einen Seite eine rasiermesserscharfe Schneide und war auf der anderen Seite glatt und klobig wie ein schwerer Hammer.
    Der Griff der Axt war aus reinem Silber, mit Zeichen der Weißen Magie versehen.
    Damit wollte ich die magischen Zeichen, von denen Oxoran und seine Hexen ihre Kraft bezogen wie aus einem dämonischen Jungbrunnen, zertrümmern.
    Ich machte den ersten Schritt. Dann den zweiten. Meine Züge strafften sich. Deutlich merkte ich, wie sich meine Nerven anspannten. Immer wieder sagte ich mir, daß uns allen der geringste Fehler zum Verhängnis werden konnte.
    Schließlich gelang es mir aber, diesen störenden Gedanken ins Unterbewusstsein zu verdrängen. Auf diese Weise schaffte ich es, meine Nerven spürbar zu entlasten.
    Die Kellertreppe machte einen Knick.
    Jetzt sah ich eine Tür. Sie war geschlossen. Durch ihre Ritzen fiel ein rotglühender Schein. Die Stimmen waren nun schon wesentlich deutlicher zu
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