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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
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bekannt. Angeblich weiß er eine ganze Menge über Oxoran.«
    »Ich hoffe, er lebt noch.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Waldo.
    »Und wo wohnt der Knabe?«
    Waldo Tarum nannte mir die Adresse des Greises. Bannings war am nördlichen Stadtrand zu Hause. Ich machte mich sogleich auf den Weg dorthin.
    Vielleicht war Toby Bannings meine große Chance in diesem Höllenpoker. Wenn er wirklich soviel über Oxoran wußte, wie Waldo behauptet hatte, dann konnte mir der Alte möglicherweise auch verraten, wo Oxorans Haus stand.
    Während ich Montreal durchquerte, ging die Sonne allmählich unter. Sie ließ ihre goldenen Strahlen noch einmal kurz auf den Dächern der Gebäude tanzen und überließ dann dem Abend das Revier.
    Bannings Haus war ein besserer Schuppen. Das Dach war mehrmals geflickt. Von den Fensterläden blätterte der Lack ab. Fliederbüsche und Ginstersträucher schirmten das Gebäude von der Straße ab.
    Ich ging über Betonplatten, die in regelmäßigen Abständen im Gras lagen, auf den Hauseingang zu. Die Glocke funktionierte nicht. Ich klopfte. Daß Toby Bannings zu Hause war, wußte ich.
    Ich hatte zwei erhellte Fenster bemerkt.
    Er kam mit schlurfenden Schritten zur Tür. Ich zückte meinen Sonderausweis. Die Tür öffnete sich, und ich erblickte einen gebückten Mann mit schiefem Rücken und nach vorn hängenden Schultern.
    Er war kahl, und er war so häßlich, daß er mit seinem Gesicht den mutigsten Hund erschrecken konnte. Speichel glänzte auf seinen bläulichen Lippen. Er hatte dunkle Ringe unter den hervorquellenden Augen, seine Nase war ein wahrer Geierschnabel, und seine Finger waren gichtig und knotig.
    Er stützte sich auf einen dicken Stock. Es kostete ihn einige Mühe, zu mir aufzuschauen.
    Er warf einen Blick auf meinen Ausweis, während ich ihm sagte, weshalb ich zu ihm gekommen war.
    Er nickte, zog die Mundwinkel nach unten, als würde er mich verachten, machte dann eine einladende Handbewegung und sagte mit einer Stimme, die unglaublich hohl klang und überhaupt nicht zu diesem klapprigen Männchen paßte: »Treten Sie ein, Sinclair.«
    In der Diele hing ein Kruzifix an der Wand, das fast so groß war wie Toby Bannings.
    Der Greis wies darauf. »Es hält das Böse von mir fern.«
    »Hatten Sie schon mal Kontakt mit dem Bösen?« fragte ich ihn.
    Er nickte fest. »Häufig sogar. Früher… Ich schwebte mehr als einmal in Lebensgefahr.«
    Er führte mich in ein Wohnzimmer, das einer Räuberhöhle glich. Der Teppich schlug Wellen wie die See bei Windstärke zehn. Die Abfälle lagen neben dem Mülleimer.
    Auf der Anrichte türmten sich Bannings Habseligkeiten. Aber der Greis war nicht rückständig. Er besaß ein Transistorradio und einen tragbaren Schwarzweißfernseher.
    »Oxoran und seine Satansweiber sind wieder aktiv geworden, nicht wahr?« sagte der Alte. Er bewies damit, daß er informiert war.
    »Ja«, erwiderte ich. »Inspektor Tarum hat mir gesagt, daß Sie eine Menge über Oxoran wissen.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Toby Bannings bot mir Platz an. Er musterte mich mit seinen hervorquellenden Augen eingehend. Vermutlich versuchte er, mich einzuschätzen. Auf seinem Gesicht erschienen Zweifel. Er traute mir anscheinend nicht zu, mit Oxoran fertig zuwerden. Er traute es wahrscheinlich keinem Menschen zu.
    »Sie wollen gegen Oxoran kämpfen, junger Freund?« fragte er mich.
    »Das ist meine Absicht.«
    »Er wird Sie töten. Er tötet alle, die sich ihm in den Weg stellen.«
    »Ich fürchte ihn nicht, Mister Bannings.«
    »Ihr Mut in allen Ehren, Sinclair, aber…«
    »Oxoran ist nicht der erste Höllengünstling, mit dem ich mich anlege. Es ist mein Job, gegen dieses Geschmeiß zu kämpfen. Mein Beruf hat mir den Beinamen Geisterjäger eingebracht. Ich kann mich meiner Haut wehren, Mister Bannings.«
    »Sie sind jung und kräftig, und Sie scheinen sehr viel Mut zu haben.«
    »Ich habe auch manchmal Angst«, gestand ich.
    »Wer nicht?« meinte Bannings. Er setzte sich ebenfalls. »Um mit Oxoran fertig zuwerden, braucht es mehr als Mut und Kraft, Sinclair.«
    Ich wurde unruhig. Der Greis wollte mich von meinem Vorhaben abbringen. Doch ich ließ mich nicht beeinflussen. Ich wollte endlich etwas über Oxoran erfahren.
    »Hören Sie, Bannings«, sagte ich deshalb entschieden. »Ich lasse mich von nichts und von niemandem davon abhalten, gegen Oxoran anzutreten…«
    »Es wäre schade um Sie, Sinclair…«
    »Es wäre auch schade um meinen chinesischen Freund und Partner Suko«,
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