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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
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erwiderte ich schnell. »Der befindet sich nämlich in Oxorans Gewalt, und wenn ich nicht noch heute den entscheidenden Schritt tue, kann es sehr leicht sein, daß mein Freund verloren ist. Das ist nur ein Grund von vielen, weshalb ich Oxoran das Handwerk legen möchte.«
    Der Greis klemmte seinen Stock zwischen die Knie und hob seine gichtigen Hände. »Es war meine Pflicht, Sie zu warnen, Sinclair.«
    »Okay. Dieser Pflicht ist Genüge getan. Erzählen Sie mir nun, was Sie über Oxoran wissen.«
    »Er trieb schon einmal in unserer Stadt sein Unwesen.«
    »Das ist mir bekannt. Vor über zwanzig Jahren.«
    »Ja«, sagte Toby Bannings. »Er und seine Hexenweiber knechteten die Menschen. Sie bekämpften das Reine und hatten die volle Unterstützung der Hölle bei ihrem Treiben. Doch eines Tages wollte sich ein mächtiger Dämon in Montreal einnisten. Er wollte die Stadt zu seinem Revier machen. Oxoran hatte jedoch nicht die Absicht, Montreal zu verlassen. Sie begannen, sich zu bekriegen. Mehrere Wochen tobte ein furchtbarer Kampf. Dann war die Sache entschieden. Oxoran unterlag dem mächtigen Dämon. Seine Hexen retteten sich in die Körper neugeborener Kinder…«
    Genau, wie ich gedacht hatte, fuhr es mir durch den Kopf.
    »… Oxoran verschwand von der Bildfläche«, fuhr Toby Bannings fort. »Es hieß, daß der Dämon ihn zwar nicht vernichten, aber ziemlich schwächen konnte…«
    Ich erwähnte Oxorans Grab, zu dem mich Waldo Tarum geführt hatte.
    Toby Bannings nickte mit finsterer Miene. »Oxorans Geist trennte sich damals vom Körper, um beweglicher zu sein. Irgend jemand hat den Körper begraben. Aber der geschwächte Geist lebte weiter…«
    »Wovon werden Oxoran und seine Hexen am Leben erhalten?« fiel ich dem Greis ins Wort.
    »Im Keller seines Hauses befindet sich ein Tisch, der mit magischen Symbolen versehen ist…«
    »Solange es diese Symbole gibt, wird es auch Oxoran und seine Furien geben, nicht wahr?« sagte ich eifrig.
    »So ist es«, bestätigte mir Toby Bannings.
    »Mit anderen Worten, wenn man Oxoran samt Anhang vernichten will, muß man sich auf diese Symbole konzentrieren und sie zerstören.«
    »Das ist richtig«, sagte Bannings. »Aber bisher hat das noch kein Mensch geschafft.«
    Meine Augen verengten sich. »Dann wird es Zeit, daß es endlich einmal jemandem gelingt.«
    »Diese Symbole sind gefährlich, Sinclair.«
    »Das weiß ich. Sie wären meinem chinesischen Partner beinahe zum Verhängnis geworden.«
    »Sie vereinigen die Kraft des Bösen in sich.«
    »Ich werde diese Kraft brechen!« sagte ich grimmig. »Was ist aus dem Dämon geworden, der Oxoran besiegt hat?«
    »Der hat sehr bald sein Interesse an Montreal verloren, ist weitergezogen. Niemand weiß, wohin.«
    »Glück für Montreal«, sagte ich.
    »Ja. Glück für Montreal. Aber nun ist Oxoran wieder zu Kräften gekommen. Er hat seine Hexen zu sich gerufen, und sie haben bereits wieder mit Hölleneifer losgelegt.«
    Ich erhob mich. »Ich werde sie in die Schranken weisen, Mister Bannings.«
    Der Greis wiegte bedenklich den Kopf. »Hoffentlich übernehmen Sie sich da nicht, Sinclair.«
    »Dann habe ich es wenigstens versucht«, gab ich ernst zurück. »Jetzt möchte ich von Ihnen nur noch eines wissen, Mister Bannings.«
    »Was?«
    »Wo steht das Haus, in dem sich Oxoran verborgen hält?«
    Er sagte es mir und beschrieb mir den Weg dorthin. Ich blieb keine Minute länger in seinem Haus. Das Ziel war in greifbare Nähe gerückt, und ich hatte die Absicht, einen kraftvollen Endspurt hinzulegen.
    Mit festen Schritten durchquerte ich den kleinen Vorgarten. Ich erreichte meinen Pontiac.
    Plötzlich signalisierte mir mein sechster Sinn Gefahr.
    Ich griff sofort zur Beretta und schwang herum.
    Und da sah ich es wieder, das Gesicht, das meinen Freunden und mir auf dem Friedhof erschienen war…
    Er stand reglos auf dem Bürgersteig. Lang und hager. Schmaler Kopf, schlohweißes Haar, bernsteinfarbene Augen, die mich wieder hasserfüllt anstarrten. Er wollte mich anscheinend nicht mehr länger ungehindert schalten und walten lassen.
    Er hatte die Absicht, mir Einhalt zu gebieten.
    Mir war diese Begegnung sehr recht. Endlich hatte ich es nicht mehr bloß mit seinem Namen, sondern mit ihm selbst zu tun.
    Er ließ sein kräftiges Raubtiergebiss blitzen. Höhnisch fragte er: »Hast du endlich alles in Erfahrung gebracht, Sinclair?«
    »Ja, das habe ich!« erwiderte ich hart.
    »Du warst verdammt hartnäckig.«
    »Das ist so meine
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